Mars
sich dem Schlimmsten gestellt, was er sich vorstellen konnte, und es heil ü berstanden.
Wosnesenski sank dankbar auf den n ä chsten Stuhl in der Messe. Seine Beine waren so schwach, da ß er nicht mehr stehen konnte. Gut, da ß ich w ä hrend der ganzen Fahrt zum Canyon sitzen kann, sagte er sich. Ich hoffe nur, ich kann den verdammten Rover fahren, ohne wie ein kraftloses altes Weib doch noch zusammenzubrechen.
Jamie saß wieder im Cockpit. Joanna saß neben ihm. Connors hatte sich auf seiner Liege ausgestreckt und stöhnte leise im Schlaf. Ilona lag auf der Liege über der des Astronauten und versuchte ebenfalls zu schlafen. Keiner von ihnen hatte die Kraft gehabt, die Liegen wieder einzuklappen. Sie hatten ihr trübsinniges Frühstück auf den Rändern der unteren Liegen eingenommen und dabei den Kopf eingezogen, um nicht an die oberen zu stoßen.
»Vitaminmangel«, sinnierte Jamie. »Bei dieser Mission hätte alles mögliche schiefgehen können, aber wir kriegen ausgerechnet Skorbut. Da hat Murphys Gesetz mal wieder voll zugeschlagen.«
Joanna schien kaum wach zu sein, aber sie sagte: » Jetzt, wo wir wissen, was es ist, kommt es mir irgendwie nicht so schlimm vor. Es war das Unbekannte, das mir angst gemacht hat. «
» Wir k ö nnen immer noch daran sterben, ob wir nun wissen, was es ist, oder nicht. «
Sie l ä chelte matt. » Du l äß t uns nicht sterben, Jamie. Ich wei ß es. «
Warum l ä dt sie mir diese B ü rde auf, fragte er sich ein wenig ä rgerlich. Aber laut sagte er zu ihr: » Jetzt k ö nnen wir alle nicht viel anderes tun als warten. «
Joannas schwaches kleines L ä cheln wurde ein wenig breiter, als w üß te sie etwas, das Jamie nicht wu ß te.
Die Kommunikationsanlage summte. Jamie legte den Schalter um, und Abells frosch ä hnliches Gesicht erschien auf dem Bildschirm an der Kontrolltafel. Er war genauso bla ß und hager wie die vier im Rover. Seine eingesunkenen Wangen lie ß en seine vorquellenden Augen noch mehr aus den H ö hlen treten als sonst.
» Da kommt gerade eine Botschaft aus Kaliningrad f ü r Joanna rein « , sagte Abell. » Ist sie auf? «
» Ich bin hier « , sagte Joanna und beugte sich vom Beifahrersitz aus so weit vor, da ß Abell sie sehen konnte, obwohl die in die Kontrolltafel eingebaute Miniaturkamera auf Jamie gerichtet war.
»Oh, gut. Ich sage denen oben in der Mars 2, sie sollen sie direkt zu euch runterschicken.«
»Wie geht es euch?« fragte Jamie.
Abell drehte den Kopf hin und her. » Reed pumpt so viel Vitamin C in uns rein, da ß ich mir vorkomme, als w ü rde ich mich in einen Orangenhain verwandeln. Ich kann den Kopf sch ü tteln, ohne da ß mir schwummrig wird, aber ich f ü hle mich immer noch wie Hundefutter in Dosen. «
Jamie merkte, daß er selbst sich wie gegessenes Hundefutter fühlte. Und daß Abell ihn nicht fragte, wie es ihm ging.
»Dimitri und Ollie sind draußen und machen den zweiten Rover fertig. Mikhail läßt über die Bildfunkverbindung den Boss raushängen und macht ihnen das Leben schwer. Er ist zu schwach, um selber rauszugehen, und macht ihnen deshalb andauernd die Hölle heiß.«
» Wie lange wird es noch dauern, bis sie aufbrechen? « fragte Jamie.
» Eine Stunde. H ö chstens zwei. Mikhail nimmt Dimitri mit. Ollie ist stocksauer. «
» Hat keinen Sinn, mehr H ä ute zu riskieren als n ö tig « , sagte Jamie.
» Reed kommt auch mit. «
» Tony? Der geht raus? «
» Ja. Er sagt, wenn sie bei euch sind, werdet ihr einen Arzt brauchen. «
Das ist ein tr ö stlicher Gedanke, dachte Jamie.
» Okay « , verabschiedete sich Abell. » Ich sage denen Bescheid, da ß sie euch die Botschaft aus Kaliningrad runterbeamen. «
Der Bildschirm wurde kurz dunkel und flackerte: dann nahm das Bild eines m ü den alten Mannes Gestalt an. Sein rotes Haar war zerzaust, sein kleiner Spitzbart ungepflegt, sein Hemdkragen offen. Er stellte sich als Chef der Flugleitung vor.
» Meine Botschaft ist an Doktor Joanna Brumado gerichtet, und sie ist privater Natur. Eigentlich handelt es sich um eine Frage, die Doktor Brumado uns beantworten mu ß.«
Jamie drehte die kleine, auf einem Kugelgelenk montierte Kamera an der Kontrolltafel zu Joanna, w ä hrend der Flugleiter z ö gerte, als wartete er auf ihn oder auf eine Antwort. Dann holte er tief Luft und legte los:
» Doktor Brumado, bei dieser Frage geht es um Ihren Vater. Wie Sie wissen, geh ö rt er zum engeren Umfeld unserer Mission und war stets auf dem laufenden ü ber die t ä
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