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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Praxis sieht gar nicht so schlecht aus. Sie ist ein sehr lockeres egalitäres System und erinnert mich wirklich an Hiroko.«
    »Außer, daß sie Teil eines globalen Systems sind, in dem eine sehr kleine Oligarchie die Welt regiert. Du muß den Kontext bedenken.«
    »Oh, glaube mir, das tue ich«, versicherte Sax und erinnerte sich wieder an seine, schlaflosen Nächte. »Aber auch du mußt unterscheiden.«
    »Ja, ja. Und eine Unterscheidung ist, daß Hiroko diese Materialien braucht und nicht herstellen kann angesichts der Notwendigkeit, sich vor der Polizei zu verstecken, die von deiner wundervollen Transnationalen bezahlt wird.«
    Sax zwinkerte mürrisch.
    »Außerdem ist Diebstahl von Material eine der wenigen Widerstandsaktionen, die uns in diesen Tagen noch verblieben sind. Hiroko ist sich mit Maya einig, daß offene Sabotage nur die Verkündung der Existenz des Untergrundes wäre und eine Aufforderung für Repressionen und die Ausschaltung der Demimonde. Sie hält es für besser, eine Weile zu verschwinden und sie auf den Gedanken zu bringen, daß wir nie in größerer Zahl existiert haben.«
    »Das ist eine gute Idee«, sagte Sax. »Aber ich bin überrascht, daß du tust, was Hiroko sagt.«
    »Sehr komisch!« sagte Desmond grinsend. »Jedenfalls halte ich es auch für eine gute Idee.«
    »Wirklich?«
    »Nein. Aber sie hat mich dazu beschwatzt. Es könnte dem Besten dienen. Auf jeden Fall gibt es noch eine Menge Material, das besorgt werden muß.«
    »Würde nicht schon der Diebstahl an sich der Polizei einen Hinweis geben, daß wir noch da draußen sind?«
    »Keineswegs. Der ist so weit verbreitet, daß unsere Taten vor dem Niveau des Hintergrundes gar nicht auffallen werden. Es gibt eine Menge Jobs für Insider.«
    »Wie mich.«
    »Ja, aber du tust es doch nicht für Geld, nicht wahr?«
    »Er gefällt mir trotzdem immer noch nicht.«
    Desmond lachte. Er entblößte seinen steinernen Eckzahn und die alte Asymmetrie seines Kinnbackens und seiner ganzen unteren Gesichtshälfte. »Es ist das Geiselsyndrom. Du arbeitest mit ihnen, lernst sie kennen und entwickelst eine Sympathie für sie. Du mußt aber bedenken, was sie hier machen. Los, mach den Kaktus fertig, und ich werde dir direkt hier in Burroughs einige Dinge zeigen, die du noch nicht gesehen hast.«
    Es gab einen Aufruhr, als ein Eisbrocken das andere Ufer getroffen hatte, das Gras hinauf und über einen alten Mann gerollt war. Die Leute jubelten und hoben die Frau, welche den Wurf getan hatte, auf die Schultern; aber die Gruppe mit dem alten Mann rannte zur nächsten Brücke los. Desmond sagte: »Das wird mir zu laut. Komm, trink das und laß uns gehen!«
    Sax kippte den Schnaps hinunter, während Desmond den Rest des Inhalators zu sich nahm. Dann verschwanden sie rasch, um dem sich anbahnenden Tumult zu entgehen. Sie gingen den Weg an der Seite des Kanals hoch an den Reihen der Bareißsäulen entlang und zum Princess Park hinauf. Nach einer halben Stunde wandten sie sich nach rechts und erstiegen den begrünten Toth Boulevard. Hinter Table Mountain gingen sie nach links und kamen zum westlichsten Teil der Kuppelwand, die sich in einem großen Bogen um Black Syrtis Mesa hinzog. »Schau, sie kommen auf die alten Sargquartiere für Arbeiter zurück«, erläuterte Desmond. »Das ist jetzt die Standardbehausung bei Subarashii. Sieh aber, wie diese Einheiten in die Mesa eingefügt sind! In den alten Tagen von Burroughs enthielt Black Syrtis eine Plutoniumverarbeitungsanlage, als sie noch reichlich außerhalb der Stadt lag. Aber jetzt hat Subarashii Arbeitersiedlungen gleich daneben errichtet. Und sie haben die Aufgabe, die Fabrikation zu beaufsichtigen und für die Entfernung des Abfalls nach Norden zu Nili Fossae zu sorgen, wo ihn einige integrale Schnelle Reaktoren verwenden werden. Die Aufräumaktion pflegte damals fast rein robotisch zu sein, aber die Roboter sind schwer zu kontrollieren. Sie fanden es billiger, für viele Tätigkeiten Menschen einzusetzen.«
    »Aber die Strahlung ...«, sagte Sax zwinkernd.
    »Ja«, sagte Desmond mit seinem wilden Grinsen. »Sie erhalten jährlich vierzig Rem.«
    »Du machst Witze!«
    »Keineswegs. Das sagen sie den Arbeitern, zahlen ihnen Erschwernislohn, und nach drei Jahren bekommen sie einen Bonus, der in der Behandlung besteht.«
    »Wird ihnen diese sonst verwehrt?«
    »Sax, sie ist teuer. Und es gibt Wartelisten. Auf diese Weise kann man die Liste übergehen und die Kosten decken.«
    »Aber vierzig Rem! Man kann

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