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Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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war das Aufspüren einer Person so einfach wie das Kontaktieren ihres Handys nachschauen, wo sich die Person befand. Aber Anns Handy war auf dem Rande der Caldera von Olympus Mons bei der Abstiegstation nahe dem Festivalgelände bei Krater Zp zurückgeblieben. Das berührte Sax eigenartig, da sie Handys der einen oder anderen Art seit dem Anfang in Underhill getragen hatten, und Ann genau so wie jeder andere, erinnerte er sich. Oder doch nicht? Er rief Peter an und erkundigte sich. Aber Peter wußte natürlich nichts, da er lange nach den Jahren von Underhill geboren worden war. Auf jeden Fall war das Herumlaufen ohne Armbandgerät jetzt ein Verhalten, das von den neoprimitiven Nomaden entlehnt war, die durch die Canyonländer und die Küste des Nordmeeres zogen, was keine Lebensweise war, an der Ann, wie er sie kannte, irgendein Interesse haben könnte. Man konnte auf dem Olympus Mons nicht im paläolithischen Stil leben. Man brauchte dort oben jede Form von ständiger technischer Unterstützung, die in den meisten Gegenden des Mars nicht mehr notwendig war. Handys waren jedenfalls ein unerläßlicher Bestandteil davon. Vielleicht wollte Ann bloß entkommen. Peter wußte es nicht.
    Aber er wußte, wie man sie erreichen konnte. »Du mußt hingehen und sie suchen.«
    Über die Miene von Sax mußte er lachen. »So schlimm ist das nicht. In der Caldera sind nur ein paar hundert Leute; und wenn die sich nicht in ihren Hütten aufhalten, befinden sie sich an den Wänden der Klippen.«
    »Ist sie Klettersportlerin geworden?«
    »Ja.«

     
    »Sie klettert zur - Erholung?«
    »Sie klettert eben. Frag mich nicht, warum.«
    »Also brauche ich bloß alle Klippen abzusuchen?«
    »So hab ich sie gefunden, als Marian starb.«
    Der Gipfel von Olympus Mons war größtenteils unverändert geblieben. Immerhin gab es ein paar niedrige Berghütten auf Rim Overlooks; und man hatte auf dem nordöstlichen Lavastrom, der den Böschungsring um den Vulkan durchbrach eine Piste gebaut, um leichteren Zugang zum Festivalkomplex bei Krater Zp zu haben. Aber sonst gab es nichts, das darauf hinwies, was mit dem Rest des Mars passiert war, der vom Rande der Caldera aus überhaupt nicht zu sehen war, da er unter dem Horizont der herumlaufenden Böschung lag. Von seinem Rand aus schien Olympus Mons die ganze Welt auszumachen. Die lokalen Roten hatten sich dagegen entschieden, über der Caldera eine molekulare Schutzkuppel zu errichten, wie man es über Arsia Mons gemacht hatte. Darum gab es dort sicher Bakterien und vielleicht einige Flechten, die von Winden hergeblasen, in die Caldera gesunken waren und überlebt hatten. Aber bei einem Luftdruck, der nur wenig höher war als die ursprünglichen zehn Millibar, würden sie nicht gedeihen. Wahrscheinlich waren die Überlebenden zumeist Chasmoendolithen, so daß nichts von ihnen zu sehen war. Es war für das Projekt der Roten ein Glück, daß die enormen Höhenunterschiede auf dem Mars den Luftdruck auf den großen Vulkanen so niedrig hielten. Eine unentgeltliche und wirksame Sterilisationstechnik.
    Sax nahm den Zug nach Zp hinauf und dann einen Wagen zum Rand - ein Kombitaxi, das von den Roten betrieben wurde, die den Zugang zur Caldera beherrschten. Der Wagen erreichte die Kante des Randes, und Sax schaute hinunter.
    Die Caldera hatte viele Ringe und war groß. Neunzig mal sechzig Kilometer, ungefähr ebenso groß wie Luxemburg, wie Sax sich entsann gehört zu haben. Der zentrale Hauptkreis, bei weitem der größte, war überlagert von kleineren Kreisen im Nordosten, im Zentrum und im Süden. Der südlichste Kreis halbierte einen etwas älteren und höheren Kreis im Südosten. Der Treffpunkt dieser drei gekrümmten Wälle galt, wie man Sax gesagt hatte, als eines der besten Klettergebiete auf dem Planeten mit der größten Höhe: einem Absturz von 26 Kilometern auf 22,5 Kilometer zum südlichsten Kraterboden. Eine Klippe von zehntausend Fuß, überlegte der Junge aus Colorado in Sax.
    Der Boden der Hauptcaldera trug eine Menge gekrümmter Faltenmuster, die zu den Kraterwänden konzentrisch verliefen. Es waren bogenförmige Grate und Canyons, die von einigen geraderen Böschungen gekreuzt wurden. Diese Eigenschaften ließen sich alle erklären. Nach dem Ablauf von Magma aus der Hauptkammer unter dem Vulkan hatte es wiederholte Zusammenbrüche der Caldera gegeben. Aber als Sax von seiner hohen Position auf dem Rand in die Tiefe blickte, hatte er den Eindruck eines geheimnisvollen Berges, einer Welt für

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