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Mars

Mars

Titel: Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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war. Ihr Zimmer war ordentlich aufger ä umt, geleerte Koffer stapelten sich in der gegen ü berliegenden Ecke, der Kleidersack hing hinter der T ü r. Ihr Laptop stand offen auf dem Schreibtisch, aber der Bildschirm war dunkel und stumm. An den W ä nden hingen keine Bilder, und es waren keine pers ö nlichen Dinge zu sehen.
    Jamie nahm auf dem Stuhl Platz, der neben dem Bett stand.
    » Wie ich schon allen anderen erz ä hlt habe « , begann Jamie, » hat Doktor Li mich gebeten, hier in McMurdo zu bleiben, um Ihnen und dem Rest Ihrer Gruppe zu helfen, die sechs Wochen hier m ö glichst leicht und gewinnbringend zu ü berstehen. «
    Joanna ging zum Schreibtisch, setzte sich auf den Stuhl dahinter und verwandelte den Schreibtisch auf diese Weise in eine sch ü tzende Barriere.
    Mit v ö llig ernster Miene sagte sie: » Wir k ö nnen ehrlich zueinander sein, James. «
    » Jamie. «
    Ihre Lippen verzogen sich nicht zu einem L ä cheln. Ihre leuchtenden dunklen Augen schauten d ü ster drein. » Sie sind hier, um daf ü r zu sorgen, da ß ich diesen Teil des Trainings durchstehe. Sie sind dageblieben, weil ich Alberto Brumados Tochter bin, und aus keinem anderen Grund. «
    Na, ein Dummkopf ist sie also nicht, sagte sich Jamie. Sie gibt sich keinen Illusionen hin. Macht sich nichts vor.
    » Doktor Li hat mich gebeten zu bleiben « , sagte er.
    » Meinetwegen. «
    » Es war seine erste gro ß e Entscheidung als Expeditionskommandant. «
    Ihre Augen lie ß en seine nicht los. » Und was ist mit Ihrem Training? Ihre eigene Gruppe macht doch mit dem regul ä ren Programm weiter, nicht wahr? «
    » Sie gehen nach Utah, ja. «
    » Und Sie? «
    Jamie zwang sich, die Schultern zu heben. » Ich habe den Sommer meistens in New Mexico verbracht. Vielleicht meint Doktor Li, da ß ich nicht noch mehr Zeit in der W ü ste brauche. «
    Joanna sch ü ttelte den Kopf. » Er hat Sie gebeten, hierzubleiben? Er selbst? Pers ö nlich? «
    » Ja. «
    » Und Sie haben sich einverstanden erkl ä rt? «
    » Was hatte ich denn f ü r eine Wahl? H ä tte ich Li sagen sollen, da ß ich mich weigere, seiner ersten gr öß eren Entscheidung zu gehorchen? Wie s ä he das in meiner Akte aus? «
    Sie bi ß sich auf die Unterlippe. » Ja, er hat Ihnen eigentlich gar keine Wahl gelassen, nicht wahr? «
    » Nun, ich bin hier und Sie sind hier, also sollten wir versuchen, das Beste daraus zu machen. «
    » Aber Sie verwirken Ihre Chance, bei der Mission mit dabei zu sein, und das nur meinetwegen. «
    » Ich glaube, das ist schon entschieden « , sagte Jamie, ü berrascht von der un ü berh ö rbaren Bitterkeit in seinem Ton.
    » Ich k ö nnte meinen Vater anrufen « , sagte Joanna z ö gernd. Sie wandte den Blick ab. » Ich k ö nnte ihm sagen, was Doktor Li Ihnen angetan hat. «
    Jamie versuchte, hinter ihre Worte vorzudringen, zu verstehen, was in ihr brodelte. Sie war nicht w ü tend, aber etwas strahlte von dieser elfenhaften Frau aus, die dort hinter dem Schreibtisch sa ß . War es Angst? Verbitterung? Oder auch Ä rger ü ber die Ungerechtigkeit?
    » Haben Sie Angst, da ß die anderen denken k ö nnten, Sie w ü rden besonders behandelt? «
    » Ich werde doch besonders behandelt! «
    » Und das gef ä llt Ihnen nicht? «
    » Es k ö nnte Sie Ihre Chance kosten, bei der Mission mit von der Partie zu sein. «
    » Aber es ist wichtig f ü r Ihren Vater, da ß Sie zum Mars fliegen. «
    Ihre Augen wurden noch gr öß er.
    » Ist es auch wichtig f ü r Sie? « fragte Jamie.
    » Wichtig? Da ß ich zum Mars fliege? «
    » Ganz recht. «
    » Nat ü rlich ist das wichtig! Glauben Sie, ich bin nur hier, um mir die W ü nsche meines Vaters zu eigen zu machen und sie zu befriedigen? «
    Irgendwo in seinem Innern registrierte Jamie, da ß Joanna sch ö n war. Ihr K ö rper war jedenfalls durchaus erwachsen; nicht einmal der unf ö rmige Sweater konnte das verbergen. Es war ihr Gesicht, das ihr das verlorene, schutzlose Aussehen eines Stra ß enkindes verlieh, verletzlich, aber wissend. Und diese leise, fl ü sternde Stimme. Ihre tiefen braunen Augen waren gro ß und fast so dunkel wie die von Jamie.
    Jamie schaute in diese leuchtenden Augen und sah Gef ü hle, die miteinander im Widerstreit lagen. Wovor hat sie Angst, fragte er sich. Sie sagt, sie will nicht die Schachfigur ihres Vaters sein, aber sie will auch keinesfalls auf der Strecke bleiben. Das ist unverkennbar. Sie will zum Mars. Unbedingt.
    » Ich werde Ihnen helfen « , sagte er. » Das ist jetzt mein Job.

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