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Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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wuchs.«
    »Eine sehr wörtliche Interpretation von Epigenese«, sagte Vlad lächelnd. Nadia erkannte an diesem Lächeln, daß er an der Entwicklung dieses Verfahrens maßgeblich beteiligt gewesen war.
    »Es funktioniert?« fragte Nadia ihn direkt.
    »Allerdings. Wir lassen das, was praktisch ein neuer Finger ist, über deinem Stumpf knospen. Es ist eine Kombination embryonischer Stammzellen mit einigen Zellen von der Basis deines andern kleinen Fingers. Diese Kombination wirkt wie das Äquivalent der entsprechenden Gene, als du ein Fötus warst. Damit besitzt du die bestimmenden Elemente der Entwicklung, um die neuen Stammzellen sich richtig bilden zu lassen. Dann injiziert man zu gegebener Zeit mit Ultraschall eine schwache Dosis von fibroblastischem Wachstumsfaktor plus ein paar Zellen vom Knöchel und Fingernagel... und das klappt.«
    Während er das erklärte, merkte Nadia, daß in ihr ein gewisser Schimmer von Interesse aufleuchtete. Wieder unversehrt zu sein. Art beobachtete sie mit seiner freundlichen Neugier.
    »Na schön, sicher!« sagte sie schließlich. »Warum nicht?«
    Also machten sie in der folgenden Woche einige Biopsien von ihrem verbliebenen kleinen Finger und gaben ihr einige Ultraschall-Injektionen in den Stumpf des fehlenden Fingers und in den Arm, sowie ein paar Pillen. Das war es dann. Danach war es nur noch eine Sache von ein paar Injektionen wöchentlich. Und dann Abwarten.
    Sie vergaß es später wieder, weil Charlotte wegen eines Problems anrief. Cairo hat eine Anordnung des Exekutivrates hinsichtlich des Wasserpumpens ignoriert. »Du solltest lieber persönlich nachsehen. Ich denke, die Cairoleute stellen den Gerichtshof für eine Clique des Freien Mars, die die globale Regierung herausfordern will, auf die Probe.«
    »Jackie?« fragte Nadia.
    »Das nehme ich an.«

C airo lag am Rand eines Plateaus mit Blick auf das nordwestliche U-förmige Tal von Noctis Labyrinthus. Nadia ging mit Art vom Bahnhof zu einer von hohen Palmen gesäumten Plaza. Sie betrachtete die Szene. Einige der schlimmsten Momente ihres Lebens hatten sich in dieser Stadt zugetragen, als sie 2061 angegriffen worden war. Sasha und viele andere waren umgekommen, und Nadia selbst hatte Phobos explodieren lassen, nur ein paar Tage, nachdem Arkadijs verbrannte Überreste gefunden worden waren. Sie war nie zurückgekehrt. Sie haßte diese Stadt.
    Jetzt sah sie, daß sie bei den neuen Unruhen wieder Schaden genommen hatte. Teile der Kuppel waren in die Luft geflogen, und die physikalische Fabrik war schwer beschädigt. Man hatte sie wieder aufgebaut, und neue Kuppelsegmente waren auf der alten Stadt, die sich längs des Plateaurandes weit nach Osten und Westen hinzog, befestigt worden. Sie sah aus wie eine rasch aufblühende Stadt, was Nadia angesichts ihrer Höhenlage zehn Kilometer über dem Bezugsniveau wunderte. Sie würden hier oben nie die Kuppeln entfernen oder ohne Schutzkleidung hinausgehen können. Darum hatte Nadia angenommen, daß sie verfallen würde. Aber sie lag am Schnittpunkt der Pisten von Äquator und der nordsüdlich verlaufenden von Tharsis und war die letzte Stelle, an der man zwischen hier und den Chaosen, die einen Viertelumfang des Planeten entfernt lagen, den Äquator überqueren konnte. Wenn nicht irgendwo einmal eine Transmarinerisbrücke gebaut werden würde, läge Cairo immer an einer strategischen Kreuzung.
    Und Kreuzung oder nicht, sie wollten mehr Wasser. Das Reservoir von Compton, das unter dem niedrigeren Noctis und den höheren Marineris lag, war '61 zerstört worden, und sein Wasser war die ganze Länge der Marineris-Canyons hinab geströmt. Das war die Flut gewesen, in der Nadia und ihre Gefährten während der Flucht die Canyons hinunter fast umgekommen wären, nachdem Cairo erobert worden war. Der Großteil des Wassers war später entweder in den Canyons gefroren und hatte einen langen unregelmäßigen Gletscher gebildet, oder sich am Boden von Marineris gesammelt und war dort in den Chaosen erstarrt. Und etwas Wasser war natürlich in dem Reservoir geblieben. In den Jahren danach hatte man dieses Wasser herausgepumpt, um es in den Städten von Ost-Tharsis zu nutzen. Und der Marineris-Gletscher war langsam den Canyon abwärts geflossen und an seinem oberen Ende, wo es keine Quelle gab, um ihn aufzufüllen, zusammengeschrumpft. Er hatte nur verwüstetes Land und eine Reihe sehr seichter EisSeen hinterlassen. Cairo begann es daher an verfügbarem Wasser zu mangeln. Das hydrologische Amt

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