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Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Titel: Mars Trilogie 1 - Roter Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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hörte sich am Abend zusammen mit den Bewohnern der See-Station die Rede an. Sax versicherte der Menge, daß Mikrobakterien in Atmosphäre, Oberfläche und Permafrost in einem Tempo wüchsen, das ein wesentlicher Bruchteil ihres theoretischen Maximums wäre - etwa zwei Prozent, um genau zu sein - und daß man binnen weniger Jahrzehnte die Probleme von Kultivierung im Freien würde erwägen müssen. Einen Applaus gab es bei dieser Ankündigung nicht, weil alle durch die schrecklichen Probleme absorbiert waren, die der Große Sturm heraufgeführt hatte, dessen Ausbruch sie auf eine Fehlkalkulation von Sax zurückzuführen schienen. Die Sonnenbestrahlung der Oberfläche war immer noch zu 25 Prozent normal, wie einer von ihnen angriffslustig ausführte, und der Sturm ließ kein Ende erkennen. Die Temperaturen waren gefallen, und die Gemüter erhitzten sich. Keine neu Angekommenen hatten jemals mehr als ein paar Meter um sich gesehen, und psychologische Probleme von Langeweile bis Katatonie waren pandemisch.
    Sax tat das alles mit einem milden Achselzucken ab. Er sagte: »Es ist der letzte globale Sturm. Er wird in die Geschichte eingehen als eine Art heroisches Zeitalter. Genießt ihn, solange er währt!«
    Das fand nur schwachen Anklang. Aber Sax schien es nicht zu bemerken.
    Ein paar Tage später fuhren Ann und Simon in die Siedlung mit ihrem Sohn Peter, der inzwischen drei Jahre alt war. Er war, soweit man sagen konnte, das dreiunddreißigste auf dem Mars geborene Kind. Die nach den Ersten Hundert eingerichteten Kolonien hatten sich als sehr fruchtbar erwiesen. John spielte mit dem Jungen im Flur, während er, Ann und Simon Neuigkeiten austauschten und sich einige der Tausendundein Geschichten über den Großen Sturm erzählten. John hatte den Eindruck, daß Ann den Sturm genoß und den gewaltigen Stoß, den er dem Prozeß des Terraformens versetzte, als eine Art planetarer allergischer Reaktion interpretierte. Die Temperaturen sanken unter den Grundwert, die rücksichtslosen Experimentierer kämpften mit ihren schwachen blockierten Maschinen... Aber sie war nicht erfreut, sondern sogar wie üblich gereizt. »Eine Wünschelrutengruppe hat einen Vulkanschlot in Daedalia angebohrt und dabei eine Probe mit einzelligen Mikroorganismen erhalten, die sich wesentlich von den Cyanobakterien unterscheiden, die ihr im Norden freigesetzt habt. Und der Schlot war fast völlig in Urgestein eingeschlossen und sehr weit von allen biotischen Freilassungsstellen entfernt. Sie schickten Proben von dem Zeug zur Analyse nach Acheron, und Vlad hat sie untersucht. Er erklärte, daß es nach einem mutierten Stamm aussähe von denen, die sie freigesetzt hätten, vielleicht durch kontaminiertes Bohrgerät dem Probegestein injiziert.« Ann stieß John auf die Brust. »>Wahrscheinlich terrestrisch« hat Vlad gesagt. Wahrscheinlich terrestrisch!
    »Wareinlich teilisch« sagte der kleine Junge. Er traf Anns Tonfall perfekt.
    »Nun, wahrscheinlich ist er das«, sagte John.
    »Aber wir werden das nie erfahren! Sie werden noch jahrhundertelang darüber debattieren, es wird eine Zeitschrift eigens für dies Thema geben, aber wir werden niemals wirklich wissen.«
    »Wenn es zu schwierig zu sagen ist, ist es wahrscheinlich terrestrisch«, sagte John und grinste den Jungen an. »Alles, was sich getrennt vom irdischen Leben entwickelt hat, würde sich sofort verraten.«
    »Wahrscheinlich«, sagte Ann. »Es sei denn, es gäbe eine gemeinsame Quelle, zum Beispiel die Theorie der Sporen im Weltraum oder planetare Auswürfe von in Gestein eingebetteten Mikroorganismen.«
    »Das ist aber nicht allzu wahrscheinlich.«
    »Wir wissen es nicht. Wir werden es jetzt nie erfahren.«
    John hatte Mühe, ihre Besorgnis zu teilen. »Sie könnten von den Viking-Landesonden gekommen sein. Man hat sich nie allzu sehr bemüht, unsere Forschungen hier steril zu machen. So ist es nun einmal. Inzwischen haben wir dringendere Probleme.« So wie ein globaler Staubsrurm, der länger dauert, als man je verzeichnet hat; oder ein Zustrom von Immigranten, deren Interesse am Mars so minimal war wie ihre Behausung; oder eine bevorstehende Revision des Vertrags, der niemand zustimmen kann; oder ein Terra- formungsunternehmen, das vielen verhaßt ist. Oder ein Heimatplanet, der kritisch wird. Oder ein (oder zwei) Versuche, einem gewissen John Boone Schaden zuzufügen.
    »Ja, ja«, sagte Ann. »Ich weiß. Aber das ist alles Politik. Davon werden wir nie loskommen. Dies hier war

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