Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mars

Mars

Titel: Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
Vom Netzwerk:
einen Nervenzusammenbruch bekommt, bevor wir nach Hause zur ü ckkehren, w ä re ich geradezu sprachlos vor Ü berraschung. Nicht einmal die Japaner sind dazu geschaffen, so eng zusammenzuleben.
    Die Ingenieure hatten s ä mtliche physischen Probleme der Marsmission vorausgesehen, die Bedenken der Psychologen jedoch bewu ß t ignoriert. Nein, sie waren vielmehr ü ber all diese Bedenken hinweggegangen, indem sie den Psychologen befahlen, › ausgeglichene ‹ Personen auszuw ä hlen, die selbst unter den Druckkochtopfbedingungen dieser Mission stabil blieben. Li wu ß te nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Unter diesen Bedingungen stabil bleiben! Wie soll man stabil bleiben, wenn man nahezu zwei Jahre lang auf Sex verzichten mu ß ? Die Mission h ä tte von Polynesiern geplant werden sollen statt von Russen und Amerikanern, den beiden pr ü desten V ö lkern der Welt.
    Und jetzt hat dieser Indianer mit seinen t ö richten Worten seine Regierung aufgebracht. Damit hat keiner von uns gerechnet.
    Zumindest war das Schiff jetzt nicht mehr ganz so überfüllt, nachdem die Hälfte der Besatzung zum Mars abgestiegen war. Li lehnte sich in seinen weichen, nachgiebigen Stuhl zurück. Aus dem Augenwinkel sah er die rötliche Rundung des Mars vor dem runden Fenster seiner Kabine vorbeiziehen. Die Mars 2 war in ihrer Umlaufbahn nach wie vor durch ein Raumseil mit ihrem Zwillingsschiff verbunden, der fünf Kilometer entfernten Mars 1, und die beiden Schiffe rotierten immer noch um ihr gemeinsames Zentrum, um eine annähernde Marsschwerkraft aufrechtzuerhalten. Falls es notwendig sein sollte, einen Ersatzmann oder eine Ersatzfrau zur Oberfläche hinunterzuschicken, konnte er oder sie sofort gehen. Sie waren alle an die Marsschwerkraft akklimatisiert.
    Li war froh, daß sie auf ihrer langen Reise nicht für längere Zeit in der Schwerelosigkeit leben mußten. Ihm wurde dabei immer schlecht; allein schon beim Gedanken an endlose Monate in der Schwerelosigkeit wurde ihm flau im Magen.
    Mit einem schweren Seufzer schob er seinen Stuhl von der Kommunikationskonsole zur ü ck und stand auf, fast zwei Meter gro ß , d ü nn wie ein Besenstiel. Der fest zugekn ö pfte Kragen seines Overalls stie ß gegen die alte Narbe an seinem Hals, eine Erinnerung an die Unruhen w ä hrend seiner Studentenzeit in Shanghai. Der einzige Schmuck an dem olivbraunen Kleidungsst ü ck waren sein Namenszug auf der linken Brustseite und die Schulterklappe der ersten Marsexpedition.
    Wie albern, daß sich die Amerikaner über ein paar Worte aufregen, dachte er. Aber sie haben ihre Probleme mit den Indianern niemals ganz gelöst. Li runzelte die Stirn. Nein, sie nennen sie nicht mehr Indianer’. Amerikanische Ureinwohner? Amerinds? Worte sind wichtig, erkannte er, erst recht bei einem Volk, das von seinen Medien regiert wird.
    Als Kommandant der ersten Marsexpedition hatte Li Chengdu uneingeschränkte Macht und zugleich auch uneingeschränkte Verantwortung. Zwei Dutzend Menschen waren ihm anvertraut, ihr Leben lag in seinen Händen. Die Hälfte von ihnen – jene Hälfte, die er beneidete – war unten auf dem Boden des Mars. Waterman war nicht die erste Wahl unter den Geologen gewesen, nicht einmal die zweite. Aber der junge Mann ist dort unten auf der Oberfläche des Mars; sein Tao ist so mächtig, daß es die Wege aller anderen formt und verwandelt, die mit ihm in Berührung kommen, selbst den meinen.
    Wir alle, die wir hier oben im Orbit geblieben sind, wir halten uns insgeheim f ü r zweitklassig. Wir haben hier oben wichtige Aufgaben zu erf ü llen, aber mit Ausnahme der wenigen, die die winzigen Monde erkunden werden, w ü rden die Wissenschaftler hier mit Freuden Morde begehen, wenn sie dadurch die Chance bek ä men, einen der M ä nner oder eine der Frauen unten auf dem Planeten zu ersetzen.
    Ich bin melodramatisch, seufzte er in sich hinein. Das sind alles erwachsene Menschen, die ges ü ndesten und stabilsten M ä nner und Frauen aus den Tausenden, die bei dieser Expedition dabeisein wollten. Die Besten der Besten. Nat ü rlich haben sie ihre Probleme. Wir alle sind mit Belastungen und emotionalen Spannungen konfrontiert. Es w ä re t ö richt, etwas anderes zu erwarten. Meine Aufgabe besteht darin, diese Probleme beizulegen und daf ü r zu sorgen, da ß sie uns bei der Erf ü llung unserer Mission nicht in die Quere kommen.
    Aber wie gesund und stabil war es, da ß dieser Amerikaner in Navajo zu den Medien der Welt gesprochen hat? Wie gesund und

Weitere Kostenlose Bücher