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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Weg fast blockiert und nur einen schmalen Spalt zwischen dem Ostende des großen Marineris-Gletschers und der Westseite eines kleineren Gletschers gelassen, der die ganze Länge von Ares Vallis ausfüllte. Dieser Spalt war östlich von Noctis Labyrinthus die erste Gelegenheit, den Äquator zu überschreiten, ohne über Eis zu geraten; und Noctis war sechstausend Kilometer entfernt. Darum hatte man in dem Spalt eine Piste und eine Straße gebaut und eine recht große Kuppelstadt auf dem Rand des Galileikraters errichtet. Südlich von Galilei war der engste Teil des Spaltes nur vierzig Kilometer breit, eine befahrbare ebene Zone zwischen dem östlichen Arm des Hydaspis Chaos und des westlichen Teils von Aram Chaos. Es war schwer, durch diese Zone zu fahren und sich dabei unter dem Horizont zu halten; und Ann fuhr hart am Rande von Aram Chaos mit Blick auf das zertrümmerte Gelände.
    Nördlich von Galilei war es leichter. Und dann war sie aus dem Spalt heraus und auf Chryse Planitia. Dies war das Herzsstück des Trogs mit einem Gravitationspotential von -0,65; der leichteste Fleck auf dem Planeten, sogar noch leichter als Hellas und Isidis.
    Aber eines Tages fuhr sie auf den Gipfel eines einsamen Berges und sah, daß sich mitten in Chryse ein EisSee befand. Ein langer Gletscher war von Simud Vallis heruntergeflossen und hatte in dem tiefen Punkt von Chryse einen Teich gebildet, der sich ausgedehnt hatte, bis er zu einem See aus Eis wurde, der das Land bis über den Horizont im Norden, Nordosten und Nordwesten bedeckte. Ann fuhr langsam um sein westliches und dann sein nördliches Ufer herum. Der See hatte einen Durchmesser von zweihundert Kilometern.
    Nahe dem Ende eines Tages hielt sie ihren Wagen auf dem Rand eines Geisterkraters an und schaute über die weite Fläche von zerbrochenem Eis. Es hatte '61 so viele Ausbrüche gegeben. Es war klar, daß einige gute Areologen in jenen Tagen für die Rebellen gearbeitet hatten. Sie hatten Wasserreservoire gefunden und Explosionen von Reaktorschmelzen ausgelöst genau dort, wo die hydrostatischen Drücke am höchsten waren. Ann hatte den Eindruck, daß sie viele ihrer Entdeckungen benutzt hatten.
    Aber das war Vergangenheit und jetzt abgetan. All das war dahin. Hier und jetzt gab es nur diesen Eissee. Die alten Seismographen, die sie aufgefunden hatte, wiesen Aufzeichnungen auf, die Störungen durch neuere Beben aus dem Norden vermeldeten, wo es nur geringe Aktivität hätte geben sollen. Vielleicht bewirkte das Abschmelzen der nördlichen Polkappe, daß die Lithosphäre dort wieder nach oben drängte und viele kleine Marsbeben auslöste. Aber die von den Seismographen aufgezeichneten Erschütterungen waren einzelne kurzperiodische Stöße, eher wie Explosionen als wie Marsbeben. Ann hatte ihr Computerarchiv viele lange Abende hindurch studiert und war verwirrt.
    Jeden Tag fuhr sie und ging dann zu Fuß. Sie verließ den Eissee und wandte sich weiter nach Norden auf Acidalia zu.
    Die großen Ebenen der Nordhemisphäre galten im allgemeinen als flach; und das waren sie gewiß im Vergleich mit der Chaosregion oder den Gebirgen des Südens. Aber immerhin waren sie nicht so eben wie ein Spielplatz oder eine Tischfläche, nicht einmal annähernd. Überall gab es Wellen, ein ständiges Auf und Ab von Buckeln und Löchern, Grate brechenden Urgesteins, Senken voll feiner Flugstoffe, große zerklüftete Felder mit Felsblöcken, isolierte Hügel und kleine Sinklöcher... Es war anders als auf der Erde. Auf der Erde hätte Boden die Höhlungen gefüllt, und Wind und Wasser und pflanzliches Leben hätten die Berggipfel zernagt und abgetragen, und dann wäre das Ganze überflutet worden oder fortgeschafft oder von Eisplatten flachgedrückt oder durch tektonische Einwirkung angehoben. Alles wurde weggerissen und Dutzende Male im Verlauf der Äonen wieder aufgebaut und immer wieder durch Wetter, Fauna und Flora abgeflacht. Aber diese gewellten Ebenen, deren Löcher durch Metoritenaufprall geschlagen worden waren, hatten sich seit Milliarden von Jahren nicht verändert. Und dabei gehörten sie zu den jüngsten Oberflächen auf dem Mars.
    Es war mühsam, durch solch klumpiges Gelände zu fahren, und man konnte sich sehr leicht verirren beim Gehen, besonders dann, wenn der Wagen genau so wie alle anderen Felsblöcke aussah, die da verstreut lagen. Das galt vor allem, wenn man abgelenkt wurde. Mehr als einmal mußte Ann ihr Fahrzeug durch Funksignal finden anstatt nach Sicht. Manchmal kam sie

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