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Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Titel: Mars Trilogie 1 - Roter Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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aufgegebenen fremdartigen Raumflughafen geraten. Ein Teil von Baikonur könnte in einer Million Jahren so aussehen.
    Sie ging zu einem der nächsten Lander, einem Frachtbehälter von der Größe eines Einfamilienhauses, und setzte sich auf das Gerippe eines vierbeinigen Raketenaggregates, das so aussah, als hätte es schon seit Jahrzehnten da gelegen. Die Sonne stand über den Köpfen, zu grell, um sie auch durch ein Schutzvisier anzuschauen. Es ließ sich durch die Polarisations- und andere Filter schwer beurteilen; aber ihr schien, daß das Tageslicht dem auf der Erde sehr ähnlich war, so weit sie sich entsinnen konnte. Ein heller Wintertag.
    Sie schaute sich wieder um und wollte alles in sich aufnehmen. Sie stand auf einem leicht hügligen Gelände, das von kleinen scharfkantigen Steinen bedeckt war, die alle zur Hälfte im Staub steckten. Hinten im Westen wurde der Horizont durch einen kleinen Berg mit flachem Gipfel markiert. Es konnte ein Kraterrand sein. Das war schwer zu sagen. Ann war schon halbwegs dort und immer noch eine recht große Gestalt. Der Horizont war näher, als es richtig schien. Nadia machte eine Pause, um das festzustellen. Sie vermutete, daß sie sich bald daran gewöhnt haben und es nicht mehr bemerken würde. Aber er war nicht erdgemäß, dieser merkwürdig nahe Horizont, das erkannte sie jetzt deutlich. Sie stand auf einem kleineren Planeten.
    Sie machte einen angestrengten Versuch, sich die Erdschwere ins Gedächtnis zu rufen und wunderte sich, daß das so schwierig war. Das Gehen in den Wäldern, durch die Tundra und im Winter über das Eis der Flüsse... und jetzt: Schritt um Schritt. Der Boden war flach, aber man mußte sich zwischen den überall vorhandenen Felsblöcken einen Weg suchen. Es gab auf der Erde keinen ihr bekannten Ort, wo die so reichlich und gleichmäßig verteilt waren. Ein Sprung: Sie machte ihn und lachte. Selbst mit ihrem Anzug merkte sie, daß sie leichter war. Sie war ebenso stark wie je, wog aber nur dreißig Kilo! Dazu die vierzig Kilo des Anzugs... Nun, der störte ihr gewiß die Balance. Sie hatte ein Gefühl, als wäre sie hohl geworden. Ihr Schwerpunkt war nämlich verlagert. Er lag jetzt außerhalb des Körpers, mehr außerhalb ihrer Muskulatur als innerhalb. Natürlich lag das am Anzug. Im Innern des Habitats würde es so sein, wie es in der Ares gewesen war. Aber hier draußen im Anzug war sie eine hohle Frau. Indem sie das bedachte, konnte sie sich plötzlich leichter bewegen, über einen Felsblock springen, herunterkommen und sich drehen, tanzen! Einfach in die Luft hüpfen, tanzen und auf einem flachen Felsen landen - sich umschauen.
    Sie stolperte, landete auf einem Knie und beiden Händen. Ihre Handschuhe stießen durch die Staubkruste. Die fühlte sich an wie eine Schicht von der Sonne zusammengebackenen Sandes am Strand, nur härter und spröder. Wie ausgetrockneter Schlamm. Und kalt! Ihre Handschuhe waren nicht so geheizt wie die Stiefel; und es gab nicht genügend Isolation, wenn man direkt den Boden berührte. Es war, als ob man Eis mit bloßen Fingern anfaßte. Oha! etwa 185 Kelvin, wie ihr einfiel, oder minus 90 Grad Celsius. Kälter als Antarctica und Sibirien im schlimmsten Falle. Ihre Fingerspitzen waren taub. Sie würden bessere Handschuhe brauchen, um arbeiten zu können, die wie ihre Stiefelsohlen mit Heizelementen bestückt wären. Dadurch würden sie dicker und weniger flexibel werden. Sie müßte ihre Fingermuskeln wieder in Form bringen.
    Sie hatte gelacht. Sie stand auf und ging zu einer anderen abgeworfenen Fracht. Dabei summte sie den >Royal Garden Blues<. Sie kletterte auf das Bein des Containers und kratzte die Kruste aus rotem Staub von einer auf der Seite des großen Metallbehälters eingravierten Aufschrift. Ein Mars-Bulldozer der Firma John Deere/Volvo mit Hydrazinantrieb, thermisch geschützt, halbautonom und voll programmierbar. Zusatz- und Reserveteile inbegriffen.
    Sie verzog das Gesicht zu einem breiten Grinsen. Schürfbagger, Frontlader, Bulldozer, Traktoren, Planierer, Baugerät und Materialien jeder Art. Luftfilter, um Chemikalien aus der Atmosphäre zu ziehen. Kleine Fabriken, um diese Chemikalien zu verarbeiten. Ein ganzes Verpflegungsmagazin. Alles, was sie brauchen würden, alles zur Hand in Dutzenden von Behältern, die über die Ebene verstreut waren. Sie fing an, von einem Landevehikel zum ändern zu hüpfen und Inventur zu machen. Einige waren offensichtlich schwer aufgeschlagen, bei einigen waren die

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