Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars
die einzige auf dem Mars, der jeder vertraut«, sagte Art sanft. Er zuckte die Achseln, als ob er sagen wollte, daß er nicht beteiligt gewesen sei, was, wie sie wußte, eine Lüge war. »Was kannst du tun?« fragte er und rollte mit den Augen wie ein theatralisch übertreibendes Kind. »Gib ihnen drei Jahre, und die Dinge laufen, und du kannst sagen, daß du deinen Teil geleistet hast und dich zurückziehen. Außerdem - die erste Präsidentin des Mars! Wie kannst du da widerstehen?«
»Leicht.«
Art wartete. Nadia starrte ihn an.
Schließlich sagte er: »Aber du wirst es doch auf alle Fälle machen, nicht wahr?«
»Wirst du mir helfen?«
»O ja.« Er legte eine Hand auf ihre geballte Faust. »Alles, was du willst. Ich meine, ich stehe dir zur Verfügung.«
»Ist das eine offizielle Praxis-Position?«
»Nun ja, ich bin sicher, daß sie das sein sollte. Praxisberater für die Präsidentin des Mars? Na und ob!«
So konnte sie ihn vielleicht dazu bringen, es zu tun.
Sie stieß einen schweren Seufzer aus. Versuchte, sich im Magen weniger verkrampft zu fühlen. Sie könnte den Job annehmen und dann die meiste Arbeit auf Art abwälzen und auf jeden Stab, den sie ihr geben würden. Sie würde weder die erste noch die letzte Präsidentin sein, die das tat.
»Praxisberater für die Marspräsidentin«, erklärte Art mit zufriedener Miene.
»Oh, hör auf!« sagte sie.
»Natürlich.«
Er ließ sie allein, damit sie sich daran gewöhnen konnte. Dann kam er mit einem dampfendem Topf Kava und zwei kleinen Tassen zurück. Er goß ein. Sie bediente sich und nippte an der bitteren Flüssigkeit.
»Auf jeden Fall gehöre ich zu dir, Nadia«, sagte er. »Das weißt du.«
»Hmm-hmm... «
Sie sah ihn an, als er seinen Kava schlürfte. Sie wußte, daß er das nicht nur politisch meinte. Er war von ihr angetan. Die ganze Zeit zusammen arbeiten, zusammen reisen, beisammen sein. Und sie mochte ihn. Ein Bär von einem Mannsbild, wunderbar bodenständig und voll bester Gedanken. Ein Kavaliebhaber, wie sein Schlürfen und seine Miene bewiesen. Er hatte den ganzen Kongreß getragen, wie sie merkte, mit der Kraft dieser guten Stimmung, die sich wie eine Epidemie ausbreitete. Das Gefühl, es mache nichts mehr Spaß als der Entwurf einer Verfassung - absurd! Aber es hatte geklappt. Und während des Kongresses waren sie irgendwie zu einem Paar geworden. Ja, das mußte sie zugeben.
Aber sie war jetzt 159 Jahre alt. Eine weitere Absurdität, aber es war so. Und Art war - sie war nicht sicher - irgendwo in seinen Siebzigern oder Achtzigern, obwohl er wie fünfzig aussah, wie das oft vorkam, wenn man die Behandlung frühzeitig bekam. Sie sagte: »Ich bin alt genug, um deine Urgroßmutter zu sein.«
Art zuckte verwirrt die Achseln. Er merkte, wovon sie sprach. »Ich bin alt genug, um der Urgroßvater dieser Frau zu sein«, sagte er und zeigte auf eine große Eingeborene, die an der Tür ihres Büros vorbeiging. »Und sie ist alt genug, um Kinder zu haben. So, das weißt du. Irgendwann spielt das keine Rolle mehr.«
»Vielleicht nicht für dich.«
»Na ja. Aber das ist die Hälfte der Meinungen, auf die es ankommt.«
Nadia sagte nichts.
»Schau, wir haben noch eine lange Lebenszeit vor uns«, erklärte Art. »An irgendeiner Stelle müssen die Zahlen ihre Bedeutung verlieren. Ich meine, ich war mit dir in den ersten Jahren nicht zusammen; aber wir sind jetzt schon eine lange Zeit beieinander und haben eine Menge durchgemacht.«
»Ich weiß.« Nadia schaute auf den Tisch hinunter und erinnerte sich an manches dieser Male. Da war der Stumpf ihres lange verlorenen Fingers. All dieses Leben war bereits vergangen. Jetzt war sie Präsidentin des Mars. »Shit!«
Art schlürfte seinen Kava und beobachtete sie voller Sympathie. Er mochte sie, sie mochte ihn. Sie waren schon eine Art Paar. »Du wirst mir bei diesem verdammten Ratskram helfen!« sagte sie und fühlte sich traurig, als alle ihre Technophantasien dahinschwanden.
»Oh, das werde ich.«
»Und dann - gut. Wir werden sehen.«
»Wir werden sehen«, sagte er und lächelte.
Da war sie nun also, stecken geblieben auf Pavonis Mons. Die neue Regierung trat' dort zusammen. Sie zog aus dem Lagerhaus in das eigentliche Sheffield und besetzte die klotzigen Gebäude mit Fassaden aus poliertem Stein, welche die Metanats aufgegeben hatten. Natürlich wurde darüber diskutiert, ob diese für diese Bauten und den Rest ihrer Infrastruktur entschädigt werden müßten, oder ob alles
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