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Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Titel: Mars Trilogie 1 - Roter Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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ging von ihm aus wie der Reifdampf von der Flut. Er stellte Michel knappe Fragen über die verborgene Kolonie. Seine Neugier brach zwei- oder dreimal täglich hervor. Ann war froh, nicht an Hirokos Stelle zu sein, wenn Frank zuerst mit ihr zusammenträfe. Michel antwortete auf diese vorwurfsvollen Fragen ruhig. Er ignorierte den Sarkasmus und das wütende Glitzern in Franks Augen. Mayas Versuche, Frank abzukühlen, steigerten nur noch dessen Wut, aber sie ließ nicht locker. Ann war von ihrer Beharrlichkeit beeindruckt und ihrer Unempfindlichkeit gegenüber Franks brüsken Zurückweisungen. Das war eine Seite von Maya, die Ann noch nie gesehen hatte. Gewöhnlich war Maya die sprunghafteste Person in der Runde. Aber nicht jetzt, wenn die Lage wirklich kritisch war.
    Schließlich hatten sie den Gene va-Sporn umrundet und kamen wieder auf die Bank unter der südlichen Böschung. Der Weg nach Osten war oft durch Erdrutsche unterbrochen, aber sie hatten immer Platz, um sie links zu umgehen. Sie kamen gut voran.
    Aber dann gelangten sie an das östliche Ende von Melas. Hier verengte sich die größte Schlucht und fiel einige hundert Meter ab in die zwei parallelen Canyons von Coprates, die durch ein langes, schmales Plateau getrennt waren. Coprates Süd endete blind an einer steilen, etwa zweihundertfünfzig Kilometer entfernten Querwand. Coprates Nord hatte eine Verbindung zu den niedrigeren Canyons weiter östlich und war darum der einzige, den sie nehmen wollten. Coprates Nord war auch das längste Einzelelement des Marineris-Systems. Michel nannte ihn La Manche; und er verengte sich wie der Ärmelkanal nach Osten hin, bis er bei etwa 60° Länge in eine gigantische Schlucht mündete - vier Kilometer hohe Steilklippen mit einer Lücke von nur fünfundzwanzig Kilometern dazwischen. Michel bezeichnete sie als Dover-Tor. Offenbar waren die Felswände in dieser Lücke weißlich oder waren es gewesen.
    So fuhren sie nun Coprates Nord hinunter, und die Klippen rückten einander jeden Tag näher. Die Flut -lullte fast die ganze Breite des Canyonbodens und strömte so rasch, daß das Eis auf ihrer Oberfläche in kleine Schollen zerbrochen war, die sich an den Rändern stehender Wellen trennten und in die Kaskade zurückprallten. Ein wilder Weißwasserkatarakt in der Stärke von hundert Amazonas-Strömen mit Eisbergen darauf. Der Boden des Canyons wurde weggerissen aus seinem Bett und donnerte in mächtigen Wogen aus rostrotem Wasser zu Tal, so daß es aussah, als ob der Planet verblutete. Der Lärm war unglaublich, ein anhaltendes und durchdringendes Getöse, das den Geist benebelte und Reden fast unmöglich machte. Sie mußten alles aus Leibeskräften brüllen und beschränkten sich deshalb auf die dringendsten Mitteilungen.
    Aber dann gab es eine dringende Notwendigkeit zum Brüllen. Denn als sie an das Dover-Tor kamen, stellten sie fest, daß der Boden des Canyons fast völlig überflutet war. Ihre Bank unter der Südwand der Schlucht war nur zwei Kilometer breit und wurde jede Minute schmaler. Es schien möglich, daß der ganze Böschungsabsatz im Nu weggerissen werden könnte. Maya schrie, daß es zu gefährlich sei weiterzufahren und drängte auf Umkehr. Sie rief, wenn sie umdrehten und zum toten Ende von Coprates Süd hinaufführen und es schafften, das Plateau darüber zu erklimmen, könnten sie an den Senken von Coprates vorbeifahren und weiter nach Aureum gelangen.
    Michel rief, daß er darauf beharrte, weiter vorzustoßen und auf der Bank durch das Tor zu kommen. »Wenn wir uns beeilen, können wir es schaffen. Wir müssen es versuchen!« Und als Maya weiter protestierte, fügte er nachdrücklich hinzu: »Das Ende von Coprates Süd ist steil. Der Wagen würde nie hinaufkommen. Es ist so eine Klippe wie diese hier. Und wir haben nicht genügend Vorräte, um unsere Fahrt um so viele Tage zu verlängern! Wir können nicht zurück!«
    Seine einzige Antwort war das wahnsinnige Getöse der Flut. Sie saßen in dem Wagen, durch den Lärm getrennt wie durch viele Kilometer des Raums. Ann wünschte sich, daß die Bank unter ihnen wegrutschen möge oder ein Stück der Südwand auf sie fiele und ihrer Unschlüssigkeit ein Ende machte - und auch dem schrecklichen, betäubenden Lärm.
    Sie fuhren weiter. Frank, Maya, Simon und Nadia standen hinter Michel und Kasei und sahen ihnen beim Fahren zu. Sax saß an seinem Bildschirm, reckte sich wie eine Katze und schaute kurzsichtig auf das kleine Bild der Sintflut. Die Oberfläche

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