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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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»Wieder Religion. Oder Ideologie. Wie pflegte Frank zu sagen? Eine imaginäre Beziehung zu einer realen Situation.«
    »Der war ein Mann, der Macht liebte.«
    »Gewiß.«
    »Aber er hatte viel Phantasie.«
     
    Sie hielten bei Saxens Apartment an und zogen sich um. Dann gingen sie auf den Gipfel der Mesa, um bei Antonio zu frühstücken. Sax dachte noch über ihre Diskussion nach. »Das Problem liegt darin, daß Leute mit übertriebener Sucht nach Reichtum und Macht Positionen erreichen, die ihnen diese im Übermaß bescheren, und dann finden sie, daß sie ebenso deren Sklaven sind wie deren Herren. Danach werden sie enttäuscht und verbittert.«
    »Wie Frank, meinst du.«
    »Ja. Also scheinen die Mächtigen immer ein gestörtes Verhältnis zu haben. Alles von Zynismus bis hin zu ausgewachsener Destruktivität. Sie sind nicht glücklich.«
    »Aber sie sind mächtig.«
    »Allerdings. Und das ist nun unser Problem. Menschliche Angelegenheiten ...« - Sax machte eine Pause, um eines der Brötchen zu essen, die gerade aufgetischt wurden. Er hatte großen Hunger - »du meinst, sie sollten nach den Prinzipien der System-Ökologie betrieben werden.«
    Desmond lachte laut los und griff hastig nach einer Serviette, um sich das Kinn abzuwischen. Er lachte so laut, daß Leute an den Nachbartischen zu ihnen herüberschauten, was Sax etwas beunruhigte. Desmond setzte zu einer Antwort an, hielt inne und fing wieder an zu lachen: »Was für eine Vorstellung! Ah ha ha! O mein Saxifrag! Wissenschaftliches Management, he?«
    »Nun, warum nicht?« sagte Sax hartnäckig. »Ich denke, die Prinzipien, die das Verhalten der dominanten Spezies in einem stabilen Ökosystem bestimmen, sind, soweit ich mich entsinne, recht einfach. Ich wette, daß ein Ausschuß von Ökologen ein Programm aufstellen könnte, das in einer stabilen gutartigen Gesellschaft resultieren würde.«
    »Wenn du nur die Welt regieren würdest!« rief Desmond und fing wieder an zu lachen. Er legte die Stirn auf die Tischkante und prustete los.
    »Nicht gerade ich.«
    »Nein, ich scherze.« Er richtete sich auf und beruhigte sich wieder. »Du weißt, Vlad und Marina arbeiten jetzt schon seit Jahren an ihrer Öko-Ökonomie. Sie haben mich sogar beim Handel zwischen den Kolonien des Untergrundes eingesetzt.«
    »Das wußte ich nicht«, sagte Sax überrascht.
    Desmond schüttelte den Kopf. »Du mußt mehr Aufmerksamkeit walten lassen, Sax. Im Süden haben wir jetzt schon seit Jahren durch Öko-Ökonomie gelebt.«
    »Darum muß ich mich kümmern.«
    »Ja.« Desmond grinste breit und wäre fast wieder losgeplatzt. »Du mußt noch eine Menge lernen.«
    Ihr Frühstück wurde serviert, zusätzlich eine Karaffe Fruchtsaft, und Desmond schenkte ihre Gläser voll. Er stieß mit Sax an und sprach einen Toast aus: »Willkommen in der Revolution!«

D esmond fuhr in den Süden, nachdem er Sax ein Versprechen entlockt hatte, daß er für Hiroko von Biotique abstauben würde, was er könnte. »Ich muß mich jetzt mit Nirgal treffen.« Er drückte Sax an sich und war verschwunden.
    Es verging etwa ein Monat, während dessen Sax über alles nachdachte, was er von Desmond und durch die Videos erfahren hatte. Er sichtete das vorsichtig und wurde dabei immer beunruhigter. Sein Schlaf wurde immer noch fast jede Nacht durch Stunden des Wachseins unterbrochen.
    Dann erhielt er eines Morgens nach einer solchen ergebnislosen und ruhelosen Runde von Schlaflosigkeit einen Anruf auf seinem Armband. Es war Phyllis, die zu Sitzungen in der Stadt war und sich mit ihm zum Dinner treffen wollte.
    Sax sagte zu, mit seiner Überraschung und Stephans Enthusiasmus. Er traf sie an diesem Abend bei Antonio. Sie küßten sich auf europäische Art und wurden zu einem Ecktisch mit Blick auf die Stadt geführt. Dort aßen sie ein Mahl, das Sax kaum bemerkte, und plauderten unverbindlich über die letzten Ereignisse in Sheffield und bei Biotique.
    Nach dem Dessert hockten sie über Brandies. Sax hatte es nicht eilig zu gehen, da er sich nicht sicher war, was Phyllis für nachher vor hatte. Sie hatte kein deutliches Zeichen gegeben und schien es auch nicht eilig zu haben.
    Jetzt lehnte sie sich in ihrem Sessel zurück und sah ihn fröhlich an. »Du bist es doch wirklich, nicht wahr?«
    Sax neigte den Kopf als Zeichen von Unverständnis.
    Phyllis lachte. »Es ist wirklich schwer zu glauben.
    Sax Russell, du bist in den alten Tagen nie so gewesen. Ich hätte in hundert Jahren nicht geahnt, daß du so ein Liebhaber sein

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