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Mars Live

Mars Live

Titel: Mars Live Kostenlos Bücher Online Lesen
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Sandstrecke bis zur Nordwand. Vor ihnen tauchte die Morgensonne die burgähnlichen Gebilde hinter der Gagarin in phantastische Farben; dort war Jeffries gestern herumgewandert, als er über die Stufen unter dem Sand gestolpert war.
    »Sie sind heute noch stiller als sonst«, bemerkte Bass.
    »Hä? – Oh, Entschuldigung. Ich habe nur nachgedacht.«
     
    Als er sich das erstemal den Zeh angestoßen hatte, nachdem er um die Kurve der Schlucht gebogen war, hatte Jeffries den Gegenstand für einen Stein unter dem Sand gehalten. Dann war da noch einer, und ein dritter, und sie wiesen eine sehr unsteinmäßige Regelmäßigkeit auf. Er blickte nach hinten und nach vorn, und die Wellen, die den Canyon hinaufführten, nahmen beinahe die Form einer Treppe an. Mit der Seite seines Stiefels schob Jeffries den Sand weg und entdeckte eine breite rote Steinstufe. Er kniete nieder, wischte sie frei und legte die Hand flach auf den Stein. Er war glatt wie Marmor, doch vom Alter oder von der Abnutzung verwittert oder bereits von Anfang an so gestaltet; er hätte es nicht zu sagen vermocht.
    Er schaltete seinen Kommunikator aus, da er befürchtete, Bass könnte sein Herzklopfen hören.
    Er stand auf und sah sich um; die Stufen führten hinauf zum Kamm einer niedrigen Erhebung, wo sich die Schlucht öffnete. Jeffries bemühte sich, seine Atmung zu beherrschen, und schaltete den Kommunikator wieder an, während er die Stufen hinaufstieg. Bass summte eine Melodie vor sich hin. Kein Problem.
    Der Aufstieg war jetzt leichter. Jeffries rannte beinahe und paßte sich den langgestreckten Stufen an. Marsstufen! Auf der Kuppe öffnete sich die kleine Schlucht fächerartig, wie ein Amphitheater. In der hohen Steinwand zu seiner Linken waren schwarze Löcher, die so etwas wie ein Muster zu bilden schienen, wie Fenster. Und zu seiner Rechten, nur ein paar Meter entfernt, sah er… oder glaubte zu sehen…
    »Die Pumpe arbeitet wie geschmiert«, hatte Bass über den Kopfhörer des Kommunikators gesagt. »Der erste Tank ist bereits zur Hälfte mit wunderschönem, süß duftendem Dieseltreibstoff gefüllt. Wir hauen in zwanzig Minuten von hier ab. Was ist mit der Schlucht? Sehen Sie etwas, Pille? Das Ding hier hat eine Abstellautomatik, ich könnte also hinaufkommen und Ihnen…«
    »Nein, nein«, sagte Jeffries. »Machen Sie sich keine Umstände. Ich mache mich gleich auf den Rückweg. Hier gibt es nichts als Sand und Steine.«
    »Keinen Lehm? Keine Falsche Gagarin?«
    »Nada. Ich mache mich jetzt auf den Rückweg.«
    »Keine untergegangenen Städte oder so was, hä?«
    »Hä?« Was er gesehen hatte oder vielmehr geglaubt hatte zu sehen, war eine silberne Pyramide auf dem Sand. Als er den Blick abwandte, war sie verschwunden. Als er wieder hinsah, war sie wieder da. Sie war nur da, wenn er direkt hinsah, eine Pyramide von der Größe eines Zeltes, so leuchtend wie ein Quecksilbertropfen in der Sonne.
    »Pille, ist alles in Ordnung mit Ihnen? Sie hören sich so komisch an. Ich komme zu Ihnen rauf.«
    »Nein, mit mir ist alles in Ordnung. Es muß an der Kommunikator-Verbindung liegen. Lassen Sie uns auf Kanal fünf umschalten. Ich mache mich jetzt auf den Rückweg durch den Canyon.«
     
    Das war gestern gewesen. Heute ließ Jeffries Bass zurück, damit dieser mehr Dieseltreibstoff aus der Gagarin pumpte, und machte sich mit seinem Sammelbeutel auf den Weg durch die Schlucht.
    »Ich dachte, Sie hätten gesagt, dort oben gäbe es gar nichts.«
    »Es gibt auch nichts. Aber ich möchte einige Gesteinsproben holen.«
    »Und mich lassen Sie die ganze Arbeit allein machen.«
    »Es sind keine zwei Leute nötig, um Treibstoff zu pumpen.«
    Nachdem er um die Ecke gebogen war, hastete Jeffries die Stufen hinauf. Sie waren anscheinend genau seinen Schritten angepaßt. Diesmal erstaunte es ihn, daß er sie Tags zuvor nicht gleich auf den ersten Blick bemerkt hatte, da der Sand, der sie bedeckte, ihre Form nur verwischte und nicht verbarg. Heute wirkten das Amphitheater und die Felswand darum herum noch weniger natürlich als zuvor, sondern vielmehr künstlich geschaffen.
    Er blieb auf der obersten Stufe der Treppe stehen, und erst als er das silberne Zelt sah, das zehn Meter entfernt auf dem Sand stand, wurde ihm bewußt, daß er gehofft hatte, es wäre nicht mehr da. Die Treppe hätte vollkommen ausgereicht.
    Es war eine vierseitige Pyramide, etwa drei Meter hoch. Jeffries wandte den Blick leicht zur Seite, und da war sie auch schon wieder verschwunden. Aus einem

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