Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars
keineswegs sicher sein, ob die Behandlung den dadurch angerichteten Schaden gutmacht.«
»Das wissen wir«, sagte Desmond mürrisch. Es war nicht nötig, auf Simon zu verweisen. »Das tut sie aber nicht.«
»Und Subarashii macht das bloß, um die Kosten zu senken?«
»Sax, bei einer so großen Kapitalanlage ist das wichtig. Es treten alle Formen zur Kostensenkung auf. Die Abwassersysteme in Black Syrtis sind zum Beispiel alle von dem gleichen System - die medizinische Klinik und die Särge und die Pflanzen in der Mesa.«
»Das ist wohl ein Witz!«
»Leider nicht. Meine Witze sind lustiger.«
Sax winkte ab.
»Schau«, sagte Desmond. »Es gibt keine behördlichen Regelungen mehr. Keine Bauvorschriften oder dergleichen. Das ist es, was der Erfolg der Transnationalen von einundsechzig wirklich bedeutet. Sie machen jetzt ihre eigenen Gesetze. Und du weißt, wie eines davon lautet.«
»Das ist doch aber einfach dumm.«
»Nun, du weißt, daß diese spezielle Abteilung von Subarashii von Georgiern geführt wird, und diese sind hier im Griff einer großen Stalin-Renaissance. Es ist eine patriotische Geste, daß sie ihr Land so stupide wie möglich regieren. Das bedeutet auch Geschäft. Und natürlich sind die Spitzenmanager von Subarashii immer noch Japaner, und die glauben, daß Japan nur durch Härte groß geworden ist. Sie sagen, sie hätten '61 das gewonnen, was sie im Zweiten Weltkrieg verloren haben. Sie sind hier oben die brutalsten Transnationalen; aber alle übrigen ahmen sie nach, um erfolgreich konkurrieren zu können. Praxis ist hierbei eine Anomalie. Das mußt du immer bedenken.«
»Also belohnen wir sie, indem wir sie bestehlen.«
»Du bist derjenige gewesen, der sich angeschickt hat, für Biotique zu arbeiten. Vielleicht solltest du den Job wechseln.«
»Nein.«
»Glaubst du, daß du diese Materialien von einer der Firmen Subarashiis bekommen kannst?«
»Nein.«
»Aber von Biotique ginge das.«
»Wahrscheinlich. Aber die Sicherheit ist sehr streng.«
»Aber du könntest es machen.«
»Wahrscheinlich.« Sax dachte darüber nach. »Ich will etwas als Gegenleistung haben.«
»Ja?«
»Wirst du mich nach draußen fliegen, damit ich einen Blick auf diese Brandzone der Soletta werfen kann?«
»Sicher! Ich möchte sie selbst gern wiedersehen.«
Also verließen sie am nächsten Nachmittag Burroughs mit dem Zug und fuhren die Große Böschung hinauf. In Libya, siebzig Kilometer von Burroughs entfernt, stiegen sie aus, schlüpften in den Keller und die Tür ihres Verschlages, dann den Tunnel hinunter und hinaus auf die steinige Landschaft. In einem flachen Graben fanden sie dort einen Wagen von Desmond. Und als die Nacht kam, fuhren sie entläng der Böschung nach Osten zu einem kleinen Versteck der Roten im Rand des Du-Martheray-Kraters, nahe einem Streifen von flachem Urgestein, den die Roten als Startbahn benutzten. Desmond identifizierte Sax ihren Gästen nicht. Sie wurden in einen kleinen Hangar am Rand der Klippe geführt. Dort stiegen sie in eines der alten getarnten Flugzeuge von Desmond ein, rollten auf den Felsenstreifen und starteten schlingernd nach unten. Einmal in der Luft, flogen sie langsam durch die Nacht nach Osten.
Sie flogen einige Zeit, ohne zu sprechen. Sax sah nur dreimal Lichter auf der dunklen Seite des Planeten. Einmal war es ein Bahnhof im Krater Escalante, einmal die dünne, sich bewegende Linie eines um die Welt fahrenden Zuges, und zuletzt ein nicht identifiziertes Blinken in dem rauhen Land hinter der Großen Böschung. Sax fragte: »Was denkst du, was das ist?«
»Keine Ahnung.«
Nach einigen Minuten sagte Sax: »Ich habe Phyllis getroffen.«
»Wirklich? Hat sie dich erkannt?«
»Nein.«
Desmond lachte. »Meinst du wirklich?«
»Eine Menge alter Bekannter haben mich nicht erkannt.«
»Nun ja, aber Phyllis ... Ist sie immer noch Präsidentin der Ubergangsbehörde?«
»Nein. Sie schien das sowieso nicht für einen einflußreichen Posten zu halten.«
Desmond lachte wieder. »Ein verrücktes Weib. Aber sie hat jene Gruppe auf Clarke wieder in die Zivilisation zurückgebracht. Das muß ich ihr lassen. Ich habe selbst gedacht, daß sie dahin wären.«
»Weißt du mehr darüber?«
»Nun ja, ich habe mit zwei Leuten gesprochen, die dabei waren. Das war eines Abends in der Pingo-Bar. Man konnte sie darüber gar nicht zum Schweigen bringen.«
»Ist gegen Ende ihres Fluges etwas passiert?«
»Am Ende? Na ja, da ist jemand gestorben. Ich nehme an, daß eine Frau
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