Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
Vom Netzwerk:
des Widerstandes im Hinterland und so weiter. Die Themen waren endlos und reichten über die ganze Skala vom höchst Wichtigen bis zum unglaublich Geringfügigen, bis Nadia jeden Sinn dafür verlor, wo auf diesem Kontinuum jedes individuelle Problem lag.
    Zum Beispiel verbrachte sie einen guten Teil ihrer Zeit mit den inneren Kämpfen des Rates, die sie trivial fand, aber nicht vermeiden konnte. Bei den meisten dieser Streitigkeiten spielten Jackies Bemühungen, eine Mehrheit zusammenzubringen, die jedesmal mit ihr stimmen würde, eine Rolle, so daß Jackie den Rat als Freibrief für die Linie der Partei Freier Mars oder mit anderen Worten für sich selbst benutzen könnte. Das bedeutete für Nadia, den Rest der Ratsmitglieder besser kennenzulernen und sich ein Bild zu machen, wie man mit ihnen zusammenarbeiten konnte. Zeyk war ein alter Bekannter, Nadia mochte ihn, und er war eine Macht unter den Arabern und ihr derzeitiger Repräsentant für die allgemeine Kultur, nachdem er Antar in dieser Position geschlagen hatte. Großartig, smart, freundlich stimmte er mit Nadia in vielen Punkten überein, einschließlich der wesentlichen; das erleichterte ihre Beziehung und führte sogar zu einer wachsenden Freundschaft. Ariadne war eine der Göttinnen der Matriarchie von Dorsa Brevia und spielte haargenau ihre Rolle: herrisch und starr in ihren Prinzipien, war sie eine Ideologin, was sie wahrscheinlich allein daran hinderte, eine ernste Herausforderung für Jackies Prominenz unter den Eingeborenen zu sein. Marion war die Rote im Rat, auch eine Ideologin, aber nach ihren frühen radikalen Tagen sehr verändert; obwohl sie bei langatmigen Diskussionen immer noch eine schwer zu schlagende Gegnerin war. Peter, Anns kleiner Junge, hatte sich zu einer Macht in verschiedenen Teilen der Gesellschaft des Mars entwickelt, einschließlich der Weltraumcrew in Da Vinci, des grünen Untergrundes, der Kabel-Leute und - in gewissem Maße wegen Ann - der gemäßigteren Roten. Diese Wendigkeit war ein Teil seines Wesens, und Nadia hatte Mühe, ihn einzuordnen. Er war, wie seine Eltern, zurückgezogen und schien Nadia und den Rest der Ersten Hundert nicht besonders zu mögen. Er wollte Distanz zu ihnen haben, er war durch und durch Nisei. Mikhail Yangel war einer der ersten Issei, die den Ersten Hundert zum Mars gefolgt waren und hatte von Anfang an mit Arkadij zusammengearbeitet. Er hatte geholfen, die Revolution von 2061 auf den Weg zu bringen. Nadia hatte den Verdacht, daß er damals zu den extremen Roten gehört hatte, weswegen sie ihm immer noch manchmal grollte, was einfach töricht war und ihre Fähigkeit, mit ihm zu reden, behinderte. Aber so war es nun einmal, trotz der Tatsache, daß auch er sich sehr geändert hatte, ein Bogdanovist, der zu Kompromissen neigte. Seine Präsenz im Rat war für Nadia eine Überraschung, man könnte sagen, eine Geste gegenüber Arkadij, die sie beeindruckte.
    Und dann war da noch Jackie, möglicherweise die beliebteste und mächtigste Politikerin auf dem Mars. Zumindest, bis Nirgal zurückkam.
    So war es nun. Und Nadia hatte jeden Tag mit diesen sechs zu tun und lernte ihre Wege kennen, wenn sie Punkt für Punkt ihre Tagesordnungen durchgingen. Vom Wichtigen zum Trivialen, vom Abstrakten zum Persönlichen - alles erschien Nadia wie der Teil eines Gewebes, wo alles mit allem zusammenhing. Der Rat war keine Teilzeitbeschäftigung, sondern fraß jeden wachen Tag völlig auf. Er verzehrte ihr Leben. Und dabei hatte sie an diesem Punkt erst zwei Monate einer Dienstzeit von drei m-Jahren hinter sich.
     
    Art sah, daß es ihr zusetzte; und er tat, was er konnte, um ihr zu helfen. Er kam jeden Morgen mit Frühstück in ihr Apartment wie ein Roomservice. Oft hatte er es selbst gekocht, und es war immer gut. Wenn er mit hoch erhobenem Servierteller hereinkam, rief er auf ihrem Computer Jazz auf als Hintergrund für ihren gemeinsamen Morgen. Nicht gerade Nadias geliebten Louis, obwohl er ausgefallene Aufzeichnungen von Satch aussuchte, um sie zu erfreuen, Dinge wie >Give Peace a Chance< oder >Stardust Memories<, aber auch spätere Stile des Jazz, die sie früher nie gemocht hatte, weil sie so frenetisch waren. Aber das schien im Tempo dieser Tage zu liegen. Was auch immer der Grund war, Charlie Parker zuckte und sauste jetzt höchst eindrucksvoll umher, wie sie fand; und Charles Mingus ließ seine Big Band erklingen wie die von Duke Ellington unter Pandorph, was genau das war, was Ellington und alle die anderen

Weitere Kostenlose Bücher