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Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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gegen Kooperativen auf der Erde kämpften, blieb die Finanzwirtschaft der Erde in einer gewissen Unordnung und hatte nicht ihre alte Intensität einer Feuersbrunst. Damit landete die Zechine stark, aber nicht allzustark auf der Erde. Und auf dem Mars war sie einfach Geld. Praxis war bei diesem Prozeß sehr hilfreich, da sie eine Art Bundesbank für die neue Wirtschaft wurde, die zinsfreie Darlehen gewährte und als vermittelnde Wechselstelle für terranische Währungen diente.
     
    Zur Bewältigung dieser Aufgabe kam der Exekutivrat jeden Tag für lange Stunden zusammen, um Programme der Legislative und andere Regierungsfragen zu diskutieren. Das war so zeitraubend, daß Nadia fast die Konferenz vergaß, die sie zeitgleich in Sabishii veranlaßt hatte. An guten Abenden verbrachte sie eine oder zwei letzte Stunden mit Freunden aus Sabishii am Bildschirm, und es sah so aus, als ob die Dinge auch dort gut vorangingen. Viele Umweltforscher des Mars waren anwesend und weitgehend einig, daß massiv zunehmende Treibhausgas-Emissionen die Folgen des Spiegelverlustes mindern würden. Natürlich war CO2 das am leichtesten zu emittierende Gas; aber auch ohne seinen Einsatz - sie versuchten noch, seinen Anteil in der Atmosphäre auf ein atembares Niveau zu drücken - war man sich einig, daß die komplexeren und stärkeren Gase in den benötigten Mengen erzeugt und in die Atmosphäre entlassen werden konnten. Und zunächst dachte man, daß dies politisch kein Problem sein würde. Die Verfassung legalisierte eine Atmosphäre nicht dichter als 350 Millibar auf der Sechskilometerlinie, sagte aber nichts darüber aus, welche Gase benutzt werden durften, um diesen Druck zu erzeugen. Wenn die Halogenkohlenwasserstoffe und andere Treibhausgase herausgepumpt würden, bis sie 100 Teile pro Million der Atmosphäre bildeten anstelle der dort oben derzeitig vorhandenen 27 p.p.M., dann würde nach ihren Berechnungen die Wärmerückhaltung um einige Kelvin steigen, und eine Eiszeit wäre verhindert oder würde zumindest stark verkürzt werden. Also forderte der Plan die tonnenweise Produktion und Freigabe von Karbontetrafluorid, Hexafluoräthan, Schwefelhexafluorid, Methan, Stickoxid und Spuren anderer Chemikalien, die dazu beitragen würden, das Tempo zu senken, in dem UV-Strahlung diese Halokarbone zerstörte.
    Die völlige Aufschmelzung des Nordmeeres war die andere naheliegende Milderungsstrategie, die bei der Konferenz am häufigsten erwähnt worden war. Bis alles flüssig war, würde die Albedo des Eises eine Menge Energie in den Weltraum zurückwerfen, und ein wirklich munterer Wasserkreislauf wäre gekappt. Falls sie einen flüssigen Ozean, oder in Anbetracht der hohen nördlichen Lage einen nur im Sommer aufgetauten Ozean bekommen könnten, wäre das Thema Eiszeit erledigt und das Terraformen im wesentlichen abgeschlossen. Sie würden robuste Strömungen, Wellen, Verdunstung, Wolken, Niederschläge, Schmelzprozesse, Ströme, Flüsse und Deltas haben - den vollen hydrologischen Zyklus. Das war ein primäres Ziel; und so wurden vielfältige Methoden vorgeschlagen, um das Schmelzen des Eises zu beschleunigen: Abwärme von Kernkraftwerken in den Ozean leiten, Schwarzalgen auf dem Eis verteilen, Mikrowellen- und Ultraschallsender als Erhitzer aufstellen und sogar große Eisbrecher durch die flache Eisschicht fahren zu lassen, um das Aufbrechen der Kruste zu beschleunigen.
    Natürlich könnte man die vermehrten Treibhausgase auch hier benutzen. Das Oberflächeneis des Ozeans würde schließlich von selbst schmelzen, sobald die Luft regelmäßig über 273 K hatte. Aber im weiteren Verlauf der Konferenz wurde immer deutlicher, daß der Treibhausplan erhebliche Schwächen aufwies. Er brachte eine weitere enorme industrielle Anstrengung mit sich, fast den monströsen Projekten der Metanats wie den Stickstofftransporten von Titan oder auch der Soletta gleichzusetzen. Und es war keine einmalige Angelegenheit. Die Gase würden durch UV-Strahlung in der oberen Atmosphäre ständig zerstört werden, so daß man eine Überproduktion leisten müßte, um das angestrebte Niveau zu erreichen, und dann ständig weiterproduzieren, so lange man die Gase da oben haben wollte. Somit waren die bergmännische Gewinnung der Rohstoffe und der Bau von Fabriken, um diese Materialien in die gewünschten Gase zu verwandeln, enorme Vorhaben und notwendigerweise eine weithin robotische Bemühung mit selbstgesteuerten und sich selbst reproduzierenden Bergbaumaschinen,

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