Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars
erfüllt, wo sich der langsam von Zakros herunterfließende Kanal verbreiterte. Versenkte Leuchtkörper am einen Ende des Teichs verwandelten sein Wasser in einen seltsamen, dunklen, funkelnden Kristall. Sie beobachtete, wie eine Gruppe darin planschte. Die Körper schimmerten in dem beleuchteten Wasser und verschwanden im Dunkel. Amphibische Kreaturen, Salamander ... Vor sehr langer Zeit hatte es auf der Erde Wassertiere gegeben, die keuchend ans Ufer gekrochen waren. Die müßten unten im Ozean einige recht ernste Debatten über das Verhalten geführt haben, wie Nadia einfältig dachte. Herausgehen oder nicht, und wenn ja, wie und wann ... In der Ferne erklang Gelächter. Sterne füllten die Oberlichter zum Bersten...
Sie machte kehrt und ging über eine Treppe zum Boden des Tunnels und dann zurück nach Zakros auf den Wegen und auf Gras dem Kanal folgend, wobei sie in wirren, sich jagenden Bildern nachdachte. Wieder in ihrer Suite, legte sie sich auf das Bett und schlief sofort ein. Sie träumte gegen Morgen von Delphinen, die durch die Luft schwammen.
A ber mitten in diesem Traum wurde sie grob von Maya geweckt, die auf russisch sagte: »Es sind einige von der Erde hier. Amerikaner.«
»Von der Erde...«, wiederholte Nadia. Und bekam Angst.
Sie zog sich an und ging hinaus, um zu schauen. Es stimmte: Da stand Art mit einer kleinen Gruppe von Terranern, Männern und Frauen ihrer eigenen Größe und anscheinend auch ungefähr ihres Alters. Sie waren unsicher auf den Beinen, als sie sich den Hals ausrenkten, wie sie erstaunt die große Kammer betrachteten. Art versuchte, sie vorzustellen und gleichzeitig Erläuterungen zu geben, was selbst seiner Revolverschnauze einige Schwierigkeit bereitete. »Ja, ich habe sie eingeladen, ich wußte nicht - he, Nadia - das ist mein alter Chef, William Fort.«
»Wenn man vom Teufel spricht...«, sagte Nadia und schüttelte dem alten Mann die Hand. Er hatte einen festen Griff. Ein kahlköpfiger Mann mit Stubsnase, gebräunt und runzlig, mit einer angenehm unbestimmten Miene.
»... Sie sind gerade angekommen. Die Bogdanovisten haben sie hereingebracht. Ich habe Mr. Fort vor einiger Zeit eingeladen, aber nie wieder von ihm gehört und wußte nicht, daß er kommen würde, und bin ganz überrascht und natürlich erfreut.«
»Du hast ihn eingeladen?« fragte Maya.
»Jawohl. Ihm liegt sehr daran, uns zu helfen. Das ist es.«
Maya wurde wütend, aber nicht auf Art, sondern auf Nadia. »Ich habe dir gesagt, er ist ein Spion«, sagte sie auf russisch.
»Ja, das hast du«, entgegnete Nadia und sagte dann auf englisch zu Fort: »Willkommen auf dem Mars!«
»Ich freue mich, hier zu sein«, sagte Fort. Und es sah so aus, als ob er es auch so meinte. Er grinste albern, als ob er zu vergnügt wäre, eine ruhige Miene zu bewahren. Seine Begleiter schienen sich nicht so sicher zu sein. Es war ungefähr ein Dutzend, jung wie alt. Einige lächelten, aber viele sahen unsicher und mißtrauisch aus.
Nach einigen unbehaglichen Minuten führte Nadia Fort und seine kleine Gruppe von Mitarbeitern zu den Gästewohnungen in Zakros; und als Ariadne kam, wies sie den Besuchern Zimmer zu. Wohin hätten sie sonst gehen können? Die Nachricht war schon durch ganz Dorsa Brevia und zurück geeilt; und wenn Menschen nach Zakros kamen, drückten ihre Gesichter ebensosehr Mißfallen wie Neugier aus. Aber die Besucher waren immerhin führende Personen einer der größten Transnationalen und offenbar allein und ohne Spürgeräte an sich, wie die Sabishiianer erklärt hatten. Man mußte mit ihnen etwas unternehmen.
Nadia veranlaßte, daß die Schweizer eine Vollversammlung zur Stunde des Lunches einberiefen, und forderte dann die neuen Gäste auf, sich in ihren Räumen frisch zu machen und danach bei dem Meeting zu sprechen. Die Terraner nahmen die Einladung dankbar an. Die Unsicheren unter ihnen sahen beruhigt aus. Fort selbst schien bereits in Gedanken eine Rede vorzubereiten.
Draußen, außerhalb der Gästewohnungen in Zakros, sah sich Art einer erregten Volksmenge gegenüber. »Wie kommst du auf den Gedanken, daß du derartige Entscheidungen für uns treffen könntest?« fragte Maya, die für viele von ihnen sprach. »Du, der du nicht einmal dazugehörst! Du, ein Spion unter uns! Sich mit uns anfreunden und uns dann hinter unserem Rücken verraten!«
Art breitete die Arme aus, sein Gesicht von Erregung gerötet, und bewegte die Schultern wie zur Abwehr von Schmähungen oder um sich hindurchzuschlängeln
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