Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars
verwenden? War die UN durch den Krieg von '61 unwiederbringlich geschädigt? Würden sie versuchen, einen Raumaufzug für die Erde zu bauen? Wieviel Prozent der Bevölkerung haben Altersbehandlung bekommen? Welche der großen Transnationalen waren am mächtigsten? Kämpften sie unter sich um die Vorherrschaft?
Art beantwortete diese Fragen so ausführlich er konnte; und obwohl er wegen der Unzulänglichkeit seiner Antworten den Kopf schüttelte, lernte Nirgal für sich daraus eine Menge, und Nadia schien dasselbe zu empfinden. Und beide mußten recht oft lachen. Als Art seinerseits Nadia Fragen stellte, waren ihre Antworten freundlich, aber sehr unterschiedlich in ihrer Ausführlichkeit. Wenn sie über ihre laufenden Projekte sprach, ging sie ins Detail. Sie freute sich, die Dutzende von Bauvorhaben zu beschreiben, an denen sie in der Südhemisphäre arbeitete. Wenn er ihr aber in seiner kühnen, direkten Art Fragen stellte nach den frühen Jahren in Underhill, zuckte sie gewöhnlich bloß die Achseln, selbst wenn er sich nach Details der Bauten erkundigte. Sie sagte meistens: »Ich kann mich wirklich nicht sehr gut erinnern.«
»Na, mach schon!«
»Nein, das ist die Wahrheit. Das ist wirklich ein Problem. Wie alt bist du?«
»Fünfzig. Oder einundfünfzig, schätze ich. Ich habe das Datum nicht verfolgt.«
»Nun, ich bin einhundertzwanzig. Mach kein so entsetztes Gesicht! Mit den Behandlungen ist das gar nicht so alt - du wirst sehen! Ich habe gerade erst vor zwei Jahren die Behandlung wiederholt und bin nicht gerade wie ein Teenager, fühle mich aber recht gut. Sogar sehr gut. Aber ich denke, das Gedächtnis ist das schwache Glied. Es könnte sein, daß das Gehirn nicht so viel faßt. Oder vielleicht versuche ich es auch bloß nicht. Aber ich bin nicht der einzige Mensch mit diesem Problem. Maya geht es noch schlimmer als mir. Und jeder in meinem Alter beklagt sich darüber. Vlad und Ursula werden besorgt. Ich bin überrascht, daß sie damals, als sie die Behandlungen entwickelten, nicht daran gedacht haben.«
»Vielleicht haben sie es danach vergessen.«
Wohl zu ihrer eigenen Überraschung mußte sie lachen.
Später beim Essen, als sie wieder über ihre Baupläne gesprochen hatten, sagte Art ihr: »Du solltest wirklich versuchen, eine Zusammenkunft all dieser Untergrundgruppen zustande zu bringen.«
Maya saß an ihrem Tisch und sah Art so mißtrauisch an wie schon in Echus Chasma. »Das ist nicht möglich«, erklärte sie. Sie sah viel besser aus als damals, als sie sich getrennt hatten, dachte Nirgal - ausgeruht, groß, geschmeidig, graziös, strahlend. Sie schien die Schuld des Mordes abgeschüttelt zu haben wie einen Mantel, den sie nicht mochte.
»Warum nicht?« fragte Art sie. »Ihr hättet es sehr viel besser, wenn ihr auf der Oberfläche leben könntet.«
»Das ist klar. Und wir könnten in die Demimonde einziehen, wenn das so einfach wäre. Aber auf der Oberfläche und im Orbit gibt es eine große Polizeitruppe; und das letztemal, als sie uns gesehen haben, versuchten sie, uns so schnell wie möglich zu töten. Und die Art, wie sie Sax behandelt haben, gibt mir keine Zuversicht, daß sich die Dinge gewandelt haben.«
»Das sage ich auch nicht. Aber ich denke, daß es Dinge gibt, die du tun könntest, um ihnen wirksamer entgegenzutreten. Zum Beispiel sich zusammenzuschließen und einen Plan zu machen. Kontakt mit Organisationen an der Oberfläche aufnehmen, die euch helfen würden. So etwas.«
»Wir haben solche Kontakte«, sagte Maya kühl. Aber Nadia nickte. Und in Nirgals Kopf tobten Bilder seiner Jahre in Sabishii. Ein Treffen des Untergrunds ...
»Die von Sabishii würden bestimmt kommen«, sagte er. »Sie machen schon die ganze Zeit solche Sachen. Das ist eben praktisch die Demimonde.«
»Du solltest auch daran denken, Verbindung mit Praxis aufzunehmen«, sagte Art. »Mein früherer Chef William Fort würde an einer solchen Zusammenkunft sehr interessiert sein. Und alle Mitglieder von Praxis sind mit Neuerungen beschäftigt, die dir gefallen würden.«
»Dein früherer Chef?« sagte Maya.
»Gewiß«, sagte Art mit leichtem Lächeln. »Jetzt bin ich mein eigener Chef.«
»Ich denke, daß du eher unser Gefangener bist«, erklärte Maya scharf.
»Wenn du von Anarchisten gefangen bist, ist es dasselbe, nicht wahr?«
Nadia und Nirgal lachten, aber Maya machte ein brummiges Gesicht und wandte sich ab.
»Ich meine, ein Meeting wäre eine gute Idee«, sagte Nadia. »Wir haben Cojote zu
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