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Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Titel: Mars Trilogie 1 - Roter Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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angebunden gewesen waren. Michel war nicht imstande gewesen, die letzten drei Depots zu lokalisieren, ob begraben oder unter Wasser, spielte keine Rolle. Die halben Rationen betrugen 1200 Kalorien am Tag, viel weniger, als sie verbrauchten. Mangel an Nahrung, Mangel an Schlaf und dann zumindest für Ann die gleiche alte Niedergeschlagenheit, beharrlich wie der Tod und in ihr aufsteigend wie eine Flut, wie ein schwarzer Matsch aus Schlamm, Dampf, Eis und Kot. Sie blieb stur bei der Arbeit; aber ihre Aufmerksamkeit fiel dauernd aus, und das sinnlose Geplapper kam immer wieder und spülte in dem weißen Lärm von Verzweiflung alles fort.
    Der Weg wurde schwieriger. Eines Tages schafften sie nur einen Kilometer. Am folgenden Tag schienen sie völlig festzusitzen. Die Felsblöcke lagen quer über der Bank wie Panzersperren in der Maginotlinie. Sax bemerkte, es wäre eine perfekte fraktale Fläche von etwa 2,7 Dimensionen. Niemand machte sich die Mühe, ihm zu antworten.
    Kasei fand zu Fuß eine Passage direkt zur Flut hinunter. Im Moment war der ganze sichtbare Bereich der Überschwemmung gefroren wie schon in den letzten paar Tagen. Bis zum Horizont erstreckte sich eine wirre Fläche wie das Eismeer der Erde, nur viel schmutziger, ein großes Durcheinander von schwarzen, roten und weißen Klumpen. Aber das Eis war in Ufernähe eben und an vielen Stellen klar. Sie konnten hineinsehen und erkennen, daß es wohl nur einige Meter tief war und bis zum Boden gefroren. Also fuhren sie auf diese Eisküste hinunter und an ihr entlang. Wenn Steine im Wege waren, lenkte Ann die linken Räder und dann den ganzen Wagen auf das Eis. Es hielt wie jede andere Fläche. Nadia und Maya murrten über die Nervosität der anderen bei diesem Kurs. Nadia sagte: »Wir sind in Sibirien den ganzen Winter übers Eis gefahren. Das waren die besten Straßen, die wir hatten.«
    So fuhr Ann einen ganzen Tag lang längs des rauhen Randes der Flut und auf ihrer Oberfläche. Sie schafften einhundertsechzig Kilometer. Ihr bester Tag seit zwei Wochen.
    Gegen Sonnenuntergang fing es an zu schneien. Der Westwind blies von Coprates her und trieb kiesige Schneeklumpen an ihnen vorbei, als ob sie sich überhaupt nicht bewegten. Sie kamen an die Stelle eines frischen Bergrutsches, der bis auf das Eis der Flut gegangen war. Große Felsblöcke, die über dem Eis verstreut waren, verliehen ihm einen Hauch von verlorener Nachbarschaft. Das Licht war trüb grau. Sie brauchten einen Führer zu Fuß durch dies Labyrinth; und in einer müden Besprechung meldete sich Frank freiwillig für diese Aufgabe und ging hinaus. Zu diesem Zeitpunkt war er der einzige von ihnen, der noch etwas Kraft hatte, sogar noch mehr als der junge Kasei. Er kochte noch vor Wut, einem unerschöpflichen Treibstoff.
    Er ging langsam vor dem Wagen her, prüfte Routen und kam wieder zurück. Entweder schüttelte er den Kopf oder machte Ann ein Zeichen weiterzufahren. Um sie herum stiegen dünne Schleier von dampfendem Reif in den fallenden Schnee auf. Sie vermischten sich bei dem starken Abendwind und verschwanden im Dunkel. Ann, die das düstere Schauspiel eines harten Windstoßes beobachtete, mißverstand die Stelle, wo Eis und Boden zusammentrafen, und der Rover stieß gegen einen runden Stein genau an dem gefrorenen Ufer, wobei sich das linke Hinterrad vom Boden abhob. Ann trieb die Vorderräder an, damit sie über den Stein rollen sollten; aber sie gruben sich in einen Fleck aus Sand und Schnee ein. Und plötzlich berührten beide Hinterräder kaum noch den Boden, während die Vorderräder sich leer in den Löchern drehten, die sie gewühlt hatten. Sie hatte den Rover festgefahren.
    Das war schon mehrere Male passiert, aber sie war auf sich selbst wütend, weil sie sich durch das unwichtige Schauspiel am Himmel hatte ablenken lassen.
    »Was, zum Teufe, machst du da?« brüllte Frank über das Interkom. Ann hüpfte in ihrem Sitz hoch. Sie würde sich nie an Franks bissige Heftigkeit gewöhnen. Er rief: »Fahr los!«
    Sie sagte: »Ich bin auf einen Stein gestoßen.«
    »Verdammt! Warum paßt du nicht auf, wohin du fährst? Los, halt die Räder an! Stopp sie! Ich werde die Greifmatten unter die Vorderräder legen und dich nach vorn hebeln. Dann fahr von diesem Stein herunter und den Hang hinauf, so schnell du kannst! Verstanden? Es kommt eine neue Flut.«
    Maya schrie: »Frank, komm herein!«
    »Sobald ich die verfluchten Kissen drunter habe. Halte dich bereit loszufahren!«
    Diese Kissen waren

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