Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars
größeren Zahlen vertreten sind. Diese Struktur ist eine Reaktion auf ein spezifisches Problem, versteht ihr? Dasselbe gilt für die dreifachen Kontrollen und Ausgleiche. Darin steckt ein institutionalisiertes Mißtrauen gegenüber Autorität. Auch die Schweizer Verfassung enthält vieles davon. Und wir können das hier machen.«
So gingen sie hinaus, bereit zur Tat, zwei energische junge Männer und eine verbrauchte alte Frau. Es war seltsam, dachte Nadia, zu sehen, wer als Führer aus derartigen Situationen hervorging. Es mußten nicht unbedingt die Brillantesten oder am besten Informierten sein, wie Marina oder Cojote sich erwiesen, obwohl beide Eigenschaften hilfreich waren, obwohl diese beide wichtig waren. Aber Anführer waren solche, auf die das Volk hören würde. Magnetische Persönlichkeiten. Und in einer Menge so starker Intellekte und Charaktere war ein solcher Magnetismus sehr selten und sehr schwer zu finden. Sehr mächtig ...
Nadia besuchte ein Meeting, das einer Erörterung von Beziehungen zwischen Mars und Erde in der Zeit nach der Unabhängigkeit galt. Cojote war da und rief: »Laßt sie zur Hölle fahren! Das ist ihr eigenes Werk. Laßt sie sich aufraffen, wenn sie können. Und wenn sie das tun, können wir sie besuchen und Nachbarn sein. Aber andernfalls werden sie, wenn wir versuchen, ihnen zu helfen, uns vernichten.«
Viele Rote und Marsradikale nickten energisch, vor allem Kasei. Der war kürzlich zur Geltung gekommen als ein Führer der Gruppe Marsradikaler, eines separatistischen Flügels der Roten, dessen Mitglieder nichts mit der Erde zu tun haben wollten und willig waren, Sabotage, Zerfledderung, Terrorismus und bewaffnete Revolte zu unterstützen - überhaupt jedes erforderliche Mittel, um das zu erreichen, was sie wollten. Sie bildeten wirklich eine der am wenigsten zugänglichen Gruppen. Nadia fand es traurig zu sehen, daß Kasei ihre Partei ergriff und sogar anführte.
Maya stand auf, um Cojote zu antworten. Sie sagte: »Eine hübsche Theorie, aber sie ist unmöglich. Das ist wie die rote Haltung von Ann. Wir müssen mit der Erde verhandeln. Also könnten wir uns jetzt überlegen, wie, und sollten uns nicht davor verstecken.«
»Solange die sich im Chaos befinden, müssen wir tun, was wir können, um zu helfen«, sagte Nadia. »Einfluß in die Richtung ausüben, in die wir sie gehen lassen wollen.«
Jemand sagte: »Die zwei Planeten sind ein System.«
»Was meinst du damit?« fragte Cojote. »Es sind unterschiedliche Welten. Sie könnten sicher zwei Systeme sein.«,
»Informationsaustausch.«
»Wir sind für die Erde ein Modell oder Experiment«, sagte Maya. »Ein Gedankenexperiment, aus dem die Menschheit lernen soll.«
»Ein wirkliches Experiment«, erwiderte Nadia. »Das ist kein Spiel mehr. Wir können es uns nicht leisten, rein theoretische Positionen attraktiv zu finden.« Als sie das sagte, schaute sie Kasei und Harmakhis und deren Kameraden an. Aber sie merkte, daß es keinen Eindruck machte.
Noch mehr Meetings und Reden, ein schnelles Mahl und ein anderes Meeting mit den Issei von Sabishii, um über die Demimonde als ein Sprungbrett für ihre Bemühungen zu sprechen. Dann ging es zur nächtlichen Besprechung mit Art und Nirgal. Aber die Männer waren erschöpft, und sie schickte sie ins Bett. »Wir werden beim Frühstück reden.«
Auch sie war müde, aber weit davon entfernt, schläfrig zu sein. Also machte sie ihren nächtlichen Spaziergang nach Norden von Zakros durch den Tunnel. Sie hatte kürzlich einen hohen Weg entdeckt, der längs der Westwand des Tunnels verlief. Er war in den Basalt geschnitten, wo die Krümmung des Zylinders der Wand ein Gefälle von fünfundvierzig Grad verlieh. Von diesem Weg aus konnte sie über die Baumwipfel in die Parks blicken. Und wo der Weg auf einen kleinen Vorsprung in Knossos ausbog, konnte sie den Tunnel in seiner ganzen Länge bis zu beiden Horizonten überschauen. Die ganze enge Welt war schwach erleuchtet durch Straßenlampen, die von unregelmäßigen grünen Blätterkugeln umgeben waren, sowie die wenigen Fenster, in denen noch Licht brannte, und eine Kette Lampions in den Kiefern von Gournias Park. Das war eine so elegante Konstruktion. Es schmerzte sie etwas, an die langen in Zygote verbrachten Jahre zu denken - unter Eis, in kalter Luft und bei künstlichem Licht. Wenn sie nur von diesen Lavatunnels gewußt hätten ...
Bei dem nächsten Segment, Phaistos, war der Boden fast ganz von einem langen, seichten Teich
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