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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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seine Geheimnisse zu entreißen. Deren Methoden waren fortschrittlich, aber eine Tortur war es trotzdem. Und falls sie Erfolg hätten, würden sie über die Flüchtlinge im Süden und alle übrigen Bescheid wissen. Sobald sie eine allgemeine Vorstellung von dem hatten, was er wußte, wäre es nicht möglich, ihren Kombinationen von Drogen und Verhaltenssteuerung zu widerstehen.
    Und selbst jetzt wußte Phyllis schon zu viel. Die Tatsache, daß er eine so gute falsche Identität hatte, ließ auf eine ganze Infrastruktur schließen, die bis dahin verborgen gewesen war. Wenn sie einmal von deren Existenz wußten, könnten sie sie wahrscheinlich aufspüren. Hiroko, Desmond, Spencer, die in Kasei Vallis tief im System steckten, alle exponiert... Nirgal und Jackie, Peter, Ann... sie alle. Weil er nicht geschickt genug gewesen war, einem stupiden schrecklichen Weib wie Phyllis aus dem Wege zu gehen.
    Er schaute sich um. Der Raum hatte die Größe von zwei Toilettenkabinen - eine Kabine mit der Toilette und eine andere mit einem Ausguß, einem Spiegel und der üblichen Wand mit Automaten für Sterilitätspillen und Erfrischungsgas. Er betrachtete diese, atmete tief durch und überdachte die Lage. Als ihm Pläne in den Kopf kamen, flüsterte er seinem Armbandcomputer Anweisungen zu. Desmond hatte ihm einige sehr verheerende Virusprogramme gegeben. Er stöpselte sein Armband in das von Phyllis und wartete, daß die Übertragung stattfand. Mit einigem Glück würde er ihr ganzes System zerstören. Persönliche Sicherheitsmaßnahmen waren nichts gegenüber Desmonds militärisch fundierten Viren. Das behauptete jedenfalls Desmond selbst.
    Aber da war immer noch Phyllis. Die Automaten für Erfrischungsgase an der Wand enthielten größtenteils Stickoxydul, jeder etwa zwei oder drei Kubikmeter davon. Der Raum hatte, wie er schätzte, ungefähr fünfunddreißig bis vierzig Kubikmeter. Das Ventilationsgitter befand sich nahe der Decke und konnte mit einem Streifen des neben der Spüle auf einer Rolle sitzenden Handtuchs verstopft werden.
    Sax steckte Geldchips in den Automaten und kaufte alle darin enthaltenen Gase auf. Zwanzig kleine Flaschen von Taschengröße mit Masken für Nase und Mund. Und Lachgas würde etwas schwerer sein als die Luft in Burroughs.
    Er nahm die kleine Schere aus dem Schlüsselfach seines Armbands und schnitt von der Endlosrolle des Handtuchs einen Streifen ab. Dann kletterte er auf den Toilettentank und verdeckte das Lüftungsgitter, indem er den Streifen in die Schlitze stopfte. Es gab noch Lücken, aber die waren klein. Er kletterte wieder herunter und ging zur Tür hinüber. Dort am Boden war ein fast ein Zentimeter großer Spalt. Er schnitt noch einige Streifen von dem Handtuch ab. Phyllis schnarchte. Er ging zur Tür, öffnete sie, beförderte die Gasflaschen mit einem Tritt hinaus und trat nach ihnen auf den Korridor. Er warf einen letzten Blick auf Phyllis, die mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden lag. Dann schloß er die Tür. Er stopfte die Handtuchstreifen unter die Tür und ließ nur an einer Ecke eine kleine Öffnung. Nachdem er sich beiderseits auf dem Korridor umgeschaut hatte, setzte er sich hin, nahm eine Flasche, paßte die flexible Maske dem Loch an und schoß den Inhalt in die Herrentoilette. Das tat er zwanzigmal und stopfte die leeren Flaschen in seine Taschen, bis die voll waren. Dann machte er für den Rest eine kleine Tragetasche aus dem letzten Streifen des Handtuchs. Er stand auf, ging zum Wagen und nahm im Fahrersitz Platz. Er trat auf das Pedal, und der Wagen sprang nach vorn in einer Bewegung entgegen derjenigen, die Phyllis aus dem Rücksitz auf den Boden geworfen hatte. Das hatte wohl weh getan.
    Er hielt wieder an, stieg aus und lief klapprig zur Toilette zurück. Er riß die Tür auf, ging mit angehaltenem Atem hinein, packte Phyllis bei den Fußknöcheln und zerrte sie in die Luft hinaus. Sie atmete noch und zeigte ein leichtes Lächeln. Sax widerstand der Versuchung, ihr einen Tritt zu versetzen, und lief zum Wagen zurück.
    Er fuhr in vollem Tempo zur anderen Seite von Hunt Mesa und nahm dann den Lift zur U-Bahn-Etage. Er bestieg den nächsten Zug und wartete bis zum Südbahnhof. Er merkte, daß seine Hände zitterten. Die beiden großen Knöchel seiner rechten Hand waren geschwollen und fingen an, sich blau zu verfärben. Sie schmerzten stark.
    Am Bahnhof kaufte er ein Ticket nach Süden. Aber als er dies und seinen Personalausweis dem Mann an der Sperre gab, machte

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