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Mars

Mars

Titel: Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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verteidigt hat. «
    » Wir sind jetzt auf dem Mars « , sagte Jamie sanft.
    » Ja. Und? «
    Jamie drehte sich um und verlie ß ihre Kabine ohne ein weiteres Wort. Ilona w ü rde Wosnesenski weiterhin piesacken, wie sie es all die langen Monate ihres Fluges hindurch getan hatte. Sie glaubte, sie h ä tte einen triftigen Grund, alle Russen zu hassen. W ä hrend der ganzen Jahre des Trainings hatte sie ihren Ha ß geschickt verborgen. Und ihn gen ä hrt. Jetzt trat er offen zutage. Jetzt, wo er uns alle umbringen k ö nnte.
    Wir bringen alles mit, sagte sich Jamie. Wir kommen mit Worten des Friedens und der Liebe zu einer neuen Welt, aber wir tragen all die alten Ä ngste und Abneigungen mit uns herum, wohin wir auch gehen.
    Er lie ß sich total ersch ö pft auf sein Feldbett fallen, ohne sich erst noch die M ü he zu machen, sich auszuziehen. Fast eine Stunde sp ä ter lag er immer noch wach auf dem schmalen Feldbett in seiner Kabine und machte sich Gedanken ü ber Ilona. Die Kuppel war jetzt dunkel, aber nicht still. Das Metall und der Kunststoff knarrten und ä chzten, als die K ä lte der Marsnacht ihre eisige Faust fester schlo ß . Die Pumpen tuckerten leise, und die L ü fter summten. Die Psychologen waren der Meinung gewesen, da ß solche Ger ä usche auf die einsamen Forscher beruhigend wirken w ü rden. Wenn die Maschinenger ä usche pl ö tzlich verstummten, w ü rde sie dies warnen, ihnen signalisieren, da ß sie sich in einer gef ä hrlichen Situation befanden, so wie das j ä he Aussetzen der Triebwerke eines Flugzeugs sofort das Adrenalin flie ß en l äß t.
    Als Jamie jedoch auf seinem Feldbett lag, h ö rte er ein anderes Ger ä usch. Ein rhythmisches Seufzen, das kam und ging, einsetzte und wieder aufh ö rte. Ein zartes Wispern, fast wie ein leises St ö hnen, so schwach, da ß Jamie es zuerst f ü r Einbildung hielt. Aber es kam immer wieder, ein seltsames, geisterhaftes Atmen, das ü ber die Hintergrundger ä usche der von Menschen gemachten Ausr ü stung hinweg nur andeutungsweise zu h ö ren war.
    Der Wind.
    Eine Brise wehte sanft ü ber ihre Kuppel, strich mit ihren Fingern sachte ü ber dieses neue, fremde Artefakt. Der Mars streichelte sie, wie ein Kind die Hand ausstrecken mochte, um etwas Neues und Unerkl ä rliches zu ber ü hren. Der Mars hie ß sie sanft willkommen.
    Jamie lie ß seine Gedanken schweifen, w ä hrend er die H ä nde hinter dem Kopf verschr ä nkte und dem leisen Marswind lauschte, bis er schlie ß lich einschlief.
    Er tr ä umte, da ß Raumschiffe in New Mexico landeten, aus denen ganze Indianerst ä mme herausst ü rmten – nackt – , um das rauhe, karge Land f ü r sich zu beanspruchen.

TRAINING
    ANTARKTIS
     
    1
     
    Die McMurdo-Basis hatte für Jamie etwas von einer Kreuzung zwischen einer schäbigen Bergarbeiterstadt und dem Campus eines heruntergekommenen Gemeinde-Colleges. Sie lag am Rand des eiskalten McMurdo Sound, zwischen den schneebedeckten Bergen und dem Ross-Schelf, einem vierhundert Meter dicken Eisschild, das den größten Teil des Rossmeeres bedeckte. Die Gebäude – Metallhütten mit runden Dächern, quadratische Holzbaracken – sahen alle so aus, als stammten sie aus staatlichen Beständen. Das galt sogar für die neueren zweistöckigen Verwaltungsbüros aus Backstein. Es gab eine Ansammlung von Öltanks, endlose Reihen von Geräteschuppen, einen Eisbrecher der amerikanischen Küstenwache, der im Hafen vor Anker lag, und einen Flugplatz, der buchstäblich aus dem glitzernden Eisschelf herausgehauen war, das sich bis jenseits des Horizonts erstreckte und eine größere Fläche als Frankreich bedeckte.
    Die Straßen waren mit Schneepflügen geräumt worden, aber kaum jemand wagte sich in den beißenden Wind hinaus. Die kälteste auf der Erde je aufgezeichnete Temperatur war in der Antarktis gemessen worden, 88,3 Grad Celsius unter Null.
    Eine niedrige Mittsommernachtstemperatur auf dem Mars, wie Jamie wu ß te.
    In der H ü tte, die dem Trainingsteam des Marsprojekts zur Verf ü gung stand, war es dank des neuen, im vergangenen Jahr installierten Atomstromsystems beinahe behaglich warm. Umweltsch ü tzer alten Stils hatten dagegen protestiert, da ß die Kernenergie in die Antarktis gebracht wurde, w ä hrend die Umweltsch ü tzer neuen Stils gegen die weitere Verwendung von Ö l protestierten, das die zunehmend verunreinigte antarktische Luft mit seinen ru ß igen Emissionen verschmutzte.
    Jede Rekrutengruppe der Marsmission mu ß te sechs Wochen in

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