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Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Titel: Mars Trilogie 1 - Roter Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Spurenelementen, die aus den Salzen extrahiert worden waren, und in jüngster Zeit klares Glas. Dies war ein großer Erfolg, da frühere Versuche zur Glasherstellung nur schwarzes Glas geliefert hatten. Aber das Kunststück war gelungen, indem man den Silikaten das Eisen entzog. Und so saßen sie eines Abends in dem Anhänger und reichten kleine wellige Stücke von Glas herum, die noch Blasen und Fehlstellen enthielten, wie Glas aus dem siebzehnten Jahrhundert.
     
    Als sie die erste Kammer eingegraben und unter Druck gesetzt hatten, ging Nadia darin ohne Helm herum und schnupperte die Luft. Sie hatte einen Druck von 450 Millibar, den gleichen wie in den Helmen und den Anhängerparks, mit einer Mischung von Sauerstoff, Stickstoff und Argon, und war auf etwa 15 Grad Celsius erwärmt.
    Die Kammer war durch einen Boden aus Bambus in zwei Stockwerke geteilt, die in einen Schlitz in der Backsteinwand in zweieinhalb Metern Höhe eingefügt waren. Das halbierte Bambusrohr bildete eine angenehm grüne Decke, die von darunter hängenden Neonlampen erhellt wurde. An einer Wand befand sich eine Treppe aus Magnesium und Bambus, die durch ein Loch in das Obergeschoß führte. Sie stieg hinauf, um sich umzusehen. Bambusscheite bildeten über den Stämmen einen annehmbar ebenen grünen Fußboden. Die Decke war niedrig, gerundet und bestand aus Backsteinen. Dort oben wollte man die Schlaf- und Badezimmer unterbringen. Das Untergeschoß sollte Wohnraum und Küche sein. Maya und Simon hatten schon Wandvorhänge aus dem Nylon der geborgenen Fallschirme angebracht. Es gab keine Fenster. Das Licht kam nur von den Neonröhren. Nadia mißfiel das. In dem größeren Habitat, das sie schon plante, würde es in fast jedem Raum Fenster geben. Aber eines nach dem anderen! Vorerst waren diese fensterlosen Räume das beste, was sie machen konnten. Und auf jeden Fall eine große Verbesserung nach dem Anhängerpark.
    Als sie die Treppe hinunterging, strich sie mit den Fingern über die Backsteine und den Mörtel. Die waren rauh, aber warm anzufassen, geheizt durch dahinter angebrachte Elemente. Auch unter dem Fußboden gab es Heizkörper. Sie zog Schuhe und Socken aus und schwelgte in der Wärme der warmen rohen Backsteine unter ihren Füßen. Es war ein wundervoller Raum und außerdem hübsch, wenn man bedachte, daß sie den ganzen Weg bis zum Mars zurückgelegt und dort Häuser aus Ziegelsteinen und Bambus errichtet hatten. Sie erinnerte sich an Ruinengewölbe, die sie vor Jahren auf Kreta gesehen hatte, an einen Ort namens Aptera. Unterirdische römische Zisternen mit Tonnengewölbe und aus Backstein, in einer Bergflanke versteckt. Die waren fast ebenso groß gewesen wie diese Räume hier. Ihr exakter Zweck war unbekannt. Speicher für Olivenöl, sagten manche, obwohl das eine schreckliche Menge Öl hätte gewesen sein müssen. Jene Gewölbe waren zweitausend Jahre nach ihrem Bau noch intakt, und das in einem Erdbebengebiet. Als Nadia ihre Stiefel wieder anzog, schmunzelte sie bei diesem Gedanken. In zweitausend Jahren würden ihre Nachfahren vielleicht in diese Kammer gehen, ohne Zweifel bis dahin ein Museum, falls sie überhaupt noch existierte - die erste auf dem Mars gebaute menschliche Wohnung! Und es war ihr Werk. Plötzlich fühlte sie die Augen jener Zukunft auf sich ruhen und erschauerte. Sie waren wie Cro-Magnons in einer Höhle und führten ein Leben, das von den Archäologen künftiger Generationen sicher studiert werden würde. Von Leuten wie sie, die immer wieder staunen und nie ganz begreifen würden.
     
    Es verging mehr Zeit, und mehr Arbeit wurde geleistet. Für Nadia verschwamm das irgendwie. Sie war immer beschäftigt. Die innere Ausstattung der gewölbten Kammern war schwierig, und die Roboter konnten nicht viel helfen bei Installation, Heizung, Gasaustausch, Schleusen und Küchen. Nadias Team hatte alles Inventar und Werkzeug und konnte in Hosen und kurzärmligen Hemden arbeiten; aber es erforderte doch erstaunlich viel Zeit. Arbeit, Arbeit, Arbeit - Tag um Tag!
    Eines Abends, kurz vor Sonnenuntergang, schleppte sich Nadia über aufgewühlten Dreck zum Anhängerpark. Sie fühlte sich hungrig und zerschlagen und höchst entspannt, völlig behaglich. Nicht, daß sie am Ende eines Tages nicht vorsichtig hätte sein müssen. Sie hatte sich durch Unachtsamkeit am Vorabend ein Loch in den Rücken eines Handschuhs gerissen, und die Kälte war gar nicht so schlimm gewesen, etwa minus 50 Grad Celsius, nichts im Vergleich mit manchen

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