Mars
Stuhl kerzengerade auf, als das erste Ping ertönte. Kalter Schweiß bildete sich auf seiner Oberlippe.
Mein Gott, das muß an mir liegen, dachte er. Ich bin verhext, ich bringe nur Unglück. Erst Konoye und nun das.
Doch obwohl seine Gedanken rasten, bewegten sich seine H ä nde beinahe genauso schnell. Er schaltete den Radarschirm ein und gab wie aus einem Reflex heraus fast sofort Alarm.
» Meteoriten! Wir geraten in einen Meteoritenschwarm! « schrie er so aufgeregt ins Mikrofon der Gegensprechanlage des Schiffes, da ß er dabei ins Russische verfiel.
Will Martin, der amerikanische Geophysiker, sa ß zuf ä llig gerade an der Kommunikationskonsole und ü berspielte ein Band mit einem langen Bericht zur Erde.
» Was ist? « rief er ü ber das Bl ö ken des Alarms hinweg. » Sprechen Sie Englisch, verdammt! «
» Meteoriten! « rief Tolbukhin zur ü ck. » Ziehen Sie sofort Ihren Anzug an! «
Wosnesenski war im Kommandozentrum der Kuppel in ein Gespräch mit Mironow und Abell über die Logistik der bevorstehenden Exkursion zum Pavonis Mons vertieft, obwohl er eigentlich die Wissenschaftler überwachen sollte, die mit Pete Connors draußen waren. Er hatte die ersten leisen, warnenden Geräusche nicht gehört, mit denen die Meteoriten auf die Außenhülle der Kuppel geprallt waren.
Sowohl die Kuppel als auch die Raumschiffe in der Umlaufbahn besaßen doppelte Wände; bei den Schiffen bestanden sie aus Metall, bei der Kuppel aus Kunststoff. Obwohl die Marsatmosphäre so dünn war, daß sie nach irdischen Maßstäben so gut wie gar nicht vorhanden war, bot sie abstürzenden Meteoriten so viel Widerstand, daß die meisten von ihnen zu Asche verbrannten, lange bevor sie den Boden erreichten.
Den Missionsplanern zufolge drohte die gr öß te Gefahr von Meteoriten, die fast senkrecht von oben herabst ü rzten: Sie hatten die meiste Energie, ü berstanden aller Wahrscheinlichkeit nach die flammende Hitze ihres Ritts durch die Atmosph ä re und waren am Boden immer noch gro ß genug, um Schaden anzurichten. Meteoriten, die in flacherem Winkel herunterkamen, mu ß ten einen l ä ngeren Weg in der Atmosph ä re zur ü cklegen und brannten auf jedem Zentimeter dieser Strecke. Deshalb war die Doppelwand der Kuppel in der oberen H ä lfte mit einem schwammartigen Plastikmaterial gef ü llt, das die Energie eines Einschlags absorbieren konnte.
Tolbukhins Warnung, die ü berall in den Schiffen im Orbit zu h ö ren war, pl ä rrte auch aus den Lautsprechern der Funkanlage in der Kuppel.
Wosnesenski unterbrach sich mitten im Satz und brüllte: »Alle Mann in die Anzüge! Sofort! Zieht eure Anzüge an! Auf der Stelle!«
Erst als er zu den Anzugspinden bei der Luftschleusensektion losgerannt war, spürte der Russe die Angst wie eine kalte Faust in seiner Brust.
Connors war der erste, der die winzige Staubwolke bemerkte, die vom Boden aufstob, als ob eine Gewehrkugel eingeschlagen w ä re. Der Astronaut kniff die Augen zusammen, beobachtete, wie der Staub langsam wieder zu Boden sank, und dachte: Gut, da ß er nichts getroffen hat, was …
Eine weitere Staubwolke spritzte zehn Meter entfernt auf.
» Jesus Christus! « rief er in sein Helmmikrofon. » Meteoriten! Alle Mann zur ü ck in die Kuppel! Sofort! «
Die sechs Geo- und Biowissenschaftler hatten sich auf der stein ü bers ä ten Ebene etliche hundert Meter weit verteilt und versuchten, die Dicke der Permafrostschicht unter der Oberfl ä che detailliert zu vermessen. Die Arbeit ging nur langsam voran, weil sie alles zu Fu ß machen mu ß ten. S ä mtliche Exkursionen in den Rovern waren vorl ä ufig ausgesetzt worden, bis die Flugkontrolle entschieden hatte, wohin die Rover nun genau fahren durften.
Jamie hielt eine Bohrstange in der Hand, deren gezahntes Bohrende sich in den Boden fra ß . Bei Connors ’ lauter Warnung richtete er sich ruckartig auf. Der Bohrer an der Stange blieb stehen, als seine behandschuhten H ä nde die Kontrolltaste loslie ß en, und die Stange ragte schief aus dem Loch im Boden.
Jamie erfa ß te mit einem raschen Blick, wo sich die anderen f ü nf Wissenschaftler befanden. Connors war rechts von ihm, auf halbem Wege zwischen ihm und der Luftschleuse der Kuppel. Joanna war weiter entfernt; sie k ä mpfte mit ihrem Kernbohrer.
» Los! Macht schon! Macht schon! « Connors br ü llte so laut, da ß Jamie die Ohren wehtaten. » Los! Los! Los! In die Kuppel! «
Jamie lief zu Joanna hin ü ber und sah, da ß die anderen Gestalten in den
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