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Mars

Mars

Titel: Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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stabil ist es, wenn jemand zu einer anderen Welt fliegen, sein Leben f ü r den Nervenkitzel riskieren will, den Fu ß dorthin zu setzen, wo vor ihm noch niemand gewesen ist?
    Ach, sagte sich Li, vielleicht ist das eine Form von g ö ttlichem Wahnsinn. Das Menschentier ist und war stets ein Forscher, ein Wanderer. Die Vorfahren des jungen Waterman w ä ren niemals von Asien nach Amerika gekommen, wenn es nicht so w ä re.
    Mit zwei Dutzend solchen wandernden Seelen fertigzuwerden und gleichzeitig ihre Aufseher auf der Erde zu bes ä nftigen – das erfordert die Geduld eines Konfuzius, die Intelligenz eines Einstein und die List eines Machiavelli. Ich bin keiner von ihnen.
    Doch was diese jungen M ä nner und Frauen angeht, was die Flugkontrolle in Kaliningrad und Houston angeht, bin ich all das und mehr. Und diesen Eindruck mu ß ich auch weiterhin bei ihnen erwecken – wenn auch aus keinem anderen Grund, als um sie vor ihren Politikern auf der Erde zu besch ü tzen. Selbst wenn ich mich wirklich gern an diese schlanke junge Blondine heranmachen w ü rde, die f ü r die Kartographie-Kameras zust ä ndig ist. Was f ü r ein verf ü hrerisches L ä cheln sie hat!
    Li seufzte schwer. Verdammt anstrengend, ein Weiser zu sein.

SOL 2
    ABEND
     
    »Toshima«, verbesserte der Japaner. »Nicht Toshima.«
    Jamie nahm mit einer kleinen, unbewußten Verbeugung zur Kenntnis, wie man den Namen des Meteorologen aussprach. Toshimas Stimme war sanft, und er lächelte beim Sprechen, aber es war klar, daß er seinen Namen auf seine Weise ausgesprochen haben wollte. Er wirkte groß für einen Japaner: etwas größer als Jamie selbst, stämmig und mit einem runden, flachen Gesicht.
    Die Messe war fast schon ü berf ü llt, wenn sie alle zw ö lf beisammen sa ß en. Sie hatten die drei Tische zusammengeschoben und feierten nach einem langen Tag, an dem sie Vorr ä te und Ausr ü stung entladen hatten, mit einem festlichen Dinner.
    Wosnesenski und der zweite Russe, Mironow, sa ß en Schulter an Schulter an einem Ende des Tisches, zwei gedrungene Hydranten in grauen Overalls. Links von den Russen schlossen sich die amerikanischen Astronauten an, Connors und Paul Abell. Die drei Frauen sa ß en den Amerikanern gegen ü ber, und die anderen Wissenschaftler hatten um den restlichen Tisch herum Platz genommen.
    Nachdem sie mit dem Entladen des zweiten L/AV fertig gewesen waren, hatte Jamie ü ber eine Stunde seiner freien Zeit damit verbracht, ein paar beschwichtigende Zeilen f ü r Houston abzufassen. Er hatte sich so genau an Lis Worte gehalten, wie er sie in Erinnerung hatte: » Ich wurde von Gef ü hlen ü berw ä ltigt, als ich den Boden des Mars betrat, und verfiel in die Sprache meiner Vorfahren. « Das m üß te die bl ö den Hurens ö hne zufriedenstellen, dachte er, als er seine Entschuldigung zu dem ü ber ihnen kreisenden Raumschiff hinaufschickte.
    Jetzt sa ß er an dem improvisierten E ß tisch, flankiert von Seiji Toshima auf der einen und Tony Reed auf der anderen Seite.
    » Ich habe mich gefragt, weshalb die Japaner nicht schon im ersten Team vertreten waren « , sinnierte Reed, w ä hrend er in seinen vorgekochten Rindfleischstreifen herumstocherte. » Schlie ß lich w ä ren wir ohne Japans Geld und Elektronik nie im Leben hierher gekommen. «
    Toshima blickte von seinem Reis mit Fisch auf und sah den Engl ä nder an. » Diese Entscheidungen sind von den Politikern getroffen worden. Japan ist nicht so stolz; ein Unterschied von einem Tag macht nichts aus. Es gen ü gt uns, da ß wir an dieser Expedition beteiligt sind. «
    Reed zwinkerte Jamie zu und zog Toshima weiter auf: » Ja, aber immerhin – selbst Israel und Brasilien waren vor Japan vertreten. «
    » Und sogar England « , sagte Toshima d ü nn.
    » Ja, aber England vertritt die Europ ä ische Gemeinschaft « , konterte Reed.
    Toshima verbeugte sich leicht.
    » Und dann sind da nat ü rlich auch noch die Navajo-Indianer « , fuhr Reed liebensw ü rdig fort.
    Jamie legte seine Plastikgabel hin. » Tony, Sie wissen so gut wie jeder andere hier, da ß die endg ü ltigen Entscheidungen dar ü ber, wer an Bord welches Schiffes gehen sollte, die Reihenfolge der Landungen festgelegt haben. Warum reiten Sie darauf herum? «
    » In der Tat « , sagte Toshima, » es reicht uns, da ß wir hier sind, ganz gleich, in welcher Stunde jeder von uns den ersten Stiefelabdruck im Boden hinterlassen hat. «
    Reed nickte gn ä dig und strich die st ö rrische sandfarbene Locke zur ü

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