Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars
das Fenster blickte, sah Nirgal, daß das Glas von außen wie die Steinfläche aussah. Die filternden Beschichtungen mußten wirklich raffiniert sein; denn als der Morgen anbrach, strömte das Licht sehr hell ein. Der Ausblick aus den Fenstern war durch die gegenüberliegende Wand des Moholes begrenzt und einen rundlichen Fleck des Himmels darüber. Aber die Räume wirkten dadurch wundervoll weit und hell, ein Gefühl unter dem Himmel, das Zygote nicht bieten konnte.
Während des ganzen ersten Tages wurde Nirgal von einem kleinen dunkelhäutigen Mann namens Hilali an der Hand genommen, der ihn durch Räume führte und Leute bei der Arbeit unterbrach, um ihn vorzustellen. Die Menschen waren freundlich. »Du mußt einer von Hirokos Kindern sein, nicht wahr? Oh, du bist Nirgal! Sehr erfreut, dich kennenzulernen. He John, Cojote ist hier. Heute abend gibt es eine Party!« Und sie zeigten ihm, was sie machten, und führten ihn in kleinere Räume hinter dem Mohole, wo unter hellem Licht Farmen waren und Werkstätten, die sich bis weit in den Fels hinzuziehen schienen. Und alle waren sehr warm wie in einem Badehaus, so daß Nirgal ständig schwitzte. Er fragte Hilali: »Wohin habt ihr all das herausgearbeitete Gestein gebracht?« Denn zu den Bequemlichkeiten beim Aushöhlen einer Kuppel unter der Polkappe gehörte, wie Hiroko gesagt hatte, daß das herausgeholte Trockeneis einfach in Gas verwandelt wurde.
Hilali sagte ihm: »Es säumt die Straße nahe dem Boden des Moholes.« Die Frage schien ihn zu erfreuen.
Ihm gefielen alle Fragen, die Nirgal stellte. So ging es auch allen anderen Leuten. Die Menschen in Vishniac schienen im allgemeinen glücklich zu sein, ein roher Haufen, der immer eine Party veranstaltete, um Cojotes Ankunft zu feiern - ein Vorwand neben vielen anderen, wie Nirgal annahm.
Hilali bekam auf seinem Armband einen Anruf von Cojote und führte Nirgal in ein Labor, wo sie ihm von einem Finger ein Stück Haut abnahmen. Dann gingen sie langsam wieder zu der großen Kaverne und kamen mit der Menge zusammen, die sich hinten an den Küchenfenstern aufgereiht hatte.
Nachdem man ein üppiges, würziges Mahl aus Bohnen und Kartoffeln verzehrt hatte, begann die Party in der Kaverne. Eine große undisziplinierte Steelband mit wechselnder Besetzung spielte rhythmische Staccatomelodien; und die Leute tanzten stundenlang danach, mit gelegentlichen Pausen, um einen scharfen Schnaps namens Kavajava zu trinken oder an einer Seite des Raums sich an verschiedenen Spielen zu beteiligen. Nachdem er den Kavajava gekostet und eine Tablette Omegendorph geschluckt hatte, die ihm Cojote gab, ging Nirgal hin und spielte mit der Band eine Baßtrommel. Danach setzte er sich auf einen kleinen Grashügel in der Mitte des Raums. Er fühlte sich so betrunken, daß er nicht mehr stehen konnte. Cojote hatte gleichmäßig getrunken, aber kein solches Problem. Er tanzte wild, hüpfte hoch auf Zehenspitzen und lachte. »Junge, du wirst nie die Freude deines Ge kennenlernen!« rief er Nirgal zu. »Das wirst du nie erfahren.«
Es kamen Leute vorbei und stellten sich vor. Manchmal baten sie Nirgal, seine warme Berührung vorzuführen. Eine Schar von Mädchen seines Alters legte seine Hände auf ihre Wangen, die sie mit ihren Drinks gekühlt hatten; und als er sie erwärmte, lachten sie mit runden Augen und luden ihn ein, noch andere Teile von ihnen zu wärmen. Er stand aber auf und tanzte statt dessen mit ihnen. Er fühlte sich locker und benommen und bewegte sich in kleinen Kreisen, um etwas von seiner inneren Energie loszuwerden. Als er summend wieder zu dem Grasbuckel kam, schlängelte sich Cojote herüber und setzte sich gewichtig neben ihn. »Das Tanzen bei diesem Ge ist so schön, daß ich nie genug davon bekommen kann.« Er sah Nirgal mit schiefgeneigtem Kopf an, und seine grauen Haarzotteln fielen ihm übers Gesicht. Nirgal hatte wieder den Eindruck, daß sein Gesicht irgendwie kaputt war, vielleicht durch einen gebrochenen Kinnbacken, so daß die eine Seite breiter war als die andere. Irgend etwas dieser Art. Nirgal schluckte bei dem Anblick.
Cojote faßte ihn bei der Schulter und schüttelte ihn kräftig. Er rief: »Junge, es scheint, daß ich dein Vater bin!«
»Du machst Witze!« Ein elektrischer Blitz lief Nirgal über den Rücken und das Gesicht, als die beiden sich anstarrten. Er fragte sich, wie die weiße Welt die grüne so gründlich erschüttern könnte wie ein durch das Fleisch zuckender Blitz. Sie nahmen sich fest in
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