Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars
Gestalt anzunehmen. Aber es dauerte lange, bis Sax und Peter wieder in einem Raumflugzeug starteten. Diesmal begaben sie sich mit Raketenkraft völlig aus der Stratosphäre und weit darüber hinaus. Zwanzigtausend Kilometer über ihr, bis sie sich Deimos näherten und mit ihm ein Rendezvous machten.
Die Schwere auf dem kleinen Mond war so gering, daß es mehr ein Andocken war als eine Landung. Jackie Boone, die bei dem Projekt geholfen hatte, meist dicht bei Peter (das war ein klarer Fall), lenkte das Flugzeug hinein. Sax hatte durch das Cockpitfenster eine vorzügliche Sicht. Die schwarze Oberfläche von Deimos schien mit einer dicken Schicht von Regolith bedeckt zu sein. Alle Krater waren fast darin begraben und ihre Ränder sanfte runde Grübchen in der Staubdecke. Der kleine längliche Mond hatte keine regelmäßige Gestalt, sondern war vielmehr aus einigen rundlichen Facetten zusammengesetzt. Fast ein dreiachsiges Ellipsoid. Ein altes Robotlandegerät hockte nahe der Mitte des Kraters Voltaire. Die kupfernen gelenkigen Verstrebungen und Kästen waren blind durch feinen dunklen Staub.
Sie hatten ihren Landeplatz auf einer Bodenwelle zwischen Flächen gewählt, wo helleres kahles Gestein aus der Staubschicht herausragte. Die Erhebungen waren alte Splitternarben, wo in früherer Zeit Einschläge von dem kleinen Mond Stücke abgeschlagen hatten. Jackie brachte sie sanft auf einer Erhebung westlich der Krater Swift und Voltaire herunter. Deimos hatte wie früher auch Phobos gebundene Rotation, was ihrem Vorhaben günstig war. Der dem Mars stets gegenüberliegende Punkt diente als Ausgang der Zählung von Länge und Breite, ein sehr sinnvoller Gedanke. Die Höhe, auf der sie herunter gekommen waren, lag nahe dem Äquator auf 90° Länge. Ungefähr zehn Kilometer zu gehen vom Gegenpunkt zum Mars.
Als sie sich der Bodenwelle näherten, verschwand der Rand von Voltaire unter dem schwarzen gerundeten Horizont. Staub wurde weggeblasen, als das Raketentriebwerk darüber war. Nur wenige Zentimeter Staub bedeckten das Muttergestein. Kohliger Chondrit, fünf Milliarden Jahre alt. Sie dockten mit einem harten Stoß an, hüpften weg und drifteten wieder langsam herunter. Sax konnte den Zug der Schwerkraft in Richtung des Flugzeugbodens spüren, aber er war sehr schwach. Wahrscheinlich wog er nicht mehr als einige Kilogramm.
Weitere Raketen landeten auf der Anhöhe beiderseits von ihnen. Sie warfen Staub ins Vakuum, wo sie langsam herunterschwebten. Alle Vehikel hüpften beim Auftreffen und senkten sich dann sanft durch ihre Staubwolken herab. Binnen einer halben Stunde waren acht Flugzeuge auf der Bodenwelle aufgereiht in beiden Richtungen bis nahe an den Horizont. Zusammen boten sie ein eigenartiges Bild. Die intermetallischen Verbindungen ihrer runden Oberflächen schimmerten wie Chitin unter dem chirurgischen Glanz ungefilterten Sonnenlichts. Die Klarheit des Vakuums ließ alle Kanten überscharf erscheinen. Traumhaft.
Jedes Flugzeug trug eine Komponente des Systems. Robotische Bohrer, Tunnelbauer und Pressen. Rohre zum Sammeln von Wasser, die hier waren, um die Adern von Eis in Deimos zu schmelzen. Eine Fabrik zum Separieren von schwerem Wasser, etwa ein Teil auf sechstausend im gewöhnlichen Wasser enthalten. Eine weitere Anlage sollte aus dem schweren Wasser Deuterium gewinnen. Ein kleiner Tokamak, der durch eine Fusionsreaktion von Deuterium mit Deuterium Energie lieferte. Zuletzt waren da noch Steuerungsdüsen, obwohl die meisten davon sich an Bord von Flugzeugen befanden, die auf anderen Seiten des Mondes gelandet waren.
Die bogdanovistischen Techniker, die mit dem Gerät heraufgekommen waren, besorgten den größten Teil der Installation. Sax legte einen der an Bord sperrigen befindlichen Druckanzüge an, ging durch die Schleuse auf die Oberfläche, um nachzusehen, ob das Flugzeug mit den Steuerdüsen für das Voltaire-Gebiet gelandet war.
Die großen geheizten Stiefel waren beschwert, und er war darüber froh. Die Entweichgeschwindigkeit betrug nicht mehr als fünfundzwanzig Kilometer in der Stunde. Das hieß, mit einem Anlauf würde man direkt von dem Mond wegspringen können. Es war recht schwierig, das Gleichgewicht zu halten. Millionen ganz kleiner Bewegungen brachten einen voran. Jeder Schritt warf eine kräftige Wolke schwarzen Staubes auf, der langsam zu Boden sank. Oben auf dem Staub gab es verstreute Steine, gewöhnlich in kleinen Nischen, die sie bei der Landung gebildet hatten. Auswurfsmaterial, das
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