Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars
sogar angenehm gefunden. Höchstwahrscheinlich hatte er Anweisungen von daheim bekommen, daß er fest in Burroughs sitzen bleiben und auf die Verstärkungen warten solle. Ohne Zweifel hatte man der UNTA-Division in Sheffield dasselbe mitgeteilt. Und mit Burroughs und Sheffield in ihren Händen und Verstärkungen, die jede Minute fällig waren, war es nicht überraschend, daß sie glaubten, die Oberhand zu haben. Man könnte sogar sagen, sie hätten recht. Hastings sagte Nadia: »Wenn die Leute hier Vernunft annehmen, werden wir hier wieder die Kontrolle haben. Das einzige, auf das es jetzt wirklich ankommt, ist ohnehin die antarktische Überschwemmung. Es ist entscheidend wichtig, die Erde in ihrer Notzeit zu unterstützen.«
Nadia gab auf. Hastings war offensichtlich ein hartnackiger Bursche und hatte überdies einen Punkt für sich. Also beendete sie die Konferenz so höflich, wie es ihr möglich war, mit der Bitte, ihn später wieder kontaktieren zu dürfen. Sie hoffte, damit Arts diplomatischen Stil getroffen zu haben. Dann kehrte sie wieder zu den anderen zurück.
Im weiteren Verlauf der Nacht verfolgten sie unablässig alle Berichte, die von Burroughs und anderswo eingingen. Es geschah zu viel, als daß Nadia sich hätte wohl fühlen können, wenn sie zu Bett ginge, und offenbar hatten Sax, Steve, Mariana und die anderen Bogdanovisten in Du Martheray ziemlich das gleiche Gefühl. Also saßen sie in ihren Sesseln zusammengesunken mit geröteten Augen da und stöhnten, während die Stunden vergingen und die Bilder auf dem Schirm flimmerten. Einige Rote sonderten sich deutlich von der Hauptkoalition der Widerstandes ab und folgten einem eigenen Aktionsplan. Sie verstärkten ihre Kampagne von Sabotage und direkten Angriffen auf dem ganzen Planeten, eroberten kleine Posten mit Gewalt, setzten dann die Leute daraus in Wagen und jagten die Stellungen in die Luft. Eine andere >Rote Armee< stürmte auch erfolgreich die physikalische Anlage in Cairo, tötete viele der Wächter darin und veranlaßte den Rest, sich zu ergeben.
Dieser Sieg hatte ihnen Mut gemacht, aber anderswo waren die Ergebnisse nicht so gut. Nach den Anrufen einiger zerstreuter Überlebender schien eine Attacke der Roten auf die physikalische Anlage in Laßwitz diese zerstört und die Kuppel massiv beschädigt zu haben, so daß diejenigen, welche sich nicht in sichere Gebäude oder nach draußen in Wagen hatten retten können, elend umgekommen waren. »Was tun die bloß?« schrie Nadia. Aber niemand antwortete ihr. Diese Gruppen erwiderten ihre Anrufe nicht. Und Ann ebensowenig.
Nadia sagte besorgt: »Ich möchte wenigstens ihre Pläne mit den übrigen von uns diskutieren. Wir können die Dinge nicht außer Kontrolle geraten lassen. Das ist zu gefährlich ... «
Sax spitzte mit mürrischer Miene den Mund. Sie gingen in den Speiseraum, um etwas zu essen und dann etwas auszuruhen. Nadia mußte sich zum Essen zwingen. Es war genau eine Woche her seit Saxens erstem Anruf, und sie konnte sich nicht erinnern, in dieser Woche etwas gegessen zu haben. Sie merkte, daß sie wirklich Heißhunger hatte, und fing an, Rührei hinunterzuschlingen.
Als sie mit dem Essen fast fertig waren, beugte Sax sich vor und sagte: »Du hast davon gesprochen, über Pläne zu diskutieren.«
»Was?« sagte Nadia mit halb zum Mund gehobener Gabel.
»Nun, dieses ankommende Shuttle mit der Eingreiftruppe der Sicherheit an Bord?«
»Was ist damit?« Nach dem Flug über Kasei Vallis war sie sich nicht sicher, ob Sax vernünftig war. Die Gabel in ihrer Hand fing sichtlich an zu zittern.
»Nun, ich habe einen Plan«, sagte er. »Meine Gruppe in Da Vinci hat ihn eigentlich ausgedacht.«
Nadia bemühte sich, die Gabel ruhig zu halten. »Erzähl!«
Für Nadia war der Rest dieses Tages verschwommen, da sie jeden Versuch, sich auszuruhen, aufgab. Sie versuchte, rote Gruppen zu erreichen, entwarf mit Art Botschaften an die Erde und berichtete Maya, Nirgal und dem Rest in Burroughs das Neueste von Sax. Es schien, daß der Gang der Ereignisse, der schon beschleunigt war, sich auf etwas geschaltet hatte, das rasend rotierte und jetzt über jede Kontrolle hinaus war, so daß keine Zeit mehr blieb, um zu essen oder zu schlafen oder ins Bad zu gehen. Aber all dies mußte getan werden; und so schleppte sie sich in die Damentoilette und duschte ausgiebig. Dann aß sie ein spartanisches Frühstück mit Brot und Käse und streckte sich danach auf einer Couch aus und bekam etwas Schlaf. Aber
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