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Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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sein? Aber sie mochte sie trotzdem. Sie brauchte sie. Sie waren wie ihre geliebte Musik Satchmos. Und angesichts der Welt und allem, was darin war, war diese Fröhlichkeit ein sehr mutiger Weg zu leben - nicht eine Kombination von Verhältnissen, sondern von Verhaltensweisen. »Jawohl, komm mit mir klempnern!« sagte sie zu Art und drückte ihn ganz fest an sich, als ob man Glück einfangen könnte, wenn man es nur fest genug drückte. Sie zog sich zurück, und er machte vor Überraschung große Augen, genau wie wenn er ihren kleinen Finger hielt.

A ber sie war immer noch Präsidentin des Exekutivrats und trotz ihres Entschlusses wurde sie jeden Tag durch >Entwicklungen< aller Art etwas fester an ihr Amt gefesselt. Deutsche Immigranten wollten eine neue Hafenstadt bauen namens >Blocks Hoffnung< auf der Halbinsel, welche das Nordmeer halbierte, und dann einen breiten Kanal durch diese Halbinsel graben. Rote Guerilleros widersetzten sich diesem Plan und jagten die durch die Halbinsel verlaufende Piste in die Luft. Sie sprengten auch die zum Gipfel von Biblis Patera führende Piste, um zu zeigen, daß sie auch hier dagegen waren. Okopoeten in Amazonia wollten mächtige Waldbrände entfachen. Andere Okopoeten in Kasei wollten den vom Feuer abhängigen Wald beseitigen, den Sax in der großen Kurve des Tales angelegt hatte (dieser Antrag wurde als erster einmütig vom Großen Exekutivrat gebilligt). Rote, die bei White Rock lebten, einer acht Kilometer breiten rein weißen Mesa, wollten diese zu einem >Kami-Gelände< erklärt sehen, wo menschlicher Zutritt verboten war. Ein Planungsteam von Sabishii empfahl, eine neue Hauptstadt an der Küste des Nordmeers auf 0° Länge zu erbauen, wo es eine tiefe Bucht gab. New Clarke wurde überfüllt von Leuten, die verdächtig nach Schnüfflertruppen der Metanats aussahen. Die Ingenieure von Da Vinci wollten, daß die Kontrolle des Weltraums über dem Mars einer Agentur der globalen Regierung übertragen würde, die es nicht gab. Senzeni Na wollten ihre Mohole auffüllen. Die Chinesen baten um Genehmigung, einen ganz neuen Raumaufzug zu bauen, der in der Nähe des Kraters Schiaparelli befestigt sein sollte, um ihre Einwanderer zu bedienen und andere auszuschalten. Die Immigration nahm jeden Monat zu.
    Nadia behandelte alle diese Themen in halbstündigen Zusatzterminen, die von Art angesetzt wurden; und so vergingen die Tage im Nu. Es wurde sehr schwierig, sich dessen bewußt zu bleiben, daß manche dieser Dinge wichtiger waren als andere. Zum Beispiel würde der Mars von chinesischen Einwanderern überschwemmt werden, wenn sie auch nur den Abglanz einer Chance erhielten... Und die Roten Guerilleros wurden immer unverschämter. Es hatte sogar Morddrohungen gegen Nadia selbst gegeben. Sie hatte jetzt eine Eskorte, sobald sie ihr Apartment verließ, und dieses wurde diskret bewacht. Nadia ignorierte das und arbeitete weiter an ihren Aufgaben und daran, bei den Abstimmungen, die ihr wichtig waren, eine Majorität auf ihrer Seite zu haben. Sie stellte gute Arbeitsbedingungen mit Zeyk und Mikhail her und sogar mit Marion. Mit Ariadne liefen die Dinge allerdings nie wieder ganz so gut, was eine zweimal und darum auch gut gelernte Lektion war.
    So machte sie ihre Arbeit. Aber die ganze Zeit wollte sie weg von Pavonis. Art sah, daß ihre Geduld jeden Tag knapper wurde. Sie merkte an seinem Blick, daß sie zunehmend widerborstig, mürrisch und diktatorisch wurde. Sie merkte es, konnte es aber nicht ändern. Nach Zusammenkünften mit frivolen oder obstruktiven Leuten ließ sie oft einen Erguß boshafter Schmähungen los mit einer gleichmäßig leise fluchenden Stimme, die Art entnervend fand. Es kamen Delegationen, um ein Ende der Todesstrafe zu fordern oder das Recht, in der Caldera von Olympus Mons zu bauen, oder einen freien achten Platz im Exekutivrat zu verlangen. Und sobald die Tür geschlossen war, pflegte Nadia zu sagen: »Nun, es gibt für dich einen Haufen verdammter, saublöder Idioten, die niemals über unentschiedene Abstimmungen nachgedacht haben und denen nie in den Sinn gekommen ist, daß man sein eigenes Lebensrecht verwirkt, wenn man jemandem das Leben nimmt« und so weiter. Der neuen Polizei ging eine Schar Roter Guerilleros ins Netz, die versucht hatten, die Sockelmuffe wieder in die Luft zu jagen, und dabei einen Sicherheitsmann getötet hatten. Da war sie der strengste Richter, den sie hatten. Sie rief »Exekutiert sie! Ihr habt das Recht zu leben verwirkt, wenn ihr

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