Mars
Luftschleuse baute Connors eine der Fernsehkameras für sein Bildungsprogramm auf. Eine kleine Kiste mit Requisiten stand zu seinen Füßen. Die anderen hatten sich so weit vorgebeugt, wie es die Anzüge erlaubten, und suchten den sandigen Boden aufmerksam ab, wie ein Trupp Platzwarte, die nach Abfall Ausschau hielten. Oder wie die Frauen auf diesem berühmten Gemälde, dachte Jamie. Ährenleserinnen - Genau das tun wir hier, wir lesen Dinge auf, versuchen, in dieser eisigen Wüste kleine Bröckchen Nahrung für unseren Geist zu finden.
Verdammt schwierig, in dem Anzug den Boden zu sehen, grummelte Jamie im stillen. Biegsam ist das Ding so gut wie gar nicht. Wer immer diese Aluminiumdosen entworfen hat, an die Arbeiten, die wir in ihnen ausführen müssen, hat er nicht gedacht.
Toshima war rund zwanzig Meter von der Kuppel entfernt emsig damit besch ä ftigt, auf der von den beiden Landefahrzeugen abgewandten Seite eine Wetterstation aufzubauen. Sein pfirsichfarbener Anzug verschmolz viel besser mit dem rostroten Hintergrund, als Jamie gedacht h ä tte. Er ist richtiggehend getarnt. Das k ö nnte ein Problem werden. Die Anzugfarben waren unter dem Gesichtspunkt ausgew ä hlt worden, da ß sie sich deutlich gegen die Marslandschaft abhoben. Wer, zum Teufel, hatte das Pfirsich genehmigt?
Ilona nahm das lockere, sandige Erdreich mit einer kleinen Schaufel auf und kippte es in eine Schachtel. Sie, Joanna und Monique wollten versuchen, im Innern der Kuppel ein Sortiment von Bohnen, K ü rbissen, Erbsen und Gurken anzubauen und dabei so viele einheimische marsianische Ressourcen zu benutzen wie m ö glich – einschlie ß lich Wasser, wenn sie welches entdeckten. Unter anderem wollten sie damit herausfinden, wie sich die geringere Marsschwerkraft auf das Wachstum und die Gr öß e der Pflanzen auswirken w ü rde. Sie hatten vor, ihre kleine agrikulturelle Versuchseinrichtung zum Raumschiff in der Umlaufbahn mitzunehmen und das Experiment auf dem R ü ckflug zur Erde weiterzuf ü hren.
Zuerst werden sie das Erdreich erhitzen m ü ssen, damit sich die Oxide darin verfl ü chtigen, dachte Jamie. Sonst w ä re es so, als w ü rde man Samen in Bleichmittel anpflanzen.
Er wandte seine Aufmerksamkeit den Steinen zu.
An denen herrschte kein Mangel. Gro ß e Bl ö cke von ü ber einem Meter Durchmesser, jede Menge kleinere bis hinab zur Gr öß e von Kieselsteinen. Viele sahen zernarbt aus, von der Verwitterung gezeichnet. Regen konnte es nicht gewesen sein, dachte Jamie. Hat hier bestimmt seit einer Milliarde Jahren nicht mehr geregnet. Aber an Wintermorgen gab es Frost. Die Steine dehnten sich in der Tagesw ä rme aus, sofern man von W ä rme sprechen konnte, und zogen sich in den bitterkalten N ä chten wieder zusammen.
Aber das w ü rde keine Vertiefungen in ihnen hinterlassen, dachte Jamie. Sie m üß ten lateral zerbrechen und abbl ä ttern, statt Dellen zu bekommen wie Golfb ä lle. Wenn sie vulkanischen Ursprungs waren, dann stammten die Narben m ö glicherweise von in den Steinen gefangenen Gasen, die ausgetreten waren und sich verfl ü chtigt hatten. Konnten die Steine von den sechs- bis siebenhundert Kilometer entfernten Vulkanen bis hierher geschleudert worden sein? Oder waren sie durch lange zur ü ckliegende Meteoriteneinschl ä ge aus dem Boden gesprengt und aus der Atmosph ä re herausgeschleudert worden, so da ß sie hinterher wie Raketengeschosse wieder eingetreten waren?
Er f ü llte die beiden mitgebrachten Beutel mit Steinen verschiedener Gr öß e, dann stellte er ü berrascht fest, da ß er bereits seit ü ber drei Stunden drau ß en war. Die Sonne stand beinahe senkrecht ü ber ihm – eine sonderbar d ü nne und blasse Imitation der Sonne, die er kannte – und schien matt aus dem lachsfarbenen Himmel.
Als er sich umdrehte, konnte er die Kuppel nicht mehr sehen, wohl aber die stumpfen, zylindrischen Spitzen der beiden Lander. In der Ferne erblickte er eins der unbemannten Raumfahrzeuge, dessen leere Ladeluke g ä hnend offenstand.
Der Horizont ist hier viel n ä her, rief er sich in Erinnerung. Dreh dich um, orientiere dich richtig.
» Waterman, Sie sind au ß erhalb des Bereichs der Ü berwachungskameras. « Wosnesenskis Stimme klang eher ä rgerlich als besorgt. » K ö nnen Sie mich h ö ren? «
» Ja, laut und deutlich. «
» Sie sind fast an der Grenze der sicheren R ü ckkehrdistanz. Kommen Sie zur Kuppel zur ü ck. «
Jamie war beinahe froh ü ber den R ü ckkehrbefehl. In den Bergen
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