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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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ihre planmäßige Reise wieder auf zwischen sowohl versteckten wie offenen Zufluchtsstätten, und Cojote sagte überall: »Wir haben das Mohole Rayleigh letzte Woche in Gang gesetzt. Habt ihr schon einen Vulkanausbruch gesehen?«
    Niemand hatte einen gesehen. Rayleigh schien sich wie zuvor zu verhalten. Seine Dampfwolke war ungestört. »Nun, vielleicht klappt es nicht«, sagte Cojote. »Vielleicht wird es einige Zeit erfordern. Andererseits - wenn das Mohole jetzt geschmolzene Lava am Boden hätte, wer würde das merken?«
    »Wir würden es merken«, sagten die Leute. Und manche fügten hinzu: »Warum würdest du etwas so Blödes machen? Du könntest ebensogut die Transnationale Behörde anrufen und ihnen sagen, sie sollten herunterkommen, um hier nach uns zu schauen.«
    Also verzichtete Cojote darauf, das zu erwähnen. Sie rollten von einem Asyl zum anderen: Mauss Hyde, Gramsci, Overhangs, Christianopolis ... An jeder Haltestelle wurde Nirgal begrüßt; und oft kannten ihn die Leute schon im voraus durch seinen Ruf. Nirgal war immer wieder überrascht durch die Mannigfalt und Anzahl der Zufluchtsstätten, die zusammen ihre seltsame Welt bildeten, halb geheim und halb freiliegend. Und in dieser Welt befand sich nur ein kleiner Teil der Zivilisation des Mars. Wie müßten die Städte im Norden an der Oberfläche wohl sein? Das lag jenseits seines Fassungsvermögens, obwohl ihm schien, daß, während sich die Wunder der Reise eines nach dem anderen auftaten, sein Verständnis etwas größer wurde. Man konnte schließlich nicht vor Erstaunen explodieren.
    »Gut«, pflegte Cojote zu sagen, während sie fuhren (er hatte das inzwischen Nirgal beigebracht), »vielleicht haben wir einen Vulkanausbruch gestartet, vielleicht auch nicht. Aber es war auf jeden Fall eine neue Idee. Das ist eines der größten Dinge, Junge, an diesem ganzen Marsprojekt: Es ist alles neu.«
    Sie wandten sich wieder nach Süden, bis die gespenstische Wand der Polkappe über den Horizont ragte. Bald würden sie wieder daheim sein.
    Nirgal dachte an alle Zufluchtsstätten, die sie besucht hatten. »Desmond, glaubst du wirklich, daß wir uns für immer verstecken müssen?«
    »Desmond? Desmond? Wer ist dieser Desmond?« Cojote prustete. »O Junge, ich weiß das nicht. Das kann niemand sicher wissen. Die Menschen, die sich hier draußen verstecken, wurden in einer seltsamen Zeit hinausgedrängt, als ihre Lebensgrundlage bedroht war; und ich bin nicht sicher, ob das immer noch der Fall ist in den Städten, die sie im Norden an der Oberfläche bauen. Die Bosse auf der Erde haben vielleicht ihre Lektion gelernt, und die Leute hier oben fühlen sich behaglicher. Oder vielleicht liegt es nur daran, daß der Aufzug noch nicht wieder ersetzt wurde.«
    »Es könnte also keine weitere Revolution geben?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Nicht, ehe nicht ein neuer Weltraumaufzug da ist?«
    »Ich weiß es nicht. Aber der Aufzug wird kommen; und sie bauen da draußen einige große neue Spiegel. Man kann sie manchmal bei Nacht leuchten sehen oder direkt bei der Sonne. Es könnte also alles mögliche geschehen, nehme ich an. Aber eine Revolution ist ein seltenes Ereignis. Und viele Revolutionen sind ohnehin reaktionär. Siehst du, Bauern haben ihre Tradition, die Werte und Gebräuche, die ihnen erlauben, zurechtzukommen. Aber sie leben so dicht an der Kante, daß eine schnelle Veränderung sie hinunterstoßen kann. Und in solchen Zeiten geht es nicht um Politik, sondern ums Überleben. Ich habe das selbst erlebt, als ich in deinem Alter war. Nun waren die Menschen, die man hierhergeschickt hat, nicht arm. Sie hatten aber ihre eigene Tradition und waren machtlos wie die Armen. Und als der Einfluß der 2050er Jahre zuschlug, wurde ihre Tradition ausradiert. Also kämpften sie für das, was sie hatten. Und die Wahrheit ist, daß sie verloren. Man kann nicht mehr gegen die vorhandenen Kräfte kämpfen, besonders hier, weil die Waffen zu stark und unsere Asyle zu empfindlich sind. Wir müßten uns sehr gut bewaffnen oder so etwas. Wir verstecken uns; und sie überfluten den Mars mit neuen Volksmassen, mit Leuten, die an wirklich harte Bedingungen auf der Erde gewöhnt waren, so daß die Verhältnisse hier sie nicht so schwer treffen. Sie bekommen die Behandlung und sind zufrieden. Es gibt nicht mehr so viele Leute, die in die Asyle hinauszukommen suchen, wie wir es in den Jahren vor einundsechzig taten. Es gibt einige, aber nicht viele. So lange die Leute ihre Unterhaltungen

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