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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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sollte.
    Aber es gab Leute, denen mehr an hohen Temperaturen gelegen zu sein schien als an Atembarkeit. Offenbar waren sie zuversichtlich, den Kohlendioxidpegel erheblich hochjagen zu können und dann das CO2 problemlos zu senken. Sax hatte darüber seine Zweifel. Jede Zweiphasenoperation würde schiefgehen, und zwar so, daß Sax nicht umhin kam sich zu fragen, ob sie nicht bei den Skalen von zwanzigtausend Jahren hängenbleiben würden, die bei den ersten Zweiphasenmodellen vorhergesagt worden waren. Der Gedanke bereitete ihm Kopfschmerzen. Er sah die Notwendigkeit nicht ein. Waren die Menschen wirklich gewillt, es mit einem so langfristigen Problem aufzunehmen? Konnten sie von den neuen gigantischen Techniken, die sich abzeichneten, so beeindruckt sein, daß sie glaubten, alles sei möglich?
    »Wie war die Pastrami?« fragte Berkina.
    »Die was?«
    »Die Pastrami. Das ist die Art von Sandwich, die du gerade gegessen hast, Stephen.«
    »Oh, fein, fein. Sie muß fein gewesen sein.«
     
    Die Sitzungen des Nachmittags galten hauptsächlich den Problemen, die durch die Fortschritte in der Bemühung um globale Erwärmung aufgeworfen wurden. Während die Oberflächentemperaturen stiegen und die Biota darunter tiefer in den Regolith einzudringen begannen, schmolz der Permafrost darunter, wie man gehofft hatte. Aber das erwies sich in einigen an Permafrost reichen Gebieten als katastrophal. Eines davon war unglücklicherweise gerade Isidis Planitia.
    Ein gut besuchter Vortrag einer Areologin von einem Praxislabor in Burroughs beschrieb die Lage. Isidis war eines der großen alten Einsturzbecken, ungefähr so groß wie Argyre, dessen Nordseite völlig abgetragen war und dessen Südrand jetzt einen Teil der Großen Böschung bildete. Eis unter der Oberfläche war von der Böschung heruntergerutscht und hatte seit Jahrmilliarden im Becken Wasseransammlungen gebildet. Aber jetzt schmolz das Eis nahe der Oberfläche und gefror im Winter wieder. Jetzt bewirkte dieser Zyklus von Frost und Tauen eine Bodenbewegung in noch nie dagewesenem Ausmaß. Sie kam der üblichen Ausdehnung von zwei Größenordnungen, wie man sie von ähnlichen Phänomenen der Erde her kannte, ziemlich nahe. Karste und Dolinen, hundertmal größer als auf der Erde, ergaben große Löcher und Hügel. Über ganz Isidis bedeckten diese riesigen Mißbildungen die Landschaft. Und nach ihrem Vortrag und einer Reihe aufwühlender Dias führte die Areologin eine große Schar interessierter Wissenschaftler an das Südende von Burroughs am Moeris Lacus Mesa vorbei zur Kuppelwand, wo die Nachbarschaft aussah, als wäre sie von einem Erdbeben verwüstet worden. Der Boden war aufgerissen und zeigte eine ansteigende Masse von Eis, die wie ein kahler runder Hügel aussah.
    »Das ist ein feines Beispiel für einen Pingo«, sagte die Areologin mit der Miene eines Besitzers. »Die Eismassen sind relativ rein gegenüber der Permafrostmatrix, und sie wirken in der Matrix wie Felsen. Wenn der Permafrost im Winter wieder gefriert, dehnt er sich aus, und alles, was in dieser Expansion festsitzt, wird zur Oberfläche hinaufgedrückt. In der Tundra der Erde gibt es eine Menge Pingos, aber keinen so großen wie diesen.« Sie führte die Gruppe über den zerbrochenen Beton hinauf, der eine ebene Straße gewesen war; und sie blickten von einem Kraterrand aus Gestein auf einen Hügel aus schmutzigweißem Eis. »Wir haben ihn wie eine Beule gestartet. Jetzt schmelzen wir ihn und leiten ihn in die Kanäle.«
    »Draußen im Land würde aus so einem bald eine Oase werden«, sagte Sax zu Jessica. »Er würde im Sommer schmelzen und den Boden darunter bewässern. Wir sollten eine Gemeinschaft von Samen, Sporen und Rhizomen entwickeln, die wir draußen im Land auf solche Stellen ausstreuen könnten.«
    »Stimmt«, sagte Jessica. »Um aber realistisch zu sein - das Permafrostgelände wird auf jeden Fall unter der Vastitas aufhören.«
    »Hmm.«
    Die Wahrheit war, daß Sax zeitweilig das Bohren und den Abbau in Vastitas vergessen hatte. Als sie zum Konferenzzentrum zurückgekehrt waren, sah er sich ausdrücklich nach einem Vortrag um, der einen Aspekt dieser Arbeit beschrieb. Um vier Uhr gab es einen: »Kürzliche Fortschritte bei Pumparbeiten im Permafrost der nördlichen Polarlinse.«
    Er verfolgte den Diavortrag des Redners ohne innere Beteiligung. Die Eislinse, die sich von der nördlichen Polkappe unter der Oberfläche nach Süden ausdehnte, war wie der eingetauchte Teil eines Eisbergs und

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