Mars Live
wieder so schwer.«
»Ich sage doch, es muß an der Verbindung liegen, mir geht es gut. Und ich bitte Sie noch einmal, nennen Sie mich nicht Pille.«
»Habe ich gar nicht!«
»Okay. Geben Sie mir zehn Minuten, ja?«
»Fünf.«
Jeffries trat einen Schritt zurück, und der Mann verschwand. Er trat einen vor, und der Mann erschien wieder. Er ging um die Spitze herum und versuchte das gleiche Spiel auf der anderen Seite. Die Gestalt erschien immer wieder, Jeffries gegenüber, und vollführte dieselben Gesten. Es war ein Hologramm, eine Aufnahme. Das Wesen wiederholte sehr geduldig etwas, das offenbar eine große Bedeutung für ihn hatte, oder jedenfalls erschien es Jeffries so, denn die Augen des Mannes waren weit aufgerissen, und seine Hände bewegten sich schnell.
Als die Bewegungen seiner Hände langsamer wurden, zeigte sich, daß sie von unterschiedlicher Größe waren.
Jeffries wich zu der Wand der Pyramide zurück, und sie ›öffnete‹ sich, bevor er zu ihr gelangte – er war wieder ›draußen‹, und die Pyramide war wie zuvor nur drei Meter hoch und sieben Meter von ihm entfernt. Und sein Handschuh lag zu seinen Füßen.
Jeffries zog den Handschuh wieder an. Seine Fingerspitzen brannten, doch er lächelte, während er durch die Schlucht zur Gagarin rannte. Erst als er Bass’ vertrautes und doch nicht vertrautes rosafarbenes Gesicht hinter der Maske seines Marsanzuges sah, wurde ihm klar, warum. Die Gestalt in der Pyramide war schwarz gewesen. Es war nicht nur eine menschliche Erscheinung gewesen, sondern eine afrikanische.
»Das sind insgesamt dreitausendachthundert Liter«, sagte Natascha Kirow, während sie Fonda-Fox dabei half, den Tank von der Ladefläche des ATV zu rollen und neben die Ziolkowski zu stellen.
»Bleiben also nur noch eintausendzweihundert oder eine weitere Fuhre«, sagte Bass. »Wir wollen morgen früh noch zeitiger aufbrechen. Heute auf der Rückfahrt war eine der Fugen über dreißig Zentimeter breit.«
»Der Planet atmet«, sagte Natascha Kirow.
»Atmet?«
»So nennt Sweeney das«, sagte die Kirow, während sie sich durch die Luftschleuse drängten, alle vier auf einmal. »Ich habe ihm die Monitoranzeigen des ATV durchgefaxt, und er hat sie ausgewertet. Er sagt, die sogenannte ›schwüle Luft‹ ist eine Oxiplastat-Mi-schung, eine Art schwerer Sauerstoff, der aus dem Innern des Planeten kommt. Selbst wenn er sich auflöst, steigt durch ihn der Luftdruck um einiges mehr an, als es dem Gewicht der Atmosphäre an sich angemessen ist, wenigstens für eine gewisse Zeit.«
»Ist Sweeney aus dem Gefängnis entlassen worden?« fragte Bass.
»Zumindest fürs erste«, sagte Fonda-Fox. »Computergesteuerte Massenveranstaltungen hat die Anklage fallenlassen, nachdem Disney-Gerber CM gekauft hat.«
»Anscheinend öffnen und schließen sich die Spalten nach einer Art von Gezeitenmuster, das mit den Monden zusammenhängt«, sagte Natascha Kirow. »Sweeney ist gerade dabei, die entsprechenden Daten durchlaufen zu lassen. Meiner Theorie nach findet das statt, wenn sich die Monde auf den entgegengesetzten Seiten des Planeten gegenüberstehen. Oder vielleicht schiebt das Oxyplastat sie auseinander. Das muß angeblich ein ziemlich schweres Zeug sein.«
»Das kann ich bestätigen«, sagte Bass, während er sich die Handschuhe auszog. »Ich habe heute beim Pumpen mal die Handschuhe abgelegt.« Er hielt eine Fingerspitze hoch; sie war rot, wie von einem Ausschlag befallen.
Jeffries war erleichtert, daß seine eigenen aufgeplatzten Blasen auf seiner dunklen Haut nicht auffielen. Er war sich noch nicht sicher, wieviel von dem, was er herausgefunden hatte, er zu verraten bereit war.
»Wenn der Luftdruck dort unten noch ein klein bißchen höher gewesen wäre, hätten wir beinahe atmen können!« sagte Bass. »Stimmt’s, Pille?«
»Wie sieht es mit Proben aus?« fragte Natascha Kirow, an Jeffries gewandt. »Haben Sie im Canyon etwas Interessantes gefunden? Vielleicht eine Falsche Gagarin?«
Jeffries zögerte nur eine Sekunde lang. »Nichts als Steine und Sand«, sagte er.
»Aber was für ein Ausblick!« sagte Bass. »Morgen machen wir die letzte Fuhre. Der Demogorgon sollte ein paar Aufnahmen vom Canyon machen.«
»Das steht nicht in meinem Vertrag«, entgegnete Glamour. »Und der Demogorgon geht ohne mich nirgends hin.«
Während des Essens war Jeffries sehr schweigsam.
Nachdem die Tuben mit Truthahnpaste weggeräumt worden waren, rief Markson an und überspielte ein Video mit
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