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Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Ägypter, die behaupteten, seit Generationen in Marineris zu sein und daß es ihr Recht sei, dort zu leben, daß es das beste Farmland auf dem Mars sei und daß sie kämpfen würden, ehe sie es aufgäben und so weiter. Manchmal schienen die Cairener und Jackie diese Nachbarn zu verteidigen; ein anderes Mal pochten sie auf ihr eigenes Recht, Marineris als Reservoir zu nutzen. Meistens schienen sie ihr Recht zu verteidigen, alles zu tun, was sie wollten. Nadia wurde allmählich immer ärgerlicher.
    »Das Gericht hat geurteilt«, sagte sie. »Wir sind nicht hier, um darüber noch mal zu diskutieren. Wir sind hier, um darauf zu achten, daß es ausgeführt wird.« Und sie verließ die Versammlung, ehe sie etwas gesagt hätte, das sie dann nicht mehr zurücknehmen konnte.
    An diesem Abend saß sie mit Charlotte und Art beisammen, so gereizt, daß sie sich nicht auf ein delikates äthiopisches Essen im Bahnhofsrestaurant konzentrieren konnte. »Was wollen die?« fragte sie Charlotte.
    Charlotte zuckte mit vollem Munde die Achseln. Und nachdem sie geschluckt hatte: »Hast du gemerkt, daß es keine besonders tolle Machtposition ist, Präsidentin des Mars zu sein?«
    »Verdammt, ja. Das war schwer zu übersehen.«
    »Ja. Nun, mit dem Exekutivrat ist es dasselbe. Es scheint, daß die wahre Macht in dieser Regierung beim Umweltgericht liegt. Irishka wurde dort der Vorsitz gegeben als Teil der großartigen Geste; und sie hat viel getan, um gemäßigtes Rot durch Abstecken einer starken Mitte zu legitimieren. Das erlaubt viel Entwicklung unterhalb der Sechskilometergrenze; aber oberhalb davon sind sie sehr streng. Das wird alles durch die Verfassung gestützt. Darum konnten sie alles aufstellen. Die Legislative zieht sich zurück, sie hat noch keine Urteile umgestoßen. Darum ist das für Irishka und jene ganze Gruppe von Richtern eine eindrucksvolle erste Sitzung gewesen.«
    »Also ist Jackie eifersüchtig«, sagte Nadia.
    Charlotte zuckte die Achseln. »Das ist möglich.«
    »Mehr als das«, sagte Nadia grimmig.
    »Und dann ist da die Sache mit dem Rat selbst. Jackie denkt vielleicht, daß sie drei der anderen für sich zur Unterstützung gewinnen kann; und dann gehört der Rat noch mehr ihr. Cairo ist eine Arena, wo sie hoffen kann, daß Zeyk wegen des arabischen Teils der Stadt mit ihr stimmen wird. Dann fehlen nur noch zwei. Und sowohl Mikhail als auch Ariadne sind strenge Lokalisten.«
    »Aber der Rat kann keine Entscheidungen des Gerichthofs umstoßen«, sagte Nadia. »Nur die Legislative, nicht wahr? Durch den Erlaß neuer Gesetze.«
    »Stimmt, aber wenn Cairo sich weiterhin dem Gericht widersetzt, würde es Sache des Rates sein, die Polizei dorthin zu beordern und ihnen physisch Einhalt zu gebieten. Das erwartet man seitens der Exekutive. Falls der Rat das nicht tut, würde er untergraben, und Jackie würde effektive Kontrolle über ihn bekommen. Zwei Fliegen mit einem Schlag.«
    Nadia warf ihr Stück schwammigen Brotes hin und preßte heraus: »Wenn das geschieht, dann soll mich der Teufel holen.«
    Sie saßen schweigend da.
    »Mir ist dies Zeug zuwider«, sagte Nadia.
    »In ein paar Jahren haben wir einen Corpus von Praktiken, Institutionen, Gesetzen und Ergänzungen zur Verfassung, all so etwas«, sagte Charlotte. »Dinge, die die Verfassung nie aufgegriffen hat, und sie werden funktionieren. Wie es die Rolle politischer Parteien ist. Gerade jetzt sind wir im Begriff, all diese Dinge auszuarbeiten.«
    »Vielleicht ja, aber es ist mir trotzdem verhaßt.«
    »Stell es dir als eine Meta-Architektur vor! Das Bauen der Kultur, die der Architektur ihre Existenz ermöglicht! Dann wird es für dich weniger frustrierend sein.«
    Nadia knurrte.
    »Dies hier sollte ein klarer Fall sein«, sagte Charlotte. »Das Urteil ist gefällt; sie müssen es nur anerkennen.«
    »Und was ist, wenn sie das nicht tun?«
    »Dann ist es Zeit für die Polizei.«
    »Bürgerkrieg, mit anderen Worten!«
    »So weit werden sie es nicht kommen lassen. Sie haben die Verfassung unterzeichnet wie alle anderen, und wenn jeder andere sie anerkennt, werden sie zu Banditen wie die Roten Guerilleros. Ich denke nicht, daß sie es so weit treiben werden. Sie tasten nur die Grenzen ab.«
    Das schien sie nicht zu kümmern. So waren die Leute nun einmal, schien ihre Miene zu sagen. Sie gab niemandem die Schuld und war nicht frustriert. Eine sehr ruhige Frau, diese Charlotte - entspannt, zuversichtlich und tüchtig. Mit ihr als Koordinatorin war die Arbeit des

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