Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars
welch neuer Paracelsus oder Isaac von Holland vor ihm stand und ob er Blei in Gold verwandeln oder Steine zu Blüten machen würde.
* * *
D er von Cojote und Maya gerettete Amerikaner war auf den ersten Blick nicht auffälliger als jede andere Person, die Michel auf dem Mars getroffen hatte. Vielleicht etwas wißbegieriger und wohl auch intelligenter. Ein stämmiger watschelnder Mann mit einem dunklen Gesicht und einer spöttischen Miene. Aber Michel war es gewohnt, hinter solchen Gesichtern den transformativen Geist im Innern zu erkennen, und kam rasch zu dem Ergebnis, daß sie einen geheimnisvollen Mann in der Hand hatten.
S ein Name war Art Randolph, sagte er, und er hätte nützliches Material von dem heruntergefallenen Aufzug geborgen. »Karbon?« hatte Maya gefragt. Aber er hatte ihren sarkastischen Ton nicht mitbekommen oder ignoriert und antwortete: »Ja, aber auch...« und hatte eine ganze Liste exotisch zu Brekzien verwandelter Minerale heruntergerasselt. Maya hatte ihn nur angeschaut, aber er schien das nicht zu bemerken. Er hatte nur Fragen. Wer waren sie? Was taten sie da draußen? Wohin würden sie ihn bringen? Was für eine Art von Wagen waren das hier? Waren sie wirklich aus dem Weltraum nicht zu sehen? Wie entledigten sie sich ihrer thermischen Spuren? Warum mußten sie aus dem Raum unsichtbar sein? Gehörten sie zum Untergrund des Mars? Wer waren sie überhaupt?
Niemand beeilte sich, diese Fragen zu beantworten, und schließlich sagte Michel ihm: »Wir sind Martier. Wie leben hier draußen unabhängig allein.«
»Der Untergrund. Unglaublich! Ich hätte gedacht, ihr Burschen wäret eine Legende, um die Wahrheit zu sagen. Das ist großartig.«
Maya rollte nur mit den Augen und sagte, als ihr Gast sie bat, bei Echus Overlook abgesetzt zu werden, mit häßlichem Lachen: »Komm jetzt zur Sache!«
»Was meinst du?«
Michel erklärte ihm, daß sie ihn nicht freilassen könnten, ohne ihre Anwesenheit preiszugeben. Vielleicht würden sie ihn überhaupt nicht freilassen können.
»Oh, ich würde es niemandem erzählen.«
Maya lachte wieder.
»Die Sache ist zu wichtig, als daß wir einem Fremden vertrauen könnten«, sagte Michel. »Und du könntest nicht imstande sein, ein Geheimnis zu bewahren. Du müßtest erklären, wie du dich so weit von deinem Fahrzeug entfernt hast.«
»Ihr könntet mich wieder dorthin bringen.«
»Wir lieben es nicht, Zeit mit so etwas zu verschwenden. Wir wären nicht nahe herangekommen, wenn wir nicht bemerkt hätten, daß du in Schwierigkeiten stecktest.«
»Nun, das weiß ich zu schätzen. Aber ich muß sagen, daß das hier nicht gerade nach Rettung aussieht.«
»Besser als die Alternative«, sagte Maya in scharfem Ton.
»Sehr wohl. Und ich schätze es wirklich. Aber ich verspreche, daß ich es niemandem erzählen werde. Es ist außerdem nicht so, als ob die Leute nicht wüßten, daß ihr euch hier draußen befindet. Das Fernsehen zu Hause hat die ganze Zeit über euch berichtet.«
Selbst Maya verstummte daraufhin. Sie fuhren weiter. Maya führte über ihr Interkom ein lebhaftes russisches Gespräch mit Cojote, der im Rover vor ihnen war, und mit Kasei, Nirgal und Harmakhis. Cojote war unerbittlich. Wenn sie das Leben des Mannes gerettet hatten, konnten sie es sicher so einrichten, daß sie einige Zeit außer Gefahr blieben. Michel berichtete den Kern der Gespräche ihrem Gefangenen.
Randolph runzelte kurz die Stirn und zuckte dann die Achseln. Michel hatte noch nie erlebt, daß sich jemand so rasch mit neuen Lebensumständen zurechtfand. Die Kaltblütigkeit des Mannes war eindrucksvoll. Michel beobachtete ihn aufmerksam, behielt aber auch ein Auge auf den vorderen Bildschirm gerichtet. Randolph stellte schon wieder Fragen, diesmal über die Lenkung des Rovers. Er machte nur eine Bemerkung zu seiner Lage, nachdem er die Bedienung von Radio und Interkom angeschaut hatte. »Ich hoffe, ihr werdet mich eine Nachricht an meine Firma schicken lassen, damit die wissen, daß ich in Sicherheit bin. Ich habe für Dumpmines, einen Teil von Praxis, gearbeitet. Ihr und Praxis habt wirklich vieles gemeinsam. Auch die können sehr verschwiegen sein. Ich schwöre, ihr solltet euch um eurer eigenen Sache willen mit ihnen in Verbindung setzen. Ihr müßt doch gewisse codierte Frequenzen benutzen, nicht wahr?«
Keine Antwort von Maya oder Michel. Und später, als Randolph in das kleine Toilettenabteil des Rovers gegangen war, zischte Maya: »Er ist offenbar ein Spion. Er
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