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Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Suche war alles.
    Aber sein Kurzzeitgedächtnis war beschädigt. Er experimentierte jeden Tag mit den Ausfällen und Dingen, die ihm permanent auf der Zunge lagen. Manchmal mußte er in den Seminaren mitten im Satz innehalten, sich setzen und den anderen mit der Bitte fortzufahren zuwinken. Sie nickten dann, und die Person an der Wandtafel machte weiter. Nein, er brauchte die Lösung für dieses drängende Problem. Es würde später andere Rätsel geben, denen man nachzugehen hatte, ohne Zweifel. Zum Beispiel der schnelle Verfall selbst oder sonst etwas aus dem Rest des Alterungsproblems. Nein, es mangelte nicht an Unerklärbarem zur Weiterarbeit, und das würde immer so sein. Inzwischen war das Problem der Anamnese hart genug.
    Immerhin wurden langsam die Umrisse einer Lösung deutlich. Ein Teil davon würde ein Drogencocktail sein, eine Mischung von Proteinsyntheseverstärkern einschließlich sogar Amphetaminen und chemischen Verwandten des Strychnins, außerdem Überträger wie Serotonin, Anreger von Glutamatrezeptoren, Cholinesterase, zyklische AMP und so weiter. Alles das würde es geben, um auf verschiedenen Wegen die Gedächtnisstrukturen zu verstärken, wenn man sie wieder ablaufen ließ. Andere Stoffe aus der allgemeinen Behandlung von Hirnplastizität, die Sax in der Zeit nach seinem Schlag erfahren hatte, würden hinzukommen. Sodann schien es nach den Experimenten mit elektrischer Stimulation, daß ein anregender Elektroschock und anschließend eine kontinuierliche Schwingung mit sehr raschen Frequenzen in Phase mit den natürlichen Gehirnwellen der Person dazu dienen könnte, die von dem Drogencocktail verstärkten neurochemikalischen Prozesse in Gang zu setzen. Danach würden die Personen die Arbeit des Gedächtnisses so gut steuern, wie sie konnten, vielleicht, indem sie sich von Knoten zu Knoten bewegten, falls das ginge, mit dem Gedanken, daß ein jeder Knoten wieder aufgerufen würde. Das den Knoten umschließende Netzwerk würde dann von den Oszillationen überflutet und entsprechend verstärkt werden. Im Grunde so, als ginge man im Theater des Gedächtnisses von Raum zu Raum. Die Experimente mit allen diesen vielfältigen Aspekten des Prozesses liefen mit Freiwilligen, oft den jungen eingeborenen Experimentatoren selbst. Sie erinnerten sich an sehr viele Dinge und sprachen mit einer Art erstaunter Scheu; und die allgemeinen Aussichten wurden immer besser. Woche um Woche feilten sie ihre Techniken aus und integrierten sie in einen Gesamtprozeß.
    Aus den Experimenten ergab sich, daß der Kontext eine wichtige Komponente für den bestmöglichen Erfolg der Erinnerung war. An Listen, die man unter Wasser in Taucheranzügen auswendig gelernt hatte, konnte man sich viel besser erinnern, wenn die Personen wieder auf den Meeresboden gingen, als wenn sie sich an Land daran zu erinnern versuchten. Personen, denen man hypnotisch Gefühle des Glücks oder Kummers eingeflößt hatte, während sie eine Liste lernten, erinnerten sich besser, wenn sie wieder im gleichen Sinne hypnotisiert wurden. Das waren natürlich alles sehr grobe Experimente; aber die Verbindung zwischen Kontext und Erinnerungskraft wurde durch sie stark genug demonstriert, daß Sax ernsthaft erwog, ob er sich nicht der Behandlung unterziehen sollte, wenn sie damit fertig wären. Und wo und mit wem.
    Für die abschließende Arbeit an der Behandlung rief Sax Bao Tahashi an und bat sie, für einige Konsultationen zu ihnen nach Acheron zu kommen. Ihre Arbeit war wieder viel theoretischer und bedeutend feinkörniger; aber nach ihrer Arbeit mit der Fusionsgruppe in Da Vinci hatte er einen großen Respekt vor ihrer Fähigkeit, bei jedem Problem zu helfen, bei dem Quantengravitation und die Ultramikrostruktur der Materie beteiligt waren. Sie sollte bloß durchsehen, was sie in Acheron getan hatten. Er war sich ganz sicher, daß ihr Kommentar dazu wertvoll sein würde.
    Leider hatte Bao in Da Vinci wichtige Verpflichtungen, wie schon immer seit ihrer viel ausposaunten Rückkehr von Dorsa Brevia. Sax war in der ungewöhnlichen Position, seinen Heimatlabors eine ihrer besten theoretischen Kräfte zu entziehen. Aber er tat das ohne Gewissenbisse und erhielt Belas Hilfe, urh die derzeitige Administration unter Druck zu setzen. »Ka, Sax«, rief Bela bei einem Anruf aus. »Ich hätte nie geahnt, daß du dich als ein so wilder Kopfjäger erweisen würdest.«
    Sax entgegnete: »Es ist ja auch mein eigener Kopf, nach dem ich auf der Jagd bin.«

G ewöhnlich

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