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Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Titel: Mars Trilogie 1 - Roter Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Gehröhre, die sie mit dem eigentlichen Habitat verband, erreichte diese und starrte durch die Plastikschichten hinein. Niemand in Sicht Er nahm die Hand von dem Riß auf seiner Schulter weg, öffnete, so schnell er konnte, den Kasten auf seinem linken Unterarm und holte den kleinen Bohrer heraus. Er stellte ihn an und stieß ihn in die Plastik, die nachgab, ohne zu brechen, und sich um die Spitze des Bohrers wickelte, bis dieser fast seinen Ellbogen zerbrach. Er stocherte wild damit herum und schaffte es schließlich, daß die Plastik riß. Dann schlitzte er sie nach unten hin auf und erweiterte das Loch, bis er seinen Helm hindurchquetschen konnte. Als er bis zur Hüfte drin war, hielt er still und benutzte seinen Körper als groben Pflock für das Loch. Er klammerte den Helm los, riß ihn sich vom Kopf und japste nach Luft wie nach einem langen Tauchgang - aus ein, aus ein. Er mußte das CO 2 aus dem Blut entfernen. Schultern und Hals waren taub. Unten an der Garage läutete eine Alarmglocke.
    Nach zwanzig Sekunden intensiven Nachdenkens zwängte er die Beine durch das Loch und rannte durch die schnell Druck verlierende Röhre zum Habitat, weg von der Garage. Glücklicherweise öffnete sich die Tür dort auf Befehl. Einmal im Innern, sprang er in einen Aufzug und fuhr bis zum dritten unterirdischen Stockwerk, wo er in einer Gästesuite wohnte. Er ließ die Lifttür offen und schaute hinaus. Niemand zu sehen. Er eilte in sein Zimmer. Drinnen zog er den Schutzanzug aus und stopfte ihn und den Helm in seinen Schrank. Im Bad zuckte er zusammen beim Anblick von Schulter und oberem Rücken, die weiß geworden waren. Ein wirklich schlimmer Fall von Erfrierung. Er nahm schmerzsstillende Mittel ein und eine dreifache Dosis Omegendorph, zog ein Hemd mit Kragen an, Hosen und Schuhe. Er kämmte das Haar und brachte sich in Ordnung. Das Gesicht im Spiegel zeigte glasige Augen und wirkte fast betäubt. Er zwang sich zu stärksten Grimassen, schlug sich ins Gesicht, bemühte sich um eine normale Miene und begann tief zu atmen. Die Drogen fingen an zu wirken, und sein Spiegelbild sah etwas besser aus.
    Er ging hinaus in die Halle und zu der großen Promenade an der Grabenwand, die weitere drei Stockwerke in die Tiefe führte. Während er am Geländer entlangschritt, schaute er auf die Leute unten und empfand eine eigenartige Mischung von gehobener Stimmung und Wut. Dann kamen Sam Houston und eine seiner Kolleginnen auf ihn zu.
    »Entschuldigen Sie, Mr. Boone, aber würden Sie bitte mit uns kommen?«
    »Was ist los?«
    »Es hat wieder einen Zwischenfall gegeben. Jemand hat eine Gehröhre aufgeschnitten.«
    »Eine Gehröhre aufgeschnitten? Das nennen sie einen Zwischenfall? Wir haben Satelliten, die aus der Bahn fliegen und Lastwagen, die in Bohrlöcher stürzen, und Sie nennen so einen Streich einen Zwischenfall?«
    Houston starrte ihn an, und Boone hätte ihn fast ausgelacht. »Wie denken Sie, daß ich helfen kann?« fragte er.
    »Wir wissen, daß Sie für Dr. Russell daran arbeiten. Wir dachten, daß sie gern informiert sein würden.«
    »Oh, ich verstehe. Na schön, gehen wir also, es uns anzuschauen.«
    Und dann hieß es, fast zwei Stunden lang Schritt zu halten, wobei ihm die Schultern die ganze Zeit wie Feuer brannten. Houston und Chang und die anderen Untersuchungsbeamten sprachen mit ihm, als ob sie ihm vertrauten und an seinen Bemerkungen interessiert wären. Aber ihre Blicke waren kühl abschätzend. John erwiderte sie mit einem leichten Lächeln.
    »Warum gerade jetzt, möchte ich wissen«, sagte Houston.
    John antwortete: »Vielleicht gefallt es jemandem nicht, daß Sie hier sind.«-
    Erst als die ganze Scharade zu Ende war, hatte er Zeit, darüber nachzudenken, weshalb er verhindern wollte, daß sie die Attacke aufklären würden. Ohne Zweifel hätte das noch mehr Detektive herbeigezogen, und das wäre schlimm. Und sicher wäre es die Spitzenmeldung auf Mars und Erde geworden, was ihn wieder in ein riesiges Goldfischglas geworfen hätte. Und er hatte das Goldfischglas satt.
    Aber es war noch mehr daran, das er nicht genau festlegen konnte. Der Detektiv des Unterbewußtseins. Er knurrte mißmutig. Um sich von dem Schmerz abzulenken, marschierte er von einem Speisesaal in den anderen in der Hoffnung, eine Miene schlecht verhohlener Überraschung zu finden, wenn er in den Raum kam. Zurück von den Toten! Wer von euch hat mich ermordet? Und ein- oder zweimal sah er jemanden vor seinem flüchtigen Blick zurückzucken. Aber

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