Mars
Sie daran interessiert sind, die Suche nach Meteoriten fortzusetzen, bin ich gern bereit, Ihnen zu helfen. «
Hoffmann be ä ugte Jamie stumm, dann machte er sich wieder daran, zusammengelegte Kleidungsst ü cke aus einem gro ß en Koffer auf dem Bett zu nehmen und in ordentlichen Stapeln in den Schubladen der Kommode zu verstauen.
» Ich kann Ihnen zumindest zeigen, welche Gebiete ich schon durchforstet habe « , sagte Jamie. » Au ß er, Sie wollen die Gebiete, in denen nichts gefunden worden ist, noch mal absuchen. «
» Diese Informationen sind doch in der Datenbank, oder nicht? « fragte Hoffmann.
Er war ungef ä hr so alt und so gro ß wie Jamie, wirkte aber d ü nn und beinahe schw ä chlich, w ä hrend Jamie kr ä ftig und gedrungen war. Hoffmann hatte runde Schultern und ein rundes Gesicht. Sein Haar wurde bereits grau und war so kurz geschnitten, da ß es dicht am Sch ä del anlag. Sein Gesicht war der Inbegriff finster br ü tenden Mi ß trauens – kleine, zusammengekniffene Augen und schmale, fest zusammengepre ß te Lippen. Wenn man ihm ein Monokel aufsetzen w ü rde, dachte Jamie, dann s ä he er wie ein alter Nazi-General aus.
» Ja, im Computer ist eine vollst ä ndige Datei von meinen Exkursionen auf den Gletscher « , erwiderte Jamie gelassen. » Aber wenn man erst mal da drau ß en auf dem Eis ist, verlieren die Computerdaten viel von ihrer Bedeutung. Nicht mal die Satellitenbilder sind da drau ß en noch eine gro ß e Hilfe. «
» Ich habe schon Arbeit im Gel ä nde gemacht « , sagte Hoffmann steif. » Ich bin im Schatten der Alpen geboren. Das ist mir alles keineswegs neu. «
» Wie Sie meinen « , sagte Jamie. Er wandte sich zum Gehen.
» Warten Sie. «
» Wozu? «
Hoffmann stand mitten im Zimmer. Seine Finger trommelten ungeduldig an die Seiten seiner schweren Wollhose, ohne da ß er es merkte.
» Sagen Sie « , sein Ton war nicht mehr ganz so scharf, » wie kommt Doktor Li darauf, da ß ich einen Assistenten brauche? «
» Es ist nicht …«
Hoffmann lie ß Jamie nicht aussprechen. » Sie hatten keinen Assistenten. Keiner der anderen Geologen hat Assistenten. Ist Li etwa der Meinung, da ß ich unf ä hig bin? Glaubt er, ich schaffe es nicht allein? Will er mich auf diese Art dezent loswerden? «
Jamie merkte, wie ihm das Kinn herunterfiel. Hoffmann war ebenso besorgt und ä ngstlich wie er. Hinter der spr ö den Fassade steckte ein Mann, der genau wie Jamie Angst davor hatte, auf der Strecke zu bleiben.
Mist! knurrte Jamie in sich hinein. Es w ä re so viel einfacher, wenn ich den Kerl hassen k ö nnte.
4
Nach dem Mittagessen und der kurzen Einführungsansprache des Kommandanten der Basis verbrachte Jamie den Rest des Tages damit, alle Neuankömmlinge einzeln zu begrüßen und ihnen zu erklären, daß er dazu da sei, ihnen auf Wunsch mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Er fühlte sich unwohl und kam sich eher wie ein unerwünschter und nicht benötigter Gehilfe als wie ein geschätzter Verbündeter vor, dem man vertraute.
Sein Inneres war in Aufruhr wegen Hoffmann. Gehe eine Meile in den Mokassins des anderen, dachte er. Klar. Tolle Idee. Kein Wunder, daß die Indianer von den Weißen überrannt worden waren.
Nach seinen Gespr ä chen mit den ersten drei Neuank ö mmlingen hatte Jamie eine kleine Rede fertig, die rasch und mit einem Minimum an Peinlichkeit erkl ä rte, warum er in der Basis geblieben war und was er ihnen anbot. Die Reaktionen der Neuank ö mmlinge variierten von Hoffmanns Angst, f ü r unzul ä nglich gehalten zu werden, bis zu Tony Reeds zynischem, wissendem L ä cheln.
» Ist die kleine Joanna dar ü ber im Bild, da ß Sie ihren pers ö nlichen Begleiter spielen sollen? « fragte Reed.
» Ich glaube nicht, da ß jemand es ihr mitgeteilt hat « , erwiderte Jamie.
Reeds schiefes Grinsen wurde beinahe h ö hnisch. » Sie m üß te ja ein Dummkopf sein, wenn sie nicht von selbst darauf k ä me. «
» Mag sein « , sagte Jamie.
Er hatte sich Joanna bis zuletzt aufgehoben, und jetzt, wo er so frustriert und ersch ö pft war wie in dem Winter, als er mit dem Fahrrad durch sein Viertel in Berkeley gefahren war und versucht hatte, Zeitschriftenabonnements zu verkaufen, klopfte er an die T ü r ihres Zimmers.
Sie ö ffnete die T ü r, blickte zu ihm auf und l ä chelte.
» Kommen Sie herein « , sagte Joanna Brumado mit ihrer Kleinm ä dchenstimme. » Setzen Sie sich. «
Sie hatte immer noch den Sweater und die Jeans an, in denen sie angekommen
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