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Mars

Mars

Titel: Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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autark und konnte die Mission vollenden.
    Jetzt standen Jamie und die anderen da und warteten darauf, da ß die zweite H ä lfte ihrer Expedition auf der staubigen Oberfl ä che aufsetzte.
    » Da! « entfuhr es Wosnesenski, und sie drehten sich alle um und sahen einen Punkt am Himmel, der rasch auf sie zukam – gestaltlos und formlos, noch zu hoch oben, um mehr zu sein als ein dunkler Fleck, der einem Stein gleich ü ber den rosafarbenen Himmel sauste und einen hellen, flammenden Kondensstreifen hinter sich herzog wie eine Sternschnuppe.
    Mein Gott, dachte Jamie, so haben wir gestern auch ausgesehen.
    Dann str ö mte ein farbiger Strahl von der Spitze des Flecks weg und erbl ü hte zu einem Trio gro ß er wei ß er Fallschirme. Der Lander wurde langsamer, bewegte sich durch seinen eigenen Schwung weiter, schwankte leicht und sank dem Boden entgegen. Die drei gro ß en, ausgebreiteten Fallschirme ü ber ihm sahen wie Engelsfl ü gel oder wie Sonnensegel eines W ü stenstammes aus. Aber er kam immer noch zu schnell herunter, viel zu schnell. Jamie klopfte das Herz bis zum Hals; er schaute mehrere Minuten lang zu, wie der Lander rasch herabsank.
    Er wurde immer gr öß er, wuchs zu einer unansehnlichen Kombination von Untertasse und Teetasse heran: die kreisrunde Aerobremsschale, dar ü ber der zylindrische Korpus des Landefahrzeugs. Jamie sah, da ß die keramische Unterseite der Aeroschale von ihrem gluthei ß en Flug durch die obere Atmosph ä re des Mars geschw ä rzt und gestreift war.
    Mit einemmal l ö sten sich die Fallschirme von dem Lander und flogen davon, verlorene Engel, die ü ber die marsianische Landschaft wanderten. Das Fahrzeug schien in der Luft zu taumeln. Grauwei ß e Dampfst öß e kamen aus den Kontrolld ü sen, als der Lander schwankte und sich aufrichtete. Einen Moment lang stand er in der Luft.
    Die Bremsraketen feuerten kurze, sporadische Sch ü be ab und wehten Kies und wirbelnde Staubteufel am Boden auf, w ä hrend die ü berdimensionale Untertasse mit der Teetasse darauf ganz, ganz langsam herabsank, gepolstert vom hei ß en Abgasstrahl der Raketen. Durch seinen Helm konnte Jamie das periodische Kreischen der Bremsraketen h ö ren. Es klang wie das schrille Stakkato eines ä ngstlichen Vogels.
    Der Lander kam ü ber hundert Meter entfernt herunter, doch trotzdem prasselte ein kleiner Sandsturm auf Jamies Anzug ein. Er widerstand dem auf der Erde ausgepr ä gten Impuls, sich in den Wind zu lehnen; in dieser d ü nnen Atmosph ä re gab es keinen richtigen Druck, der auf ihn einwirkte.
    Schlie ß lich verstummte der L ä rm, der Sandsturm legte sich, und die Segmente der Aeroschale fielen wie die welken Bl ü tenbl ä tter einer riesigen Metallblume zu Boden.
    » Das war ’ s! Wir sind unten! « h ö rte Jamie in seinem Kopfh ö rer.
    Es hatte verblüffend wenige Meinungsverschiedenheiten über die Sprache gegeben, die auf dem Mars gesprochen werden sollte. Die Wissenschaftler hatten schon seit über einem halben Jahrhundert weltweit eine gemeinsame Sprache, und das war Englisch. Die Flugzeugpiloten und die Bodenkontrolleure ebenso. Ein paar Politiker hatten eine Art Streit darüber angefangen, mehr ihren eigenen nationalen Egos zuliebe als aus irgendeinem ernsthaften Grund. Die Franzosen hatten besondere Schwierigkeiten gemacht. Doch am Ende mußten sie sich der Tatsache stellen, daß die einzige Sprache, die alle ihre zukünftigen Forscher sprachen, Englisch war.
    Trotzdem unterhielt sich Wosnesenski über den Sprechfunk in seinem Anzug auf Russisch mit dem Piloten des zweiten Landers, Aleksander Mironow, während Ilona Malater und Tony Reed die handgroßen Videokameras auf die Stative montierten.
    Joanna Brumado wandte sich in ihrem leuchtend orangefarbenen Anzug an Jamie. » Ich nehme an, wir sind nur die Speertr ä ger. «
    » Waterman! « ert ö nte Wosnesenskis Stimme in Jamies Kopfh ö rer. » Nehmen Sie den Fotoapparat und machen Sie Aufnahmen von der Struktur der Aerobremse. «
    » Eine Speertr ä gerin « , sagte Jamie zu Joanna.
    » Brumado! « rief der Russe. »Ü berwachen Sie die Gasemissionen der Landef ä hre. «
    Er h ö rte die Brasilianerin laut lachen. » Keine Speertr ä ger. «
    Nach etwas mehr als einer Viertelstunde schlug der Lukendeckel des Landefahrzeugs auf, und die d ü nne Metalleiter glitt zu dem roten Staub herab. Eine Gestalt in einem strahlend roten Druckanzug erschien in der Luke. Das mu ß der andere Russe sein, dachte Jamie, w ä hrend er Fotos f ü r die

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