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Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Titel: Mars Trilogie 1 - Roter Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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einer an Sturheit grenzenden Rücksichtslosigkeit. »Maßnahmen der Verzweiflung«, erklärte er fröhlich. »Könnt ihr euch vorstellen, unter normalen Verhältnissen auf einen solchen Boden zu geraten? Das wäre verrückt.«
    »Verrückt ist es jetzt auch«, sagte Nadia mürrisch.
    »Nun, was können wir tun? Wir können nicht umkehren, und wir können nicht aufgeben. Das sind Zeiten, die den Männern auf die Nerven gehen.«
    »Aber Frauen machen sich gut.«
    »Ich habe nur zitiert. Du weißt, was ich meine. Es ist einfach unmöglich umzukehren. Die Höhe von lus wird von Wand zu Wand überflutet sein. Ich glaube, das macht mich irgendwie glücklich. Sind wir jemals so frei gewesen, keine Wahl treffen zu müssen? Die Vergangenheit ist ausgelöscht, nur auf das Jetzt kommt es an. Die Gegenwart und die Zukunft. Und die Zukunft ist dieses Feld von Steinen, und wir sind hier. Und ihr wißt, daß man nie alle seine Kraft zusammennimmt, bis man weiß, daß es keinen Weg zurück gibt, daß der einzige Weg nach vorn führt.«
    Und so fuhren sie vorwärts. Aber die Munterkeit Michels wurde stark gemindert, als der zweite Wagen in ein Loch stürzte, das durch eine Art Falltür aus Steinen verborgen gewesen war. Mit einiger Mühe gelang es ihnen, die vordere Schleuse zu öffnen und Kasei, Maya, Frank und Nadia herauszuziehen. Aber es gab keinerlei Möglichkeit, den Wagen freizubekommen. Ihnen fehlte es an Hebezeug und einem Ansatzpunkt. Also brachten sie alle Versorgungsgüter in den Führungswagen, bis der gänzlich vollgestopft war. Und sie zogen weiter, zu acht und mit ihren Vorräten, jetzt alle in einem einzigen Wagen.
    Als sie den Erdrutsch hinter sich hatten, ging es allerdings leichter. Sie folgten der Canyon-Fernstraße nach Melas Chasma hinunter und stellten fest, daß die Straße dicht an der Südwand angelegt war. Und da Melas ein so breiter Canyon war, hatte die Flut Platz gehabt, sich auszubreiten, und war etwas nach Norden abgebogen. Außerhalb der Schleuse klang es immer noch so, als ob Luftbearbeitungsmaschinen mit höchster Kraft liefen; aber die Straße verlief gut oberhalb und südlich der Flut, die Schleier aus dampfendem Reif ausstieß und jede Sicht weiter nach Norden blockierte.
    So kamen sie einige Nächte ohne Schwierigkeit voran, bis sie den Geneva-Sporn erreichten, der aus der riesigen Südwand bis fast an den Rand der Flut hinausragte. Hier war die offizielle Straße dahin abgebogen, wo jetzt die Flut verlief, und sie mußten eine höhere Passage finden. Die Gesteinstraversen, die sie um die niedrigeren Hänge des Sporns machten, waren für den Rover wirklich schwierig. Einmal blieben sie an einem vorstehenden abgerundeten Felsblock beinahe stecken, und Maya beschimpfte Michel wegen Unachtsamkeit. Sie übernahm das Fahren, während Michel, Kasei und Nadia in Schutzanzügen hinausgingen. Sie wuchteten sie von dem Stein frei und gingen dann voran, um die Route der Traverse zu erkunden.
    Frank und Simon halfen Maya bei der Ausschau nach Hindernissen, während sie fuhr. Sax verbrachte weiter seine ganze Zeit am Bildschirm. Ab und zu stellte Frank den Fernseher an und suchte nach Signalen, darum bemüht, Nachrichten zusammenzubekommen aus den gelegentlichen gestörten Stimmen, die - das Gerät bei dem Durcheinander finden konnte. Ganz auf der Höhe des Geneva-Dorns, als sie den absurd dünnen Faden der Transcanyon-Fernstraße kreuzten, waren sie von der Südwand weit genug entfernt, um einige Sendungen zu empfangen, wonach es schließlich doch keinen globalen Staubsturm geben würde. Und wirklich waren die Tage manchmal nur diesig, anstatt von Staub erfüllt. Sax erklärte dies als Beweis für den relativen Erfolg der den Staub fixierenden Strategien, die seit dem Großen Sturm praktiziert wurden. Niemand antwortete darauf. Frank bemerkte dazu, der in der Luft befindliche Dunst schiene direkt zu helfen, schwache Radiosignale deutlicher zu machen. Sax nannte das stochastische Resonanz. Das Phänomen war kontraintuitiv, und Frank bat Sax kurz um eine Erklärung dafür. Als er begriff, dröhnte der Raum von seinem unbarmherzigen Gebrüll. »Vielleicht war die ganze Emigration stochastische Resonanz, die das schwache Signal der Revolution verstärkt hat.«
    Sax erwiderte steif: »Ich glaube nicht, daß es hilft, zwischen der Welt der Physik und der sozialen Welt Analogien zu konstruieren.«
    »Halt den Mund, Sax! Geh zurück zu deiner virtuellen Realität!«
    Frank war noch immer ärgerlich. Bitterkeit

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