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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Art dann tun?
    So war ihre Reise nicht mehr die gleiche. Jackie prägte den Dingen wie immer ihren Stempel auf. Sie stritt mit Nirgal und Nadia, sie machte sich beiläufig an Art heran, indem sie ihn gleichzeitig becircte und kritisierte, wie es bei einer Bekanntschaft zu sein pflegte. Sie zog ihr Hemd aus, um sich in Nadias Schutzräumen mit einem Schwamm zu waschen, oder legte eine Hand auf seinen Arm, wenn sie ihm Fragen stellte über die Erde. Ein andermal ignorierte sie ihn völlig und schwenkte um in nur ihr eigene Welten. Es war, als ob man in dem Rover mit einer großen Katze lebte, einem Panther, der einem im Schoß schnurren mochte oder einen quer durchs Zimmer jagen konnte - alles mit vollendeter nervöser Grazie.
    Ja, so war Jackie. Und dann war da ihr Lachen, das durch den Wagen ertönte zu Dingen, die Art oder Nadia sagten. Und ihre Schönheit und ihr starker Enthusiasmus bei Diskussionen der Lage auf dem Mars.
    Als sie entdeckte, was sie auf dieser Reise vorhatten, war sie darum sofort dafür begeistert. Das Leben bekam mehr Schwung, wenn sie da war, ohne Zweifel. Und Art hatte, obwohl er Stielaugen machte, wenn sie badete, etwas, das Nirgal wie eine verschmitzte Schärfe in seinem Lächeln vorkam beim Genuß ihrer hypnotisierenden Aktivitäten. Einmal erwischte Nirgal ihn, wie er Nadia einen Blick zuwarf, der entschieden belustigt war. Obwohl Art also Jackie recht gut leiden konnte und sie gern anschaute, schien er nicht hoffnungslos hingerissen zu sein. Das hing möglicherweise mit seiner Freundschaft mit Nirgal zusammen. Nirgal konnte nicht sicher sein, aber ihm gefiel dieser Gedanke, der weder in Zygote noch in Sabishii verbreitet gewesen war.
    Jackie ihrerseits schien geneigt, Art als einen Faktor in der Organisierung einer allgemeinen Versammlung abzuschreiben, als ob sie das selbst übernehmen wollte. Aber dann besuchten sie eine kleine neomarxistische Zufluchtsstätte im Gebirge von Mitchell (das nicht gebirgiger war als das des Südens. Der Name war ein Relikt aus der Fernrohrzeit), und es stellte sich heraus, daß diese Neomarxisten mit der Stadt Bologna in Italien in Verbindung standen und mit der indischen Provinz Kerala - und mit Büros von Praxis an diesen beiden Stellen. Also hatten sie mit Art eine Menge zu besprechen und hatten offensichtlich ihre Freude daran. Am Ende des Besuches sagte einer von ihnen zu ihm: »Es ist wundervoll, was du tust, und du bist genau wie John Boone.«
    Jackie riß den Kopf herum, um Art anzublicken, der verlegen den Kopf schüttelte. Sie sagte automatisch: »Nein, das ist er nicht.«
    Aber danach behandelte sie ihn ernsthafter. Nirgal konnte bloß lachen. Jede Erwähnung des Namens John Boone war für Jackie wie ein Zauberspruch. Wenn sie mit Nadia Johns Theorien diskutierten, konnte er ein bißchen verstehen, warum sie so empfand. Vieles von dem, was Boone für den Mars gewollt hatte, war höchst sinnvoll; und Nirgal hatte den Eindruck, daß Sabishii insbesondere ein Ort von Boone war. Aber für Jackie ging es über eine rationale Reaktion hinaus. Es hatte zu tun mit Kasei und Esther und Hiroko, sogar mit Peter - mit einem Komplex von Gefühlen, die sie auf einer Ebene angesprochen hatten wie sonst nichts.
     
    Sie zogen weiter nach Norden, in Gebiete, die noch stärker mitgenommen waren als die, welche sie hinter sich gelassen hatten. Es war vulkanisches Land, wo zu der rauhen Höhe des südlichen Gebirges noch die alten zerfallenen Piks von Australis Tholus und Amphitrites Patera hinzukamen. Diese beiden Vulkane umklammerten ein Gelände aus Lavaströmen, wo der schwärzliche Fels des Landes zu grotesken Klumpen, Wellen und Strömen erstarrt war. Einst hatten sich diese Ströme weißglühend über die Oberfläche ergossen. Und selbst jetzt noch, hart, schwarz und im Lauf der Zeiten zertrümmert, war der flüssige Ursprung ganz deutlich erkennbar.
    Am auffallendsten von diesen Lavaresten waren lange niedrige Hügelketten wie zu festem schwarzen Fels versteinerte Drachenschwänze. Sie schlängelten sich viele Kilometer weit über das Land. Oft verschwanden sie in beiden Richtungen am Horizont und zwangen die Reisenden zu langen Umwegen. Diese Gesteinsrücken waren alte Lavakanäle. Der Fels, aus dem sie bestanden, hatte sich als härter erwiesen als das Land, das sie ursprünglich überschwemmt hatten. Und in den nachfolgenden Äonen war das Land abgetragen worden und hatte die schwarzen Hügel auf der Oberfläche liegen lassen, ähnlich dem

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