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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Versuch, neue Kulturen zu erfinden, die Aspekte früherer Zivilisationen in HighTech- Formeri des Mars integrierten. »Der Untergrund ist selbst eine Art Polynesien«, erklärte Tanna. »Kleine Inseln in einem großen Ozean aus Stein. Einige davon stehen in den Karten, andere nicht. Und eines Tages wird es ein richtiger Ozean sein, und wir werden draußen auf den Inseln sein und unter dem Himmel gedeihen.«
    »Darauf trinke ich«, sagte Art und tat es. Ein Teil der archaischen polynesischen Kultur, den sie, wie Art hoffte, integrierten, war offenbar ihre berühmte sexuelle Freundlichkeit. Aber Jackie machte die Dinge auf ungeschickte Art kompliziert, indem sie sich auf Arts Arm stützte, entweder um ihn aufzureizen oder mit Tanna zu konkurrieren. Art sah glücklich, aber besorgt aus. Er hatte seine Schale mit dem verderblichen Kava ziemlich rasch geleert und schien so und zwischen den zwei Frauen in einer wonnigen Konfusion zu stecken. Nirgal hätte beinahe laut gelacht. Es schien möglich, daß auch einige andere der jungen Frauen beim Fest daran interessiert sein könnten, an der archaischen Weisheit teilzuhaben - nach ihren auf ihn gerichteten Blicken zu schließen. Andererseits könnte Jackie aufhören, Art zu reizen. Das machte nichts aus. Es dürfte eine lange Nacht werden, und der kleine Tunnelozean von Neu-Vanuatu war so warm wie die alten Bäder in Zygote. Nadia war schon da draußen und schwamm in dem flachen Wasser mit einigen Männern, die ein Viertel so alt waren wie sie. Nirgal stand auf, legte seine Kleidung ab und ging hinaus ins Wasser.
     
    Es wurde schon so spät im Winter, daß selbst auf 80° Breite die Sonne für eine oder zwei Stunden um Mittag herauskam. Und während dieser kurzen Intervalle erglühten die dahinziehenden Nebel in pasteiloder metallfarbenen Tönen - an manchen Tagen rosa, an anderen kupfern, bronze und golden. Und stets wurden die zarten Farben von dem Reif auf dem Boden eingefangen und reflektiert, so daß es manchmal schien, als durchquerten sie eine Welt, die gänzlich aus Juwelen bestünde, aus Amethysten, Rubinen und Saphiren.
    An anderen Tagen brüllte der Wind und belud den Rover mit einer Ladung Frost und verlieh der Welt ein fließendes Aussehen wie unter Wasser. In den kurzen Stunden mit Sonnenlicht arbeiteten sie daran, die Räder des Rovers freizumachen. Die Sonne sah in dem Nebel aus wie ein Fleck gelber Flechte. Einmal, nachdem ein solcher Sturm aufgehört hatte, war auch die Nebelkappe verschwunden, und das Land bildete bis zum Horizont eine malerische Vielfalt von Eisblumen. Und über dem nördlichen Horizont dieses zerklüfteten Diamantfeldes stand eine hohe schwarze Wolke, die in den Himmel aufstieg aus einer Quelle, die nicht weit hinter dem Horizont zu liegen schien.
    Sie hielten an und gruben einen der kleinen Schutzräume Nadias aus. Nirgal sah zu der dunklen Wolke und dann auf die Karte. Er sagte: »Ich denke, dies könnte das Rayleigh-Mohole sein. Cojote hat dort auf der ersten Reise, die ich mit ihm gemacht habe, die Robotbagger gestartet. Ich möchte wissen, ob dabei etwas herausgekommen ist.«
    »Ich habe hier in der Garage einen kleinen Erkundungsrover verstaut«, sagte Nadia. »Du kannst den nehmen und hinfahren, wenn du willst. Ich würde es auch gern tun, muß aber nach Gamete zurück. Ich soll dort übermorgen mit Ann zusammenkommen. Sie hat offenbar von dem Kongreß gehört und will mir einige Fragen stellen.«
    Art drückte sein Interesse aus, Ann Clayborne kennenzulernen. Er war von einem Video beeindruckt, das er von ihr auf seinem Flug zum Mars gesehen hatte. »Es wäre so, als träfe man Jeremiah.«
    »Ich werde mit dir kommen«, sagte Jackie zu Nirgal.
     
    So verabredeten sie, sich in Gamete zu treffen, und Art und Nadia setzten sich in dem großen Rover dorthin in Marsch, während Nirgal und Jackie in Nadias Aufklärer losfuhren. Die hohe Wolke stand immer noch vor ihnen über der Eislandschaft, eine dicke Säule aus dunkelgrauen Ballen, flach gedrückt in der Stratosphäre, zu verschiedenen Zeiten in verschiedene Richtungen. Als sie näher kamen, erschien es immer sicherer, daß die Wolke aus dem schweigenden Planeten aufstieg. Und als sie an die Kante einer Bodenwelle kamen, sahen sie, daß das Land in der Entfernung frei von Eis war. Der Boden war so steinig wie im Hochsommer, aber dunkler - ein fast rein schwarzer Fels, der aus langen orangefarbenen Rissen in seiner kissenartig geblähten Oberfläche Rauch ausstieß. Und genau hinter

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