Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mars Live

Mars Live

Titel: Mars Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
wir haben tatsächlich Leben auf dem Mars entdeckt? Wollen wir diese Entdeckung wirklich irgendeiner Presseabteilung eines Hollywood-Filmstudios anvertrauen?«
    »Sie würden es gern den Russen anvertrauen, vermute ich«, erwiderte Fonda-Fox.
    »Werden Sie nicht zickig! Ich weiß es nicht. Wenn Rußland gleichbedeutend mit Kommunismus wäre – vielleicht. Aber wir haben in Rußland keinen Kommunismus mehr seit… Wie auch immer, ich bin ebenfalls der Meinung, daß alles, was wir entdecken, der Wissenschaft gehört. Und nicht Disney-Gerber.«
    »Auf diese Weise habe ich noch nie darüber nachgedacht«, bemerkte Greetings.
    »Ich halte Rußland für keinen Deut besser«, sagte Fonda-Fox. »Was meinen Sie, Pille?«
    »Sie haben das gesagt, nicht ich«, antwortete Jeffries. »Und, bitte, nennen Sie mich nicht Pille.« Er trank sein Glas leer und ging zurück zu seinen Proben. Er tat so, als ob er arbeitete, damit ihn die anderen in Ruhe ließen. Als er hörte, wie Natascha Kirow und Bass ihn verteidigten, kam er sich schäbig vor, denn er verbarg nicht nur einiges vor Hollywood, und er verbarg nicht nur die Entdeckung des Lehms.
    Ein paar Stunden zuvor hatte er hinter einer Biegung des Canyon, außer Bass’ Sicht- und Hörweite, etwas so Erstaunliches gefunden, daß er sein Mikrofon abgeschaltet hatte, damit Bass sein erregtes Atmen nicht hören konnte.
    Es war nichts Amerikanisches, es war nichts Russisches, es war kein Lehm.
    Es war etwas Außerirdisches. Und er war das einzige menschliche Wesen auf der Erde – und auf dem Mars –, das davon wußte.

 
5
     
    »Wieviel Uhr hast du?« fragte Natascha Kirow.
    »Neun Uhr sechsunddreißig Marszeit«, antwortete Bass.
    »Was siehst du?«
    »Das übliche. Der Morgenwind ist beinahe ganz abgeflaut, selbst in höheren Lagen. Engelsstaubschwaden fallen an der Südwand senkrecht herunter. O Mann, was für ein Anblick! Nebel steigt vom Boden des Canyon auf, allerdings nicht sehr hoch. Nur ein paar Meter. Dann, anstatt sich aufzulösen, wabert er in langen Streifen über den Boden. Wenn er sich auf diese Weise hangaufwärts schiebt, sieht er aus wie schwüle Luft.«
    »Schwule Lust?«
    »Schwüle Luft.« Bass und Jeffries befanden sich auf dem stillstehenden ATV auf der Kuppe des Sandhügels und bereiteten sich darauf vor, sich in den Candor Chasma hinunter zu begeben, um die zweite Ladung Diesel heraufzuholen. »Ich sagte, das sieht aus wie schwüle Luft.«
    »Ich kann euch nicht verstehen, aber viel Glück«, sagte Natascha Kirow. Ihre Verbindung war sehr schwach, und Bass wußte, daß sie ganz unterbrochen sein würde, wenn sie erst auf dem Grund der Schlucht angekommen wären.
    »Ende. Bis zum Mittagessen!« Bass richtete sich auf dem Fahrersattel des Isuzu auf, schob den Gang ein und machte sich auf den Weg den Hang hinunter. Jeffries, der an diesem Morgen noch schweigsamer war als gewöhnlich, lehnte sich gegen ihn und hielt sich an ihm fest. Langgestreckte Nebelschwaden rollten den Hang herauf; für Jeffries sahen sie wie riesige, verzwirbelte DNS-Moleküle aus. Er behielt seinen Dicktracy im Auge, während Bass direkt durch eine hindurchfuhr. Durch seinen Marsanzug hindurch konnte er nichts spüren, doch der Luftdruck sprang von 90 auf 110 Millibar und wieder zurück, als ob das Instrument in Vibration versetzt worden wäre.
    Am Fuß des Hügels schaltete Bass das dreirädrige Gefährt in den dritten Gang und raste über den vom Wind geriffelten Sand nach Osten weiter. Es war wie ein Fahren über Eisenbahnschwellen, und selbst in der geringen Schwerkraft des Mars zerrte es an den Knochen. »Ich nenne das Rubbelrennen«, sagte Bass, der gern allen Dingen einen Namen gab. Wo die Candor-Hochebene den Luftstrom teilte wie ein großer Stein einen Fluß, war der Boden der Schlucht freigefegt, und sie legten an Geschwindigkeit zu, während sie zum südlichen Teil des Plateaus weiterfuhren. Als sie sich dem Gebiet näherten, das Bass das ›Fugenfeld‹ nannte, verlangsamte er ihr Tempo und schlängelte sich im zweiten Gang zwischen den Spalten hindurch, um die breiteren zu umfahren.
    »Jetzt sind sie schmal«, sagte Bass, »aber ich glaube, später am Tag werden sie sich verbreitern.«
    Jeffries sammelte weitere Boden- und Gesteinsproben in seinem Beutel. Die Lehmknospen vom Vortag waren bereits zu Sand zerfallen, aber neue waren rings um sie herum gewachsen.
    Im Schatten des Hochplateaus war es dunkel; dann befanden sie sich wieder im Sonnenschein und überquerten die weite

Weitere Kostenlose Bücher