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Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Titel: Mars Trilogie 1 - Roter Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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aufzupassen oder überhaupt zu denken.
    Eines Tages schlug Maya mit der Faust auf den Tisch und schrie: »Könnten wir nicht warten, bis der Inselgrat weggerissen wird?«
    Nach einer ungemütlichen Pause sagte Kasei: »Er ist hundert Kilometer lang.«
    »Nun, zum Kuckuck, könnten wir nicht warten, bis diese verfluchte Flut aufhört? Ich meine, wie lange kann sie so weitermachen?«
    »Einige Monate«, sagte Ann.
    »Können wir nicht so lange warten?«
    »Uns wird die Nahrung knapp«, erklärte Michel.
    »Wir müssen weiterfahren«, fuhr Frank Maya an. »Sei nicht blöd!« Sie blitzte ihn an und wandte sich ab, sichtlich wütend. Der Rover schien plötzlich viel zu klein zu sein, als ob man einen Haufen Tiger und Löwen zusammen in einen Hundezwinger gesperrt hätte. Simon und Kasei, durch die Spannung bedrückt, zogen sich an und gingen hinaus, um zu erkunden, was vor ihnen lag.
     
    Nach dem, was sie Inselgrat nannten, öffnete sich Coprates wie ein Trichter, mit tiefen Mulden unter den auseinanderstrebenden Canyonwänden. Die nördliche Mulde war Capri Chasma, die eine Fortsetzung von Coprates bildete. Wegen der Flut hatten sie keine andere Wahl, als Eos zu folgen. Aber Michel sagte, dies wäre der Weg, den sie ohnehin hätten nehmen wollen. Hier wurde die südliche Klippe endlich etwas niedriger. Sie war von tiefen Einbuchtungen zerschnitten und von einer Anzahl von Meteoritenkratern erheblicher Größe durchbrochen. Capri Chasma bog nach Nordosten aus ihrem Gesichtsfeld ab. Zwischen den zwei Canyonmulden war eine niedrige dreieckige Mesa, jetzt eine Halbinsel, die den Lauf der Flut in zwei Arme teilte. Leider lief der größere Anteil des Wassers in das etwas niedrigere Eos, so daß sie, obwohl sie der engen Umklammerung von Coprates entronnen waren, immer noch gegen eine Klippe gepreßt wurden und nur langsam vorankamen, ohne jede Straße oder Spur und mit abnehmenden Beständen an Nahrung und Luft. Die Vorratsfächer waren fast leer. Sie waren müde, sehr erschöpft. Es war dreiundzwanzig Tage her, seit sie aus Cairo entkommen waren, inzwischen zweitausend fünfhundert Kilometer Fahrt durch Canyons. Und während dieser ganzen Zeit hatten sie in Schichten geschlafen, waren fast ständig gefahren und hatten in dem die Ohren zerreißenden Ansturm der Flut gelebt, dem Getöse einer Welt, die in Stücken auf ihre Köpfe fiel. Sie waren dafür zu alt, wie Maya mehr als einmal klagte; und die Nerven waren durchgescheuert. Sie vermurksten Dinge, begingen kleine Fehler und fielen kurzzeitig in Schlaf.
    Der Absatz, der ihre Straße zwischen Klippe und Flut war, wurde zu einem immensen Feld von Steinblöcken, die größtenteils Auswurf naher Krater waren oder Schutt von wirklich riesigem Massenzerfall. Ann hatte den Eindruck, daß die großen überfluteten Einbuchrungen in der südlichen Klippe Einbrüche wären, die sich zu Nebencanyons entwickeln könnten. Aber sie hatte nicht die Zeit, um sehr genau hinzuschauen. Oft schien es, als ob ihr Weg durch Felsblöcke völlig versperrt würde und daß sie nach allen diesen Tagen und Kilometern, nachdem sie den größten Teil von Marineris in einem überaus heftigen Kataklysmus überwunden hatten, zum Halt gezwungen würden kurz vor den riesigen Rinnen, die aus ihm an seinem unteren Ende hinausführten.
    Aber dann fanden sie einen Weg, wurden aufgehalten; fanden wieder einen Weg und wurden wieder aufgehalten, und so weiter, einen Tag um den ändern. Sie gingen zu halben Rationen über. Ann fuhr mehr als alle, da sie frischer zu sein schien als der Rest. Und sie war, mit möglicher Ausnahme von Michel, am Steuer am besten. Und sie hatte das Gefühl, ihnen das schuldig zu sein nach ihrem beschämenden Zusammenbruch während des größeren Teils ihrer Reise. Sie wollte alles tun, was sie konnte; und wenn sie nicht fuhr, zog sie aus, um den Weg zu erkunden. Draußen war es immer noch betäubend laut, und der Boden zitterte unter den Füßen. Es war unmöglich, sich daran zu gewöhnen, obwohl sie ihr Bestes tat, es zu ignorieren. Sonnenlicht stieß in breiten fahlen Strahlen durch den Nebel und Dunst; und in der Stunde des Sonnenuntergangs erschienen am Himmel Eisbögen und Nebensonnen, zusammen mit Halos um die getrübte Sonne. Oft schien der ganze Himmel zu brennen, eine Turnersche Vision der Apokalypse.
    Bald machte auch Ann schlapp, und die Arbeit wurde erschöpfend. Sie verstand jetzt, warum ihre Gefährten so müde gewesen waren und warum sie mit ihr und untereinander so kurz

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