Mars
bereit finden, das arme Frauenzimmer hinterher zu tr ö sten. «
Er l ö schte den Bildschirm und schaute erwartungsvoll zur T ü r. Genau zum verabredeten Zeitpunkt klopfte Franz Hoffmann einmal an, ö ffnete dann die T ü r und betrat das Krankenrevier. Er sah aus, als w ä re er bereit, einen Ritterschlag zu empfangen. Das runde Gesicht war rasiert und rosarot geschrubbt, das Haar mit Gel zur ü ckgek ä mmt, und er trug ein frisches, steifes Hemd und eine Hose mit einer B ü gelfalte, mit der man Brot schneiden konnte. Sogar seine Schuhe waren poliert.
» Kommen Sie rein, kommen Sie rein « , sagte Reed vergn ü gt.
Während der oberflächlichen Untersuchung hatte Reed Mühe, ernst zu bleiben. Er mußte immer wieder an Brownings wundervolles Selbstgespräch im spanischen Kloster mit seiner perfekten Schlußzeile denken: »G-r-r – du Schwein!«
Reed plauderte freundlich und in seinem besten Ärzteton mit dem Österreicher. Hoffmann standen im Gespräch nur zwei Verhaltensweisen zu Gebote, soweit Reed erkennen konnte: entweder finsterer Argwohn oder blasierte Überheblichkeit. Der Österreicher nahm Reeds Freundlichkeit für bare Münze und reagierte darauf mit einem Hochmut, der Reed rasend machte. Er merkt nicht einmal, daß er es tut, dachte Reed. Was ihm erst recht das Genick brechen würde.
W ä hrend er Hoffmanns Blutdruck ma ß , ihn bat, sich auf den Tisch zu legen, damit er ein EKG machen konnte, und hier und dort auf ihm herumklopfte, brachte Reed langsam und geschickt das Gespr ä ch auf das Thema Frauen.
» Ich wei ß nicht, wie Sie das machen « , sagte er gewandt. » Bei h ü bschen M ä dchen scheine ich zwei linke H ä nde zu haben. «
» Das liegt wahrscheinlich an Ihrem Schulsystem « , erwiderte Hoffmann hochn ä sig. » Ihr Engl ä nder werdet auf Jungenschulen geschickt. Au ß er euren M ü ttern und Kinderm ä dchen bekommt ihr keine Frauen zu sehen, bis ihr euren Collegeabschlu ß macht. Daher gibt es bei euch auch so viele Homosexuelle. «
Reed setzte ein sonniges Lächeln auf. G-r-r – du Schwein! dachte er im stillen.
»Die meisten jungen Frauen suchen Vaterfiguren«, erläuterte Hoffmann. »Es ist gar nicht nötig, sie großartig zum Abendessen auszuführen; stellen Sie ihnen gegenüber nur eine Mischung aus Autorität und Freundlichkeit zur Schau, und sie werden Ihnen geradezu ins Bett fallen.«
» Ist das wahr? «
» Bei mir hat es immer geklappt. Die einzige Schwierigkeit ist, da ß sie manchmal nicht merken, wann die Aff ä re vorbei ist. Man braucht gro ß es Geschick, um sie wieder loszuwerden. Jedenfalls mehr, als um sie ins Bett zu bekommen. «
» Hmm, dar ü ber habe ich noch nie nachgedacht. «
» Bei dieser Mission hier mu ß man nat ü rlich sehr vorsichtig und sehr diskret sein. Und sich die Frauen genau aussuchen. Die einen wissen, was sich geh ö rt, die anderen nicht. «
» Ja, ich verstehe. « Reed schwieg gerade lange genug, um sich ein Lachen zu verbei ß en. » Woran erkennt man denn, wer zu welcher Sorte geh ö rt? «
Hoffmann setzte ein ö liges, durchtriebenes L ä cheln auf und winkte Reed n ä her zu sich heran.
» Sie testen Ihre Versuchspersonen nat ü rlich vor dem Flug « , fl ü sterte er. » Was sollte ein guter Wissenschaftler sonst tun? «
» Die Versuchspersonen testen? Oh, nat ü rlich. Tun Sie das gerade? «
Etwas flackerte in Hoffmanns Augen auf. Eine Ahnung von Gefahr vielleicht. Die Erkenntnis, da ß er zuviel redete.
» Ein Gentleman schweigt und genie ß t « , erwiderte er ein wenig steif.
Reed zog eine Augenbraue hoch. » Ja, mir ist schon klar, da ß es heikel werden k ö nnte, wenn man mit den Frauen hier etwas anf ä ngt. Das Thema › Sex w ä hrend der Mission ‹ bereitet den Projektmanagern gro ß es Kopfzerbrechen. Sie wollen nicht, da ß das reibungslose Funktionieren des Teams derart gest ö rt wird, wissen Sie. «
Hoffmann zog ebenfalls eine Augenbraue hoch. » Vielleicht w ü rde das Team reibungsloser funktionieren, wenn bei dem Unternehmen eine gewisse Menge Schmiermittel im Spiel w ä re. «
» Schmiermittel! Das ist gut! «
Hoffmann schaute selbstzufrieden drein, sagte aber nichts mehr.
» Wissen Sie. « – Reed senkte die Stimme dabei zu einem verschw ö rerischen Fl ü stern – » in der Gruppe hier gibt es eine Frau, die Sie sehr aufmerksam beobachtet hat. «
» Ach ja? «
» Sie hat mir gegen ü ber nichts gesagt, verstehen Sie, aber mir ist nicht entgangen, da ß sie von Ihnen fasziniert ist.
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