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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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für einen Appell an die Leute hinter Maya, welche vielleicht bloß neugierig waren. Er sagte: »Wir brauchen Hilfe. Wir können das, was wir wollen, nicht ganz allein schaffen. Praxis ist anders. Die sind mehr wie wir als jene. Das kann ich euch sagen.«
    Maya erklärte: »Du hast nicht das Recht, uns etwas zu sagen. Du bist unser Gefangener.«
    Art kniff die Augen zu und wedelte mit den Händen. »Man kann nicht gleichzeitig ein Gefangener und ein Spion sein, oder doch?«
    »Du kannst jede Art von Verräter zugleich sein!« rief Maya.
    Jackie ging zu Art und sah mit ernstem und intensivem Blick auf ihn hinunter. »Du weißt, daß diese Praxisgruppe jetzt permanent marsianisch werden müßte, ob sie will oder nicht - wie du.«
    Art nickte. »Ich habe ihnen gesagt, das könnte passieren. Offenbar kümmerte sie das nicht. Sie wollen helfen, das sage ich dir. Sie repräsentieren die einzigen Transnationalen, die anders handeln, die Ziele haben, die den unseren ähnlich sind. Sie sind aus eigenem Antrieb hierhergekommen, um zu sehen, ob sie helfen können. Sie sind interessiert. Warum sollten wir uns deswegen so aufregen? Das ist eine günstige Gelegenheit.«
    »Wir wollen sehen, was Fort sagt«, erwiderte Nadia.
     
    Die Schweizer hatten die Sondersitzung im Amphitheater von Malia anberaumt; und als sich die Schar der Delegierten versammelte, half Nadia, die neu Hinzugekommenen durch das Tor des Segments zur Stelle zu leiten. Die waren noch sichtlich erschüttert durch die Größe des Tunnels von Dorsa Brevia. Art trippelte mit geweiteten Augen um sie herum und wischte sich höchst nervös mit dem Ärmel Schweiß von der Stirn. Nadia mußte darüber lachen. Irgendwie hatte die Ankunft von Fort sie in gute Stimmung versetzt. Sie wußte nicht, wie sie sich deren erwehren sollte.
    Also nahm sie mit der Praxisgruppe in der ersten Reihe Platz und sah zu, wie Art Fort auf die Bühne geleitete und vorstellte. Fort nickte und sprach einen Satz. Dann neigte er den Kopf und schaute zu der hinteren Reihe des Amphitheaters auf und erkannte, daß seine Stimme nicht verstärkt wurde. Er holte tief Luft und fing noch einmal an. Seine gewöhnlich ruhige Stimme schwebte hinaus mit der Sicherheit eines alten Schauspielers und trug gut zu jedem Anwesenden.
    »Ich möchte dem Volk von Subarashii dafür danken, daß sie mich nach Süden zu dieser Konferenz gebracht haben.«
    Art duckte sich, als er zu seinem Platz zurückkehrte, wandte sich um und sagte hinter vorgehaltener Hand zu Fort: »Das ist Sabishii.«
    »Was ist das?«
    »Sabishii. Sie sagten Subarashii., Das ist die Transnationale. Die Ansiedlung, durch die Sie hierhergekommen sind, heißt Sabishii. Sabishii bedeutet >einsam<, Subarashii aber >wundervoll<.«
    »Wundervoll«, sagte Fort und schaute Art merkwürdig an. Dann zuckte er die Achseln und legte los - ein alter Terraner mit ruhiger, aber durchdringender Stimme und einem etwas umherschweifenden Stil. Er beschrieb Praxis, wie sie angefangen hatte und wie sie jetzt arbeitete. Als er auf die Beziehungen von Praxis zu den anderen Transnationalen zu sprechen kam, dachte Nadia, es gäbe Ähnlichkeiten zu den Beziehungen auf dem Mars zwischen dem Untergrund und den Welten an der Oberfläche, die ohne Zweifel durch Forts Beschreibung geschickt ins Licht gerückt wurden. Und es schien ihr nach dem Schweigen hinter ihr, als ob Fort recht gut das Interesse der Menge fesselte. Aber dann sagte er etwas über Okokapitalismus und daß er die Erde als eine volle Welt betrachtete, während der Mars noch eine leere sei. Da sprangen drei oder vier Rote hoch.
    »Was meinen Sie damit?« rief einer von ihnen. Nadia sah, wie Art im Schoß die Hände rang; und bald erkannte sie, weshalb. Die Antwort von Fort war lang und seltsam. Sie erläuterte, was er als Ökokapitalismus bezeichnete, worin die Natur als Bioinfrastruktur angesprochen wurde, die Menschen dagegen als menschliches Kapital. Wenn sie nach hinten schaute, sah Nadia, daß viele Leute die Stirn runzelten. Vlad und Marina steckten die Köpfe zusammen, und Marina drückte Tasten auf ihrem Handgelenk. Plötzlich sprang Art auf und unterbrach Fort mit der Frage, was Praxis jetzt täte und was seiner Meinung nach die Rolle von Praxis auf dem Mars wäre.
    Fort starrte Art an, als ob er ihn nicht erkennen würde. »Wir haben mit dem Weltgerichtshof zusammengearbeitet. Die UN hat sich nie von 2061 erholt und gilt jetzt weithin als ein Artefakt des Zweiten Weltkriegs. Damit haben wir unseren

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