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Mars

Mars

Titel: Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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bedeutete als die Tatsache, da ß sie eher Flieger als Wissenschaftler waren: bestenfalls Ingenieure. In der Rangordnung waren sie klar unterhalb der Wissenschaftler angesiedelt. Der Amerikaner war schlaksig und hatte die d ü nnen Arme und Beine eines T ä nzers. Der Russe war kleiner und dicker, und sein rotbraunes Haar war in seiner Kindheit wahrscheinlich ziegelrot gewesen. Sein fleischiges Gesicht, das normalerweise finster dreinschaute, war jetzt mit Leben erf ü llt, und seine hellblauen Augen funkelten, als er ü ber das Fliegen sprach.
    Jamie wu ß te, da ß er hier der Au ß enseiter war. Fast vier Jahre lang hatten diese M ä nner und Frauen mit Pater DiNardo trainiert, dem jesuitischen Geologen, der urspr ü nglich f ü r die Marsexpedition ausersehen gewesen war. Jamie hatte unter ferner liefen rangiert und ebenfalls nahezu vier Jahre lang jede Sekunde jedes Tages gewu ß t, da ß er nur der Form halber an dem Training f ü r eine Mission teilnahm, bei der er garantiert nicht mit von der Partie sein w ü rde. Und dann war DiNardo von seinem Gott mit einer Gallenblaseninfektion niedergestreckt worden, die operativ behandelt werden mu ß te, und sein designierter Ersatzmann war prompt politischen R ä nken zum Opfer gefallen. Pl ö tzlich, o Wunder, hatte James Waterman – der amerikanische Indianer – unglaublicherweise zu dem Team geh ö rt, das tats ä chlich den Fu ß auf den Mars setzen w ü rde.
    Ein Roter auf dem Roten Planeten, sinnierte Jamie. Ich bin hier, aber nur durch blindes Gl ü ck. Sie akzeptieren mich, aber DiNardo war ihre erste Wahl; ich bin nur ein Ersatz.
    Ja, h ö rte er die leise Stimme seines Gro ß vaters. Aber du bist hier, auf dem Mars, und der Anglo-Priester nicht.
    Jamie h ä tte beinahe gel ä chelt. F ü r seinen Gro ß vater war sogar ein Jesuit aus dem Vatikan ein Anglo. Jamie freute sich, da ß er zu dem ersten Forscherteam auf dem Mars geh ö rte, doch gerade diese Freude rief ein latentes Schuldgef ü hl in ihm wach. Er hatte dieses Vorrecht auf Kosten des Leids anderer errungen. Ein echter Navajo w ü rde Angst vor Vergeltung haben.
    Wosnesenksi stie ß sich vom Tisch ab und stand auf.
    » Wir sollten jetzt Schlafengehen « , sagte er barsch, als rechnete er mit Widerspruch. » Morgen m ü ssen wir f ü r die Ankunft des zweiten Teams bereit sein. Und bevor wir zu Bett gehen, m ü ssen wir noch die Anz ü ge reinigen und ordentlich verstauen. «
    Niemand widersprach, obwohl Tony Reed etwas murmelte, das Jamie nicht mitbekam. Sie waren alle m ü de, aber sie wu ß ten, da ß die Raumanz ü ge ordentlich gewartet werden mu ß ten. Das Programm f ü r morgen w ü rde genauso hart sein wie das dieses ersten Tages. Die Spannungen und Feindseligkeiten, die auf ihrem neunmonatigen Flug entstanden waren, hatten sich nicht in Luft aufgel ö st, nur weil sie den Fu ß auf den Mars gesetzt hatten. Vielleicht in den n ä chsten Tagen, dachte Jamie, wenn wir viel zu tun haben und drau ß en herumstreifen k ö nnen, vielleicht ä ndern die Dinge sich dann. Vielleicht dann.
    Nachdem er seinen Anzug mit dem Staubsauger vom Staub befreit und ordentlich an das Gestell neben der Luftschleuse geh ä ngt hatte, kam Jamie auf dem Weg zu seinem Quartier an dem von Ilona Malater vorbei. Die Faltt ü r zu ihrer Kabine war offen. Sie klebte gerade ein abgegriffenes altes Foto an die Trennwand neben ihrem Bett.
    Sie bemerkte Jamie und sagte ü ber die Schulter hinweg: » Komm einen Moment herein. «
    Jamie f ü hlte sich ein wenig unbehaglich. Er z ö gerte auf der Schwelle.
    » Ich werde dich schon nicht verf ü hren, roter Mann « , sagte Ilona leise, mit kehliger Stimme. » Nicht in unserer ersten Nacht auf dem Mars. «
    Jamie blieb an der T ü r stehen. Er wu ß te nicht, was er sagen sollte.
    » M ö chtest du mein Familienalbum sehen? « fragte Ilona mit einem herausfordernden L ä cheln.
    An der Wand hing nur das eine Foto. Jamie trat n ä her und sah einen hochgewachsenen, m ü den Mann in einer schmutzigen Soldatenuniform auf einer mit Tr ü mmern ü bers ä ten Stra ß e stehen, die H ä nde ü ber den Kopf erhoben; ein halbes Dutzend Soldaten in einer anderen Uniform bedrohten ihn mit Maschinenpistolen.
    » Das ist mein Gro ß vater, im Jahr 1956 « , sagte Ilona. Ihre Stimme wurde pl ö tzlich lauter und schrill. » In Budapest. Das sind russische Soldaten. Die Russen haben meinen Gro ß vater schlie ß lich aufgeh ä ngt. Sein Verbrechen war, da ß er sein Land gegen dieses Volk

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