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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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das Lyell-Mohole als Ziel, eines der vier auf 70° südlicher Breite liegenden Moholes. In diesem Gebiet hatten die Beduinen aus Westägypten einige Karawansereien eingerichtet, und Nadia war mit einem ihrer Führer bekannt. Also beschlossen sie, es zu versuchen und ihn zu finden.
    Während sie fuhren, dachte Nirgal intensiv über die Sufis nach und darüber, was ihre einflußreiche Präsenz über den Untergrund und die Demimonde aussagte. Die Menschen hatten die Oberfläche aus vielen verschiedenen Gründen verlassen, und es war wichtig, das zu bedenken. Sie alle hatten alles aufgegeben und ihr Leben riskiert. Aber sie hatten sehr angespannt ganz verschiedene Ziele verfolgt. Manche hofften, radikal neue Kulturen zu installieren wie in Zygote oder Dorsa Brevia oder den Sanktuarien der Bogdanovisten. Andere wie die Sufis wollten an alten Kulturen festhalten, die sie in der globalen Ordnung der Erde bedroht sahen. Jetzt waren alle diese Teile des Widerstandes im Bergland des Südens verstreut, vermischt, aber dennoch getrennt. Es gab keinen offensichtlichen Grund, warum sie sich eine Vereinigung wünschen sollten. Viele von ihnen hatten sich speziell darum bemüht, von herrschenden Mächten loszukommen - Transnationalen, dem Westen, Amerika, dem Kapitalismus -, allen Machtsystemen mit Totalitätsanspruch. Gerade von zentralen Systemen hatten sie weite Distanz gewinnen wollen. Das eröffnete schlechte Aussichten für Arts Plan; und als Nirgal diese Besorgnis äußerte, stimmte ihm Nadia zu. »Ihr seid Amerikaner, das ist für uns die Schwierigkeit.« Art machte große Augen. Aber dann fuhr Nadia fort: »Nun, Amerika gilt auch als Schmelztiegel. Darum konnten Menschen von überall her kommen und ein Teil von ihm werden. So war die Theorie. Es gibt für uns da manches zu lernen.«
    »Das Ergebnis, zu dem Boone schließlich kam, war, daß es nicht möglich ist, eine Marskultur ganz von vorn zu erfinden«, sagte Jackie. »Er sagte, sie sollte eine Mischung des Besten von jedem sein, der hierhergekommen ist. Das ist der Unterschied zwischen BooneAnhängern und Bogdanovisten.«
    »Ja«, sagte Nadia stirnrunzelnd. »Aber ich denke, wir sind beide im Unrecht. Ich glaube nicht, daß wir sie von Anfang an erfinden können; und ich denke nicht, daß es ein Gemisch geben wird. Zumindest nicht auf lange Zeit. In der Zwischenzeit wird es eine Menge koexistierender verschiedener Kulturen geben, meine ich. Aber ob so etwas möglich ist...« Sie zuckte die Achseln.
     
    Die Probleme, denen man sich stellen mußte, gewannen Gestalt bei ihrem Besuch in der Karawanserei der Beduinen. Diese Beduinen beuteten die Gegend weit südlich zwischen den Kratern Dana und Lyell, den Sisyphi Cavi und Dorsa Argentea bergmännisch aus. Sie fuhren umher in mobilen Abbaugerüsten in der Art, wie sie auf der Großen Böschung entwickelt worden und jetzt allgemein üblich waren. Sie brachten Lagerstätten an der Oberfläche ein und zogen dann weiter. Die Karawanserei war bloß eine kleine Kuppel, die wie eine Oase an Ort und Stelle gelassen wurde, um in Notfällen benutzt zu werden oder wenn sie sich ausruhen wollten.
    Niemand hätte einen größeren Kontrast zu den ätherischen Sufis bilden können als die Beduinen. Diese zurückhaltenden unsentimentalen Araber trugen moderne Jumper und schienen in der Mehrzahl meistens männlich zu sein. Als die Reisenden dort ankamen, war eine Bergbaukarawane gerade dabei aufzubrechen; und als sie hörten, was die Reisenden besprechen wollten, machten sie ein mürrisches Gesicht und fuhren trotzdem weg. »Noch mehr Booneismus. Damit wollen wir nichts zu tun haben.«
    Die Reisenden speisten mit einer Gruppe aus Männern in dem größten in der Karawanserei verbliebenen Rover. Frauen erschienen aus einem Rohr vom nächsten Wagen, um die Schüsseln zu servieren. Jackie sah das mit einer finsteren Miene an, die Mayas hätte sein können. Als einer der jüngeren Araber, der neben ihr saß, ein Gespräch in Gang zu bringen versuchte, fand er das wirklich schwierig. Nirgal unterdrückte dabei ein Lächeln und wandte sich Nadia und einem alten Bedu namens Zeyk zu, dem Anführer dieser Gruppe, den Nadia schon kannte. Er sagte freundlich: »Ach, die Sufis. Niemand belästigt die, weil sie offenbar harmlos sind. Wie Vögel.«
    Später beim Essen erwärmte Jackie sich natürlich für den jungen Araber, weil er ein bestechend hübscher Mann war mit langen dunklen Wimpern, die klare braune Augen säumten, einer Adlernase, vollen roten

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