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Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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ist einfach, es zu sehen, als wäre es etwas Gutes. Sehen, wie schön es auf seine eigene Art ist. An und für sich und die Art, wie es sich selbst organisiert. Wir versuchen jetzt, es in die eine oder andere Richtung zu drängen, aber die gesamte Biosphäre - organisiert sich selbst. Daran ist nichts unnatürlich.«
    »Nun...«, wandte Michel ein.
    »Das ist es nicht! Wir können herumfummeln, wie wir wollen. Wir sind aber nur wie der Zauberlehrling. Es hat alles ein eigenes Leben angenommen.«
    »Aber das Leben, das es zuvor hatte. Das ist es, was Ann so verehrt. Das Leben der Felsen und des Eises.«
    »Leben?« fragte Sax.
    »Irgendeine Art träger mineralischer Existenz. Nenne es, wie du willst. Eine Areophanie in Stein. Übrigens, wer sagt, daß diese Steine nicht ihre eigene Art langsamen Bewußtseins haben?«
    »Ich denke, Bewußtsein hat mit Gehirn zu tun«, erwiderte Sax steif.
    »Vielleicht, aber wer kann das sagen? Und wenn nicht Bewußtsein so, wie wir es definieren, dann zumindest Existenz. Ein Wert an sich, einfach, weil etwas existiert.«
    »Das ist ein Wert, den es noch hat.« Sax hob einen Stein von der Größe eines Baseballs auf. Breccienartiger Auswurf, dem Aussehen nach zu urteilen. Ein Schotterkegel. So alltäglich wie Dreck, sogar eigentlich noch häufiger als Dreck. Er betrachtete ihn genau. Hallo, Stein! Was denkst du? »Ich meine, das ist doch alles noch hier.«
    »Aber es ist nicht dasselbe.«
    »Nichts ist immer dasselbe. Von Moment zu Moment ändert sich alles. Was mineralisches Bewußtsein angeht, so ist das für mich zu mystisch. Nicht, daß ich grundsätzlich ein Gegner allen Mystizismus wäre, aber dennoch... «
    Michel lachte. »Sax, du hast dich mächtig verändert, bist aber immer noch Sax.«
    »Das möchte ich auch hoffen. Aber ich glaube, daß Ann auch keine Mystikerin ist.«
    »Was dann?«
    »Ich weiß nicht. Ich weiß nicht. Eine so... so reine Wissenschaftlerin, daß sie es nicht verträgt, wenn die Daten verunreinigt werden? Ich nehme an, das ist eine etwas komische Art, es zu formulieren. Eine Scheu vor den Phänomenen. Weißt du, was ich damit meine? Verehrung dessen, was ist. Damit leben und es verehren, aber nicht versuchen, es zu verändern und zu beschmutzen, zu zerstören. Ich weiß nicht. Aber ich möchte wissen.«
    »Du willst immer wissen.«
    »Richtig. Aber dies möchte ich mehr wissen als die meisten anderen Dinge. Mehr als alles, das ich mir ausdenken kann. Gewiß!«
    »Ach, Sax! Ich verlange nach der Provence, du verlangst nach Ann.« Michel grinste. »Wir sind beide verrückt! «
    Sie lachten. Photonen regneten auf ihre Haut. Das meiste Licht schoß durch sie hindurch. Hier waren sie, transparent für die Welt.

 
ZEHNTER TEIL
 
 
WERTEWANDEL
     
     

 
    Es war nach Mitternacht, und die Büros waren still. Der Chefberater ging zum Samowar und teilte Kaffee in kleinen Tassen aus. Drei seiner Kollegen standen um einen Tisch herum, der mit Handschirmen bedeckt war.
    Vom Samowar her sagte der Chefberater. »Also werden Kugeln aus Deuterium und Helium eine nach der anderen von eurer Laserapparatur getroffen. Sie implodieren, und es kommt zur Fusion. Die Temperatur bei der Zündung beträgt siebenhundert Millionen Kelvin; aber das geht in Ordnung, denn es ist eine lokale Temperatur und sehr kurzlebig.«
    »Eine Sache von Nanosekunden.«
    »Gut. Ich finde das angenehm. Und dann, okay, wird die resultierende Energie nur in Form geladener Partikel abgegeben, so daß sie durch eure elektromagnetischen Felder ganz zusammengehalten werden kann. Es gibt keine Neutronen, die nach vorn fliegen und eure Passagiere rösten. Die Felder dienen als Schild und Stoßplatte und auch als Sammelsystem zur Versorgung der Laser. Alle geladenen Partikel werden nach hinten ausgestoßen, wobei sie euren gewinkelten Spiegelapparat passieren, welcher der Türbogen für die Laser ist. Und beim Durchgang werden die Fusionsprodukte parallel gerichtet.«
    »Das ist richtig. Das ist der wichtigste Teil«, sagte der Ingenieur.
    »Sehr nett. Wieviel Treibstoff verbraucht er?«
    »Wenn man eine Beschleunigung entsprechend der Marsschwere haben will, das sind 3,73 Meter pro Sekunde im Quadrat, und ein Schiff von tausend Tonnen annimmt, 350 t für die Menschen und das Schiff sowie fünfundsechzig für Apparatur und Treibstoff, dann muß man 373 Gramm in der Sekunde verbrauchen.«
    »Ka, das summiert sich recht schnell.«
    »Es sind ungefähr 30 t täglich, ergibt aber auch eine sehr hohe

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