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Mars

Mars

Titel: Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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stehengelassen worden waren. Seine Ohren schrien vor Schmerz, als ob jemand Eispickel in sie hineingetrieben h ä tte.
    Das Lebenserhaltungssystem. Pumpen, die trockene, kalte Marsluft ansaugten. Abscheider, die den sp ä rlichen Stickstoff und den noch sp ä rlicheren Sauerstoff aus der hiesigen Atmosph ä re gewannen. Weitere Pumpen, die das Stickstoff-Sauerstoff-Gemisch so verdichteten, da ß Menschen es atmen konnten. Zylinder mit Sauerstoffreserven f ü r den Notfall.
    Er mu ß te den Sauerstoff erreichen. Wosnesenski ging die Reihe der gr ü nen, mannshohen Sauerstofftanks entlang, drehte ihre Ventile ganz auf, erzeugte einen Ü berdruck aus reinem Sauerstoff in der Kuppel, so schnell er konnte. Er mu ß te Sauerstoff in die Kuppel pumpen, die verlorengehende Luft ersetzen. Es war ein Wettlauf, und er durfte ihn nicht verlieren. Der h ö here Druck w ü rde vielleicht sogar die Reparaturflicken fester auf das Leck dr ü cken. Zuallermindest w ü rde er ihnen noch ein paar Minuten Zeit verschaffen.
    Doch selbst über das zischende Rauschen des entweichenden Sauerstoffs hinweg konnte er das Pock, Pock hören.
    In einem Blizzard von Papieren, die durch die Kuppel wirbelten, arbeitete er sich wieder zu dem Riß in der Wand vor. Als er dort ankam, war Abell in seinem weißen Raumanzug zur Stelle und sprühte so gelassen wie ein Maler, der eine Wohnzimmerwand streicht, Epoxy auf die Reparaturflicken.
    » Ich habe den Notsauerstoff aufgedreht « , sagte Wosnesenski atemlos. Seine Brust brannte wie Feuer.
    » Gut « , sagte Abell. Es war das Standardverfahren bei einem Notfall.
    Der Wind hatte sich gelegt. Das Kreischen der entweichenden Luft war leiser geworden. Wosnesenski keuchte, aber aus Furcht und Ersch ö pfung, nicht, weil er zuwenig Sauerstoff bekam.
    » Haben die anderen ihre Anz ü ge an? «
    Abell drehte sich zu ihm um, ein gesichtsloser Roboter in rostfleckigem Wei ß . » Mhm. Sie sollten Ihren auch anziehen, Mike. «
    » Ja, ja. « Wosnesenski sah, da ß die Flicken nicht mehr flatterten. Sie klebten flach an der gekr ü mmten Wand. » Was ist mit den Leuten drau ß en? «
    » Sie kommen durch die Luftschleuse herein. Soviel ich wei ß , ist niemand verletzt worden. «
    » Gut. Also, wenn wir nicht noch einmal getroffen werden …«
    » Sie sollten Ihren Anzug anziehen « , mahnte Abell.
    » Ja. Nat ü rlich. «
    Als Wosnesenski jedoch endlich in seinem Anzug steckte, h ö rte er keine Ger ä usche von Meteoriten mehr, die die Kuppel trafen. Er stapfte unbeholfen zur Kommunikationskonsole und sah auf dem Bildschirm, da ß Tolbukhin in der Umlaufbahn immer noch Dienst tat und nach wie vor seinen Overall trug. Seine Achselh ö hlen waren dunkel vor Schwei ß.
     
    Dr. Li streckte seine langen Beine, so weit es die Schmerzen zuließen, und wackelte mit den nackten Zehen, bis der Krampf in seiner linken Wade nachließ. Zwei Stunden in einem Raumanzug, der ihm ohnehin nie richtig gepaßt hatte, waren mehr, als sein Körper ertragen konnte.
    Seufzend versuchte er, sich in dem Ruhesessel zu entspannen. Er trank einen Schluck Tee aus der zarten Porzellantasse, die er mitgebracht hatte, schaute auf die Seidenmalereien an den Wänden seiner Kabine und wartete darauf, daß sie ihren beruhigenden Zauber ausübten.
    Es ist niemand verletzt worden, wiederholte er in Gedanken zum hundertsten Mal. Alle Notfallprozeduren sind genauso abgelaufen, wie sie geplant waren; die gesamte Notfallausrüstung hat ordentlich funktioniert. Wir haben den Meteoritenschauer sogar ohne jeden Schaden an unserer Ausrüstung überstanden, abgesehen von einem kleinen Loch in der Kuppel, das rasch verschlossen worden ist, und dem Schlag, den die Hauptkommunikationsantenne der Mars 1 abbekommen hat, aber die Astronauten werden hinausgehen und sie reparieren.
    Die Meteoritengefahr war auf der Erde sorgfältig berechnet worden; sie lag irgendwo in der Größenordnung von eins zu einer Billion. Und dieser spezielle Meteoritenschauer war ein unbekannter, nicht verzeichneter Bursche gewesen, bis er plötzlich über sie hereingebrochen war. Zumindest sollten wir jetzt für rund hundert Millionen Jahre Ruhe haben, sagte sich Li.
    Er l ä chelte beinahe, als ihm zu Bewu ß tsein kam, da ß er nun die Entdeckung eines neuen Meteoritenschwarms f ü r sich reklamieren konnte, der so klein und unbedeutend war, da ß man ihn auf der Erde noch nicht einmal registriert hatte. Aber hier drau ß en war er nicht so klein und unbedeutend. Wir sind verwundbar

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